Im abwechslungsreichen Nebeneinander von naturnahem, strukturreichem Wald und Offenland findet der kleinste Adler Deutschlands optimale Lebensbedingungen. Besonders die bedrohten kleingewässerreichen Wiesen und Weiden sind für ihn eine essentielle Nahrungsquelle, weshalb sich der Name "Kleiner Froschadler" als Synonym in Estland etablierte.
Typische Schreiadler-Wälder sind mittelalt bis alt und weisen eine hohe Vielfalt an Laubbäumen auf. Sie dienen dem bussardgroßen Vogel als Nestbaum. Hier legt das deutlich schwerere und größere Weibchen meist ein bis zwei Eier und brütet diese in circa 40 Tagen aus. Im Hochsommer verlässt der erfahrungsgemäß einzige überlebende Jungvogel das Nest und wandert noch vor den Altvögeln über den Balkan ins südliche Afrika, um dort zu überwintern.
Der Schreiadler ist bei uns der kleinste Vertreter der heimischen Adler. Sein wichtigstes Merkmal sind die charakteristischen Lautäußerungen, aber auch seine Jagdweise überrascht. Der Schreiadler verfügt über ein großes Repertoire an Jagdtechniken, wie dem kreisenden Suchflug in 30 bis 50 Metern Höhe, der Ansitzjagd – häufig jagt er sogar zu Fuß. Schreiadler haben die für Adler typischen geraden, brettartigen Flügel und sind überwiegend schokoladenfarbig. Ihr Kopf, der Nacken und ihre Oberflügeldecken sind etwas heller.
Besonderheiten des Schreiadlers
Der Brutbestand stagnierte in den vergangenen 15 Jahren in Deutschland bei etwa 100 bis 120 Brutpaaren. Die meisten leben in Mecklenburg-Vorpommern und nur rund 20 Paare in Brandenburg. Als Hauptursachen für die Stagnation gelten der Verlust von geeigneten, unzerschnittenen und störungsfreien Lebensräumen in ihren Brutgebieten und die Wilderei auf den Zugwegen.
Außerordentliche Lebensansprüche, hoch spezialisiertes Jagdverhalten und sehr geringe Vermehrungsraten sind nur einige der Besonderheiten, die den Schreiadler als ein besonderes Tier kennzeichnen und gleichzeitig eine intensivere Bedrohung mit sich bringen. Zusätzlich zieht der Schreiadler außerhalb der Brutzeit in den Süden. Dabei legen die Tiere je Strecke ca. 10.000 km zurück.
Der älteste dokumentierte Schreiadler (26 Jahre) kommt damit auf 500.000 km in seinem Leben. Der primäre Grund für das Zugverhalten ist die unterschiedliche Verfügbarkeit von Nahrung, da Nagetiere und Amphibien als Hauptnahrung des Schreiadlers im Winter für diesen unerreichbar sind. Im Gegensatz dazu kann der Seeadler sich zu dieser Jahreszeit beispielsweise von Aas und Wasservögeln ernähren.
Das macht der WWF zum Schutz der Schreiadler
Der WWF engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in einem besonders geeigneten Brutgebiet der Schreiadler im Nordwesten von Brandenburg. Hier gibt es ausgedehnte, strukturreiche Laubwälder mit Sümpfen und Mooren und offene Wiesen mit kleineren und größeren Tümpeln und Teichen. Seit einer dieser Wälder in Naturschutzeigentum ist, zieht dort ein Schreiadlerpaar nahezu in jedem Jahr seinen Jungvogel ungestört groß. Auf den extensiv genutzten Wiesen vor dem Wald finden die Elternvögel immer ausreichend Insekten, Frösche oder Mäuse für ihren Jungvogel.
Da in dieser Region früher weitere Paare gebrütet haben, wollen wir zusätzlich die angrenzenden Feuchtwälder sichern und entwickeln. Auch wenn uns in dem gesamten Projektgebiet bereits mehr als 380 Hektar zusammenhängender Fläche gehören, gibt es noch immer viele einzelne, kleine Flächen, die noch im Privatbesitz sind. Mit jeder zusätzlichen Naturschutzfläche, die wir erwerben können, verhindern wir, dass diese forstwirtschaftlich genutzt wird. Damit steigt die Möglichkeit, diesen ursprünglichen Moorwald wieder zu vernässen. Damit sichern wir nicht nur Lebensraum für den Schreiadler, sondern gleichzeitig auch für viele weitere gefährdete, heimische Arten unserer Feuchtwiesen und -wälder.
Der WWF konnte im Jahr 2018 mit Förderung der Deutschen Postcode Lotterie fünf weitere, kleine Feuchtwaldstücke erwerben.