Die Saigas wurden beispielsweise beschuldigt, im Winter 2016/2017 die „Pest der kleinen Wiederkäuer“ eingeschleppt zu haben – eine tödliche Seuche, die nicht nur die Antilopen stark dezimierte, sondern auch tausende von Schafen und Ziegen. Doch die Gerüchte sind falsch: Das Virus entstammt nachweislich Haustierbeständen.
Auf Schneeleoparden und Saiga-Antilopen sind Hirten in der westlichen Mongolei nicht gut zu sprechen. Beide seltenen und gefährdeten Arten sehen sie als Bedrohung für ihre Schaf- und Ziegenherden an. Der WWF arbeitet mit freiwilligen Kampagnenreitern zusammen, um diese Vorurteile zu entkräften.
Schlagfallen gegen Schneeleoparden
Die Bedrohung durch den Schneeleoparden ist dagegen real. Im Herbst treiben die Hirten ihre Herden in die Berge, um sie vor den Winterstürmen der Ebene zu schützen. Doch dort liegt das Revier der Großkatze, für die Ziegen und Schafe leichte Beute sind. Aus Rache stellen die verärgerten Hirten verbotene Schlagfallen auf. Gerät ein Schneeleopard hinein, ist das für ihn der sichere Tod.
Deshalb unterstützt der WWF eine Reihe von Projekten, die helfen, dass Menschen und Schneeleoparden besser miteinander auskommen können. Dazu gehört die Besenderung der Tiere, um zu erfahren, wo genau sie umherstreifen, und vor allem die Zusammenarbeit mit den lokalen Hirtenfamilien.
Der WWF klärt auf und macht klar, dass Schneeleoparden und Saiga-Antilopen als gefährdete Arten Schutz brauchen. Er erläutert den Hirten, dass sie eine besondere Verantwortung tragen, um beiden Wildtieren das Überleben zu ermöglichen.
Wasserstellen für alle schützen
Mit praktischen Beispielen demonstrieren unsere mongolischen WWF-Kollegen, dass eine Koexistenz möglich ist.
Sie zäunen Quellen ein, die von Nutzvieh und Saiga-Antilopen gleichermaßen genutzt werden, damit die Wasseraustrittsstelle nicht zertrampelt wird und versiegt. So entstehen grüne Oasen in der Halbwüste, die länger und mehr Wasser führen.
Außerdem werden Schneeleoparden-sichere Zäune getestet und Vereinbarungen mit den Hirten getroffen, bestimmte Gebiete in den Bergen zu meiden.
Soziale Medien auf vier Beinen
Wie aber informiert man all die Hirtenfamilien, die in der Mongolei oft hunderte von Kilometern weit verstreut in der Steppe leben und in der Regel kein Internet nutzen?
Am besten per Pferd und Kamel, den traditionellen Fortbewegungsmitteln. Der WWF schickte vergangenen Herbst erstmals insgesamt 40 freiwillige Kampagnenreiter zu mehr als 500 Hirten von fast 250 Familien.
Die Reiter sind selbst Hirten und stammen aus der Region. Entsprechend herzlich wurden sie überall empfangen, genossen die traditionelle Gastfreundschaft im Ger, der mongolischen Jurte, teilten Broschüren aus und stießen auf großes Interesse an ihrem Anliegen. Die überreichten Broschüren zum Wildtierschutz wurden in den langen Wintermonaten von einem Familienmitglied zum nächsten gereicht oder vorgelesen. Wegen der großen Zustimmung wollen die Kampagnenreiter auch in Zukunft solche Aktionen durchführen.
- Leoparden und Schneeleoparden