Wie ein Messer zerschneidet das dunkle Dreieck die spiegelglatte Wasseroberfläche. Plötzlich taucht, zwei, drei Meter dahinter, eine zweite Rückenflosse auf. Sie ist kleiner und folgt synchron der ersten. „Basking Shark“ ruft Skipper Tom und stellt den Motor ab. Es ist tatsächlich ein Riesenhai, der auf uns zukommt – die Doppelspitze hat ihn verraten.
Während alle an Bord hektisch zu Kameras und Ferngläsern greifen, schätze ich unwillkürlich die Länge unseres Boots ab: acht, höchsten neun Meter ist es lang. Riesenhaie sind die zweitgrößten Fische der Erde und werden bis zu zwölf Meter lang. Warum in Dreiteufelsnamen hat unser Käpten den Motor ausgemacht? Auf meinen besorgten Gesichtsausdruck hin antwortet er nur lächelnd „Don’t worry“.
Der Hai ist weggetaucht. Aber wohin? Fieberhaft suchen wir die spiegelnde Meeresoberfläche ab. Ob er auf einmal unter uns auftaucht und unserem Schiff einen kräftigen Schubs gibt wie der Weiße Hai aus Hollywood?
„Naja“, sagt Tom, „Riesenhaie sind überhaupt nicht angriffslustig. Wir sollten nur nicht unbedingt ihre Fressroute versperren. Dann könnte es zur Kollision kommen, weil sie nicht auf uns achten.“ Deshalb fährt unser Käpten auch nicht hinter ihnen her und rückt ihnen auf die Pelle, sondern wartet diskret, bis sich uns die Kolosse nähern.