Zwar hat sich die Zahl der Tiger auf chinesischer Seite in den letzten Jahren leicht erhöht, doch mehrere Dutzend Tiger, die dort gezählt werden, sind immer noch viel zu wenige für eine stabile Population, und vor allem Tiger-Weibchen fehlen. Die Wilderei mit Schlingfallen hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass es kaum noch Wild in den nordchinesischen Wäldern gibt und damit auch nicht genug Beutetiere für die Großkatzen. Immer wieder verfangen sie sich auch selbst in diesen Fallen, verletzen sich schwer oder sterben qualvoll.
Sie finden zu wenig Nahrung, können wichtige Lebensräume nicht erreichen oder sterben in den Schlingfallen der Wilderer. Obwohl genug Lebensraum vorhanden wäre, brauchen die Amur-Tiger im Nordosten Chinas dringend unsere Hilfe.
Kaum Beute, Wilderei und Straßen als Hindernisse
Beutemangel und Schlingfallen sind aber nicht die einzigen Gefahren für die Raubkatzen: Durch intensive forstwirtschaftliche Nutzung sind die Wälder in einem schlechten Zustand. Seit einem Einschlagstopp im Jahr 2015 dürfen zwar keine Bäume mehr in den Wäldern Nordchinas gefällt werden. Trotzdem wird es noch Jahrzehnte dauern, bis sie sich wieder erholen.
Schnellstraßen zerschneiden den Lebensraum der Tiger und Leoparden, die stark befahrene Verkehrswege meiden und nur äußerst selten überqueren. Ein Beispiel ist die Autobahn Heda Expressway, die auf einer 1.400 Kilometer langen Strecke die Städte Hegang und Dalian verbindet und den Tigern den Zugang zum Bergland von Zhangguangcai abschneidet, wo sie eigentlich gute Lebensbedingungen finden könnten.
Deshalb setzt der WWF sich dafür ein, dass der Heda Expressway mit Wildtierbrücken ausgestattet wird. Nur so können Korridore für Tiger und andere Wildtiere zwischen den Schutzgebieten geschaffen werden, und nur so können männliche und weibliche Tiger aus verschiedenen Revieren sich überhaupt erreichen.
Unser Ziel muss der Aufbau einer stabilen Tiger-Population sein, denn nur so kann das Überleben der letzten chinesischen Tiger gesichert werden.
Mit Technologie Wilderei bekämpfen
Eine weitere zentrale Rolle für erfolgreichen Tigerschutz spielen die professionelle Ausbildung und die Ausstattung der Ranger:innen mit modernster Technik. Um Wilderei zu verhindern und herauszufinden, wo es noch Tiger gibt und wohin sie sich bewegen, sind Software, Laptops und leistungsstarke Server mittlerweile essenziell.
Mithilfe der sogenannten SMART-Technologie („Spatial Monitoring and Reporting Tool") können Ranger:innen Beobachtungen übers Handy direkt auf Patrouille eintragen, in Kontrollsysteme überspielen und detailliert dokumentieren. Das ist wichtig, um Schlingfallen-Hotspots schnell zu finden und unschädlich zu machen. Kontrollen in stark betroffenen Gebieten werden so intensiviert. Auch der Erfolg der Maßnahmen zum Tigerschutz wird mit SMART-Technologie ständig überprüft. Sie gilt unter Expert:innen als gutes Beispiel dafür, wie moderne Technologie die Naturschutzarbeit voranbringen kann:
Je mehr Schlingfallen aus den Wäldern geholt werden, desto mehr Tiger und Beutetiere. Kommunen und Naturschutzorganisationen arbeiten eng zusammen und die wichtige Arbeit der Ranger:innen zeigt Wirkung: Inzwischen werden immer weniger Schlingfallen gefunden. Waren es 2015 noch 2,3 Schlingfallen auf einem Quadratkilometer, sind es heute unter 0,5.
Seit 2011 unterstützt der WWF auch die Auswilderung von Hirschen und untersucht, ob sich so langfristig die Anzahl der Hirsche in manchen Regionen als potenzielle Beutetiere für die Tiger erhöhen lässt.
Mehr Tiger für Heilongjiang
Die Tigerzahlen steigen, wenn auch nur sehr langsam. Solche Erfolge machen Hoffnung, dass es für die chinesischen Tiger noch nicht zu spät ist. Wenn wir die Arbeit der Ranger:innen mit technischer Ausrüstung unterstützen, können wir die Wilderei mit Schlingfallen stoppen, den Lebensraum der Tiger schützen und unser langfristiges Ziel erreichen: Eine stabile Tigerpopulation im Nordosten Chinas.
Tragen Sie dazu bei, dass es zukünftig mehr Tiger gibt, auch in China!