Einst stand der Jaguar fast in ganz Mittel- und Südamerika an der Spitze der Nahrungskette. Doch der König verliert sein Land. Der Jaguar kommt häufig nur noch in zersplitterten Populationen vor, Besiedlung und Landwirtschaft nehmen ihm die meisten Reviere. Zudem werden die Jaguare von den Bauern als vermeintliche Bedrohung für ihr Vieh abgeschossen. Nur im Amazonas gibt es noch die großen, zusammenhängenden Flächen an Wasserläufen, die der Jaguar braucht. 90 Prozent der letzten noch etwa 200.000 Jaguare leben hier. Alle anderen Bestände gelten als stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.
Die südamerikanischen Jaguare haben einen neuen Todfeind: die global agierende Wildtiermafia. Wilderei und illegaler Handel sind im gesamten Verbreitungsgebiet der Jaguare ein immenses Problem. Alle Staaten, in denen Jaguare leben, müssen eng bei der effektiven Bekämpfung der Wilderei zusammenarbeiten, um die Könige des Waldes zu retten.
Die neue Wilderei auf Jaguare
In letzter Zeit kommt allerdings noch eine neue Bedrohung hinzu: Die Wilderei von Jaguaren schnellt in die Höhe. Die Zähne der Jaguare waren schon immer ein begehrtes Amulett in Südamerika, Jaguare wurden auch für ihre Pelze geschossen. Nun werden aber auch zunehmend Knochen, Schädel, Fett und Hoden der Jaguare illegal gehandelt – sie gelten als Statussymbol und auch medizinische Eigenschaften werden ihnen nachgesagt.
Eine aktuelle CITES-Studie deutet darauf hin, dass der illegale Handel mit Jaguar-Produkten immer besser organisiert ist. Die Händler machen sich Online-Plattformen und Soziale Medien zunutze, um für ihre Produkte zu werben und größere illegale Handelsnetze und Kundenstämme zu etablieren.
Die Auswirkungen der verstärkten Wilderei auf Jaguare sind drastisch: Sowohl kleinere und auch größere Populationen im gesamten Verbreitungsgebiet der Jaguare sind durch die Wilderei dramatisch gefährdet – vor allem in Ländern, in denen es an rechtlichen Mitteln und Ressourcen zur wirksamen Bekämpfung der Wilderei und des illegalen Handels fehlt.
Opfer der globalen Krise
Der Tod der Jaguare ist ein Symptom der globalen Wildtierverbrechen. Die Hauptursache für die explodierende Wilderei auf Jaguare liegt weit entfernt: in Asien. Tiger sind dort auch für die Wilderer immer schwerer zu finden, der Handel mit Tigerteilen wird immer effizienter verhindert. Also weicht die Wildtiermafia aus.
Aus Afrika wird zunehmender Schmuggel von Löwenteilen berichtet. Und jetzt werden Jaguare offensichtlich eine begehrte Alternative zu Tigerteilen in der Traditionellen Asiatischen Medizin. Jaguarhoden sind auf chinesischen Märkten als Potenzmittel zu finden, zu astronomischen Preisen.
„Der Druck auf den Jaguar ist durch den ständig fortschreitenden Lebensraumverlust schon jetzt enorm“, sagt Dirk Embert, Südamerika-Experte beim WWF Deutschland. „Eine weitere Verschärfung durch global organisierte Wilderei müssen wir unbedingt verhindern. Es zeigt aber auch, dass Probleme nicht isoliert zu betrachten sind – und schon gar nicht zu lösen.“
Jaguar-Länder wollen zusammenarbeiten
Dieser Meinung verschließt sich auch ein Großteil der 18 Länder nicht, in denen Jaguare aktuell noch vorkommen. Bereits im Vorfeld des UN-Weltartenschutztages am 3. März 2018 in New York kamen hochrangige Vertreter der Länder in einem vom WWF und anderen NGOs organisierten Jaguar-Forum zusammen, um eine Jaguar-Deklaration zu unterzeichnen.
Der WWF unterstützt den Ansatz einer gemeinsamen Strategie zum Jaguarschutz in seinem gesamten Verbreitungsgebiet von Mexiko bis Argentinien. In der historischen New Yorker Jaguar 2030-Deklaration ist festgeschrieben, dass ein gemeinsames Jaguar-Schutzprogramm entwickelt und eingeführt werden soll.
Zum ersten Mal überhaupt vereinbarten die Herkunftsländer damit eine Zusammenarbeit für den Jaguar. „Das war ein guter erster Schritt“, ist sich WWF-Südamerika-Experte Embert sicher. „Nun müssen wir dran bleiben damit wir die anderen Staaten noch ins Boot holen und alle die Deklaration abzeichnen“.
- Jaguar: Die größte Raubkatze Amerikas