Seit Jahren untersucht Holzdetektiv Zahnen kontinuierlich Möbel und Dekorationsartikel der Kette Dänisches Bettenlager. Seit Jahren wird er jedes Mal fündig. Ein Beistelltisch, angeblich aus Fichte, besteht stattdessen aus Holz aus aller Welt, darunter vom Aussterben bedrohte Tropenhölzer. In einem Stuhl aus Nussbaum und Birke befindet sich keine Birke, dafür aber Eukalyptus, Gummibaum und Pappel. Falschdeklarierung ist gängige Praxis und das Dänische Bettenlager lange kein Einzelfall.
In einer Lagerhalle in Berlin zersägt ein Mann eine Gitarre. Mit der Handsäge, fein säuberlich, in Stücke so groß wie Spielkarten. Sägespäne rieselt auf den Boden. Im Lager stapeln sich ordentlich aufgereiht zersägte Tische, Bilderrahmen und ein Lattenrost. Der Mann ist Johannes Zahnen vom WWF Deutschland und die zersägten Stücke der Gitarre müssen ins Labor. Denn Johannes Zahnen deckt Umweltverbrechen auf und nutzt dafür neue und einzigartige Methoden.
Forensische Detektivarbeit
Holz ist nicht stumm. Auch nicht, wenn es verarbeitet wurde. Mit Hilfe von Laboren kann Zahnen nachweisen, aus welchen Hölzern die Gitarren gebaut wurden, die er zersägt hat, und woher die Hölzer stammen. Die Holzart wird meist mikroskopisch bestimmt. Bei der Herkunft wird es kleinteiliger: Die atomare Zusammensetzung des Holzes ist je nach Lage des Waldes auf unserer Erde unterschiedlich. Diese Eigenschaft macht sich Zahnen zunutze. „Finde ich in Möbeln oder Instrumenten anderes Holz als deklariert, ist das ein starker Hinweis auf illegale Abholzung.“ Die Idee, den Abgründen des Holzhandels im Labor auf die Schliche zu kommen, stammt von Johannes Zahnen. Die Methode - im Lebensmittelbereich schon fest etabliert - musste für Holz mühsam weiterentwickelt werden und enttarnt seitdem regelmäßig die kriminelle Energie des Holzhandels.
Investigative Erfolge im Dänischen Bettenlager
Verbraucher:innen rät Johannes Zahnen, beim Handel nach Holzart und -Herkunft zu fragen, sich beides schriftlich geben zu lassen, so Marktdruck aufzubauen und bei Tropenhölzern generell skeptisch zu sein. Der WWF hat Labelratgeber zu Holz- und Papierprodukten entwickelt, die den Verbrauchern helfen das richtige Zertifikat zu finden.
Geradezu absurd
Die absurdesten Funde des Holzdetektivs? Ein Kinderbuch, das für den Tropenwald begeistern soll und auf Tropenwaldpapier gedruckt ist. Oder Grillkohle, die damit wirbt, kein Tropenholz zu enthalten, aber in Wirklichkeit allein daraus besteht. Auch in Musikinstrumenten wie der Gitarre, die Johannes Zahnen zersägt hat, finden sich häufiger als man denkt andere Hölzer als angekündigt. Doch illegales Holz kommt nicht nur aus den Tropen und nicht nur dort sterben für unsere Möbel Urwald und Arten.
- Einfach verfeuert: Wenn Grillkohle Urwald kostet
Der Urwald liegt vor unserer Haustüre
In den Karpaten, die sich von Tschechien über fünf osteuropäische Staaten bis nach Serbien erstrecken, liegt der größte verbliebene Urwald Europas. Hier leben Braunbären, Wisente, Wölfe und Luchse. Und hier agiert eine gut organisierte und gefährliche Holzmafia. „Nicht nur wir beim WWF sind äußerst besorgt über den massiven illegalen Holzeinschlag in Europa, vor allem in den Karpaten“, betont Johannes Zahnen. „Dahinter steht die organisierte Kriminalität, ein mächtiger Gegner. In den vergangenen sechs Jahren wurden in Rumänien sechs Förster ermordet, die ihren Wald schützen wollten.“ Der illegale Holzhandel verspricht enorme Gewinne und wegen mangelnder Strafverfolgung sind die Risiken für die Mafia gering. Johannes Zahnen arbeitet inzwischen mit Interpol zusammen, um dem mächtigen Gegner die Stirn zu bieten und die schweren Umweltverbrechen international zu verfolgen.
In Deutschland droht allenfalls eine Verwarnung
„Umweltkriminalität ist menschheitsbedrohend, aber sie wird nach wie vor nicht ernst genommen. Die Behörden sehen richtiggehend weg.“ Johannes Zahnen ist wütend. Wütend über lückenhafte Gesetze, über mangelnde staatliche Kontrollen und fehlende Strafverfolgung. Unternehmen, die mit Produkten aus illegal geschlagenem Holz handeln oder dessen Herkunft falsch deklarieren, haben weltweit und genauso in Deutschland wenig zu befürchten. Werden sie überhaupt entdeckt, wie durch die Holzdetektive um Johannes Zahnen, droht in den meisten Fällen lediglich eine Verwarnung. „Dagegen müssen wir angehen und mit unseren Analysen immer wieder zeigen, wie drastisch das Problem ist.“
„Wenn wir nicht testen, tut es keiner“
Johannes Zahnen und seine Kolleg:innen verfügen inzwischen über jahrelange Erfahrung mit dem Einsatz ihrer forensischen Methoden in verschiedenen Feldern. Doch sie dürfen nicht die einzigen bleiben, die solche Kontrollen durchführen und durchführen können.
„Mit unseren Marktanalysen stehen wir recht allein auf weiter Flur.“, so Zahnen. „Das bedeutet aber auch, wenn wir nicht testen, tut es keiner. Wir müssen unsere Tests dringend weiter ausbauen, mehr Produkte testen und unsere Methode in andere Länder tragen.“ Denn der Kampf gegen illegal geschlagenes, importiertes Holz beginnt seit der Erfindung von Johannes Zahnen im Labor.