Nun ist es aber nicht die Haltung der gefährdeten Arten, weshalb der „Zoo“ in Phuket schließen muss, sondern wirtschaftliche Not. Schon lange gingen die Besucher:innenzahlen zurück. Die Corona-Pandemie und zwei Jahre geschlossener Grenzen und fehlender Touristen brachten das endgültige Aus.
Die meisten der Zootiere aus Phuket sind inzwischen in örtlichen Wildparks untergekommen. Doch die Kosten für Futter und Pflege der elf Tiger und zwei Bären übersteigen deren Möglichkeiten. Die Unterbringung großer, anspruchsvoller und lange unter widrigen Bedingungen gehaltener Raubtiere ist äußerst schwierig. Nicht nur in Phuket.
Der so genannte „Zoo“ von Phuket in Thailand stand schon lange in der Kritik von Tier- und Artenschützer:innen. Neben vielen anderen Tieren wurden hier Tiger und Bären in winzigen Betonkäfigen gehalten. Angeleint an kurzen Ketten, um von Tourist:innen fotografiert zu werden. Nun muss der Tierschausteller aufgrund fehlender Einnahmen schließen. Doch was soll mit den Tigern und Bären geschehen?
An kurzer Kette: Haltung unter grausamen Bedingungen
Elf Tiger, ein Kragenbär und ein Malaienbär fristeten im „Zoo“ – besser gesagt Tierschau – der Ferieninsel Phuket im Süden von Thailand über Jahre ein trauriges Dasein in extrem kleinen Käfigen auf blankem Beton.
Tourist:innen berichten außerdem, dass die Tiere stundenlang an kurzen Ketten auf Fotoplattformen angeleint wurden, um für Selfies zu posieren. Tiger gehören zu den stark gefährdeten Arten unserer Erde und auch die beiden Bärenarten sind gefährdet, in freier Wildbahn drohen sie in mittelbarer Zukunft auszusterben.
Warum der Phuket-„Zoo” schließen muss
Tiger-Vergnügungsparks: Gefährdung der ganzen Art
Einmal mehr wird an diesem Fall das große Leid der Tiere nicht nur im so genannten „Zoo“ von Phuket, sondern in vielen ähnlichen Einrichtungen Thailands und weltweit deutlich.
Darüber hinaus fördern die Touristenattraktionen nicht selten die Wilderei: „Der WWF begrüßt die Schließung solcher ominösen Einrichtungen“, so Tiger-Expertin Kathrin Samson vom WWF Deutschland.
„Es gibt fundierte Informationen, dass solche Tiger-Vergnügungsparks oftmals in den illegalen Artenhandel involviert sind. Sie verdienen vor den Kulissen Geld mit Tigern als Touristenattraktion und hinter den Kulissen mit dem Verkauf von Tigerteilen und -produkten.“
Wohin mit den Tigern?
Im Fall der Tiger und Bären aus dem „Zoo“ von Phuket hat sich die gemeinnützige Wildtier-Auffangstation „Wildlife Friends Foundation Thailand“ aus Phetchaburi, etwa acht Autostunden nördlich von Phuket bereit erklärt, die Raubtiere aufzunehmen. Es ist die größte Einzelrettung von Tigern in der Geschichte Thailands. Ein zwölfjähriges Tigerweibchen – das schwächste der Tiere – konnte bereits in einem klimatisierten Rettungswagen in ihr neues Zuhause gebracht werden, wo vorher möglichst artgerechte, große Gehege mit Teichen, Schlammpfützen, Bäumen und Klettergerüsten angelegt wurden.
„Wurden Tiger jahrelang völlig falsch gehalten und ernährt, entwickeln sie natürlich auch Verhaltensstörungen.”
Nicht nur Touristenattraktionen in Phuket
In ganz Thailand leben mehr als 1.500 Tiger und 2.700 Elefanten als Touristenattraktionen in Gefangenschaft. Überall – auch an anderen Orten der Welt – bleiben seit Beginn der Pandemie die Touristen und Einnahmen aus. Eine derart große Anzahl an Tieren kann nicht von Wildtierrettungsstationen aufgefangen werden. So ist die Rettung der Tiger in Phuket gleichzeitig wegweisend und ein Mahnmal für die Zukunft. „Die letzte Chance für diese Tiere sind seriöse Wildtierstationen, aber die werden an ihre Grenzen stoßen.“ so Kathrin Samson vom WWF.
Wie jede:r dazu beitragen kann, dass Tigerparks verschwinden
Thailands Regierung hat unabhängig von den Folgen der Pandemie zugesagt, „Tiger-Zoos” wie den in Phuket nach und nach zu schließen. Doch mit der Rückkehr der Touristen drohen derartige Wildtier-Attraktionen, wieder zu florieren. Das beste Mittel dagegen ist, diese Einrichtungen nicht zu besuchen. Denn auch wenn das Leid der Tiger und anderen Tiere möglicherweise nicht so offensichtlich zu erkennen ist, wie im „Zoo“ von Phuket: Die Chance, dass es gefangenen oder gar zahm wirkenden Tigern gut geht, ist verschwindend klein. Groß dagegen ist die Gefahr, dass Touristen mit ihrem Eintrittsgeld Wilderei und illegalen Wildtierhandel hinter den Kulissen unterstützen.
Deshalb die große Bitte: Boykott dieser Art von Vergnügungspark, keine Selfies mit Tigern und anderen Tieren. Wildtiere streichelt man nicht. Souvenirs ganz genau anschauen anstatt versehentlich Illegales aus der Natur kaufen und Probleme mit dem Zoll bekommen..
Egal ob Tiger, Koboldmaki, Orca oder Koralle – sie sind in ihrem natürlichen Lebensraum am besten aufgehoben.
Die Fotos in diesem Artikel sind nicht aus dem Phuket Zoo, sondern aus sehr ähnlichen Einrichtungen in Thailand, dem Sriracha Tiger Zoo (Laem Chabang) und dem Tiger Park Pattaya.
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