Klimakrise, Umweltverschmutzung, weltweites Artensterben, Wilderei - die Nachrichten über den Einfluss des Menschen auf unseren Planeten sind oft sehr negativ. Doch was wäre, wenn wir die Dinge einmal in einem anderen Licht betrachten? Schauen, was wir schon erreicht haben? Genau diesen Ansatz verfolgt die Weltnaturschutzunion (IUCN) mit ihrer „Grünen Liste“. Und die zeigt: Der Schutz der Spitzmaulnashörner in Südafrika funktioniert!

Mit der „Grünen Liste“ zeigt die IUCN, dass sich Arten erholen können, dass Ökosysteme wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können und dass Schutzbemühungen Wirkung zeigen! Im Gegensatz zur Roten Liste, die das Aussterberisiko von Arten bewertet, geht es bei der Grünen Liste also um die Erholung von Artenbeständen und um die Beurteilung des Erfolgs von Schutzbemühungen.

Auswirkungen und Potential von Maßnahmen zum Schutz des Spitzmaulnashorns © WWF
Auswirkungen und Potential von Maßnahmen zum Schutz des Spitzmaulnashorns © WWF

Wie stabil ist die Spitzmaulnashorn-Population?

Die Rote Liste der IUCN stuft das Spitzmaulnashorn als vom Aussterben bedroht ein. Durch Jagd, Wilderei und Lebensraumverlust ist der Bestand von 100.000 Tieren Mitte des 20. Jahrhunderts auf weniger als 2.400 Tiere geschrumpft. Heute gibt es dank intensiver Schutzbemühungen wieder rund 6.500 Tiere.

Im Rahmen der Arbeit an der „Grünen Liste“ ermittelten Wissenschaftler:innen nun in einer Studie, die von Michael Knight, Teamleiter des KAZA-Projekts beim WWF Namibia, mitverfasst wurde, ob die Spitzmaulnashörner in allen Teilen ihres Verbreitungsgebietes vorkommen, ob ihre Population überlebensfähig ist und ob sie ihre ökologischen Funktionen erfüllen. Dazu analysierten die Forscher:innen Daten zu vier Unterarten des Spitzmaulnashorns seit 1970.

Schutzmaßnahmen machen den Unterschied

Ranger in Kenia © Jonathan Caramanus / Green Renaissance / WWF-UK
Ranger in Kenia © Jonathan Caramanus / Green Renaissance / WWF-UK

Die Studie, in der die Wissenschaftler:innen, die die Auswirkungen jeder einzelnen Naturschutzmaßnahme auf die Nashorn-Population unter die Lupe genommen haben, zeigt, dass Schutzbemühungen einen entscheidenden Einfluss auf die Nashorn-Zahlen haben: Ohne die Maßnahmen der Vergangenheit hätte es im Jahr 2022 nur 296 statt der tatsächlichen 6.487 Spitzmaulnashörner gegeben.

Würde der Naturschutz jetzt eingestellt, würde die Population bis 2032 auf 3.354 Tiere schrumpfen. Die Studie zeigt auch das enorme Erholungspotenzial der Spitzmaulnashörner: Bei Fortsetzung der Schutzmaßnahmen könnte die Population bis 2032 auf 8.943 Tiere anwachsen, langfristig sogar auf 14.465 Tiere im Jahr 2122. 

„Mit innovativen Maßnahmen setzte sich der WWF für den Kampf gegen die Wilderei ein und für den besseren Schutz der Lebensräume der Spitzmaulnashörner und ihrer Population. Mit Erfolg: die Zahl der Spitzmaulnashörner in Gebieten, in denen der WWF arbeitet, ist gestiegen, durch Umsiedlungsprogramme hat sich auch ihre genetische Vielfalt verbessert. Und auch die Wilderei ging deutlich zurück. Neben unseren Bemühungen gegen Wilderei und zum Schutz des Lebensraums arbeiten wir auch aktiv daran, die Nachfrage nach Nashorn-Horn in Asien, dem Hauptmarkt dafür, zu reduzieren.“

Dr. William-Georges Crosmary, Project Manager Eastern & Southern Africa beim WWF Deutschland

Nashörner brauchen unseren Schutz

Spitzmaulnashörner im Nairobi Nationalpark Kenia © Greg Armfield / WWF UK
Spitzmaulnashörner im Nairobi Nationalpark Kenia © Greg Armfield / WWF UK

Diese Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, die Schutzmaßnahmen fortzusetzen. Denn Wilderei und Lebensraumzerstörung sind nach wie vor Bedrohungen, die den Bestand der Spitzmaulnashörner ernsthaft gefährden. Nashörner werden immer noch wegen ihres Horns gewildert, das zu den teuersten illegalen Wildtierprodukten der Welt zählt. In der traditionellen asiatischen Medizin wird Nashornpulver als Nahrungsergänzungsmittel verwendet, um Fieber zu senken und Übelkeit zu lindern. Auch ein Blick auf den Zustand ihres Lebensraums macht deutlich, unter welchem Druck die Tiere stehen. Seit 1970 sind 55 Prozent ihres ursprünglichen Lebensraums verloren gegangen.

Es bedarf also weiterhin fundierter Schutzmaßnahmen und der Zusammenarbeit mit staatlichen, privaten und kommunalen Akteuren im Verbreitungsgebiet der Spitzmaulnashörner, damit vielleicht eines Tages tatsächlich wieder mehr als 14.000 Tiere durch die Savannen Afrikas streifen.

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