Der Salonga-Nationalpark im Herzen des Kongo-Beckens ist die letzte Bastion der Bonobos. In den unberührten Wäldern des Nationalparks finden die Tiere Nahrung, Lebensraum und den Schutz der Ranger:innen. In einer aktuellen Studie haben Wissenschaftler:innen jetzt untersucht, wie es um die Population der Bonobos in Salonga steht. Mit erfreulichem Ergebnis: Zwischen 8.000 und 18.000 Tiere durchstreifen den Salonga-Nationalpark.

Der Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo ist das größte Waldschutzgebiet Afrikas und umfasst eine Fläche von der Größe der Schweiz. Es handelt sich um einen unberührten Primärwald, der Zufluchtsort für die größte Population von Bonobos ist, einer Menschenaffenart, die nur im Kongo vorkommt. Hier sind die Bonobos relativ sicher vor Abholzung und kommerzieller Jagd, die anderswo ihre Existenz bedrohen. 

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Wie viele Bonobos gibt es eigentlich?

Salonga National Park © Thomas Nicolon / WWF DRC
Salonga National Park © Thomas Nicolon / WWF DRC

Doch der Titel Salongas als „Bonobo-Hochburg“ hat einen entscheidenden Knackpunkt: Die genaue Zahl der in Salonga lebenden Bonobos war unbekannt, denn es gab keine umfassende Studie über das riesige Gebiet des Parks, das 33.000 Quadratkilometer geschützten Wald und einen 9.000 Quadratkilometer großen Korridor menschlicher Siedlungen umfasst.

Um den Erfolg von Schutzmaßnahmen für einzelne Tierarten beurteilen zu können, sind jedoch verlässliche Daten über die Bestandsentwicklung notwendig. Die Wissenschaftler:innen des Max-Planck-Instituts wollten nun herausfinden, wie es genau um die Bestände der Bonobos im Salonga-Nationalpark steht. Dafür haben sie in einer aktuellen Studie die Daten von 13 Erhebungen ausgewertet, die zwischen den Jahren 2002 und 2018 in einem Gebiet von 42.000 Quadratkilometern im Salonga-Nationalpark und seinem Korridor mit einem Team von 48 Wissenschaftler:innen durchgeführt wurden.

Das Ergebnis: Trotz eines leichten Rückgangs der Population weist die Studie darauf hin, dass die Bonobo-Population im Salonga-Nationalpark stabil ist. Zwischen 8.000 und 18.000 der Menschenaffen leben in den Wäldern. Dieser Erfolg ist auf ein verbessertes Parkmanagement sowie auf kontinuierliche Forschung und Monitoring zurückzuführen. Sowohl Forschung als auch Monitoring sind wichtig, um Trends und Bedrohungen im Nationalpark besser zu verstehen.

Wie kommt die Schätzung zustande?

Seit 2000 wurden in Salonga 13 Bestandserhebungen von 48 Wissenschaftler:innen durchgeführt. Die aktuelle Studie fasst diese erstmals zusammen. Die Herausforderung bestand darin, dass bei den verschiedenen Bestandserhebungen unterschiedliche Methoden zur Zählung der Bonobos verwendet wurden, die von der Zählung der Nester bis hin zur Sichtung von Kamerafallen-Aufnahmen reichten. Dabei deuteten beispielsweisde die Ergebnisse der Nestzählungen auf eine geringere Populationsdichte hin als die Kamerafallen-Aufnahmen. Die aktuelle Studie verwendet statistische Methoden, um diese Unterschiede auszugleichen und Schätzungen für die Bonobo-Populationen im gesamten Gebiet zu liefern – einschließlich der bisher nicht untersuchten Gebiete. Dennoch kann die Zahl der Bonobos nur mit einer so großen Spanne (8.000 bis 18.000) angegeben werden.

Wir müssen wachsam bleiben

Bonobo © Karine Aigner / WWF-US
Bonobo © Karine Aigner / WWF-US

Die Wissenschaftler:innen verzeichneten in ihrer Studie einen leichten Rückgang der Bonobo-Population. Dieser sei jedoch „statistisch nicht signifikant“. „Das bedeutet, dass die Bonobos nicht unmittelbar bedroht sind, wir aber wachsam bleiben und weiter in Schutzbemühungen investieren müssen, wenn wir ihr Überleben sichern wollen“, sagt Mattia Bessone, Erstautor der Studie.

Dementsprechend geben die Wissenschaftler:innen in ihrer Studie auch Anhaltspunkte, die in zukünftige Schutzbemühungen einfließen können. So ist der Zustand der Wälder der wichtigste Indikator für eine stabile Bonobo-Population. Je dichter der Primärwald ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bonobos dort leben. Die Studie zeigt auch, wie sich die Nähe zu Menschen auswirkt: In der Nähe von Dörfern gibt es weniger Bonobos.

Die Arbeit der Ranger:innen ist effektiv!

Ecoguards im Kongo-Becken © Nuria Ortega / WWF
Ecoguards im Kongo-Becken © Nuria Ortega / WWF

Die Nähe zum Menschen ist aber nicht immer negativ. Die Studie zeigt auch, dass Bonobos häufiger in der Nähe von Posten der Ranger:innen vorkommen! „Wir können nicht sagen, was die Ranger:innen konkret tun, um diesen Effekt zu erzielen“, sagt Besson. „Es könnte sein, dass die Ranger:innen Wildernde abschrecken. Was auch immer der Grund ist, es ist klar, dass allein die Anwesenheit von Gesetzeshüter:innen einen positiven Effekt auf die Bonobos hat.“ 

Auch anderswo hilft die Anwesenheit von Menschen, die Bonobos zu schützen: Im Süden des Parks liegen die Dörfer einer indigenen Gemeinschaft. „In diesen Dörfern gibt es ein kulturelles Tabu, das die Jagd auf Bonobos verbietet“, sagt Bessone, „Das könnte der Grund für den positiven Effekt auf die Bonobo-Population sein.“

Die Bonobos brauchen unseren Schutz

Abholzung und illegale Jagd sind nach wie vor die größten Bedrohungen für die Bonobos im Salonga-Nationalpark. Die Studie zeigt deutlich, dass der Erhalt der Wälder und eine bessere Strafverfolgung wirksam sind, um die Bonobos zu schützen. Deshalb arbeitet der WWF gemeinsam mit Partner:innen vor Ort weiter daran, dass die Bonobos auch in Zukunft in den Wäldern des Kongo-Beckens leben können. 

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