In der Gartenabteilung eines typischen Baumarktes liegen flache Quadrate aufgereiht und gestapelt. Holzfliesen lautet der handelsübliche Name. "Extrem hart, schwer zu bearbeiten, astarm und feinrinnig", steht auf einem Schild neben einem der Stapel dunkler, schwerer Platten. Holzart: Bangkirai. Herkunft: Vietnam. Stimmt das?
"Wir können nachprüfen, ob die Angaben zu Art und Herkunft der Wahrheit entsprechen. Wir haben die Möglichkeit, genau zu erkennen, woher ein Stuhl oder eine Diele kommen und aus welchem Holz sie gefertigt wurden", sagt WWF-Holz- und Papierexperte Johannes Zahnen. Studien des WWF belegen zudem, dass fast ein Fünftel der Importe in die Europäische Union aus illegalem Einschlag stammt.
Woher kommt das Holz Ihres Liegestuhls oder Esstisches? Handelt es sich tatsächlich um das Holz, das auf dem Etikett ausgewiesen ist? Derzeit sorgen Nachweise von Etikettenschwindel für Wirbel in den USA. Auch in Deutschland ist der WWF auf falsch deklariertes Holz gestoßen.
Gartenmöbel im Labor
Im März 2013 ist in allen EU-Mitgliedsstaaten die so genannte "Holzhandelsverordnung" in Kraft getreten. Damit soll die Einfuhr von illegalen Forstprodukten in den Binnenmarkt der Europäischen Union verhindert werden. Importeure müssen seitdem nachweisen, woher sie ihre Produkte beziehen.
Aber lassen sich die Händlerangaben überhaupt nachprüfen? "Zunächst müssen wir die Holzart bestimmen. Hier haben wir mit dem Hamburger Thünen-Institut einen kompetenten Partner. Holzproben, beispielsweise von Stühlen oder Gartenmöbeln, werden dafür in drei verschiedene hauchdünne Schnitte zerteilt und unter dem Mikroskop untersucht", erklärt Johannes Zahnen. "Quer-, Radial- und Tangentialschnitt", heißt das auf botanisch. Die Form der Fasern, die Anzahl der Harzkanäle oder einfach nur die Farbe verrät viel über die Holzart. Das Thünen-Institut verfügt über 50.000 Referenzproben, mit denen die gelieferten Holzproben abgeglichen werden.
Auch das Herkunftsland von Hölzern kann inzwischen im Labor bestimmt werden. Zwei Methoden sind erfolgversprechend: der genetische Fingerabdruck und die Isotopenmethode.
Tropenholz und Isotope
Die Anwendung letzterer Methode im Holzbereich wurde maßgeblich vom WWF Deutschland vorangetrieben. Sie funktioniert so: "Jeder Fleck auf der Erde hat ein eigenes chemisches Muster, das durch die Konzentration unterschiedlich schwerer Wasserstoff- oder Sauerstoff-Elemente, der Isotope, gekennzeichnet ist", erklärt Dr. Markus Boner, Geschäftsführer vom "Agroisolab" im Forschungszentrum Jülich. Das Holz wird für die Analyse zu feinem Pulver zermahlen, gesäubert und getrocknet. Anschließend wird alles verbrannt und das Gewicht der austretenden Gase bestimmt. Was einfach klingt, erledigen hochkomplexe Maschinen und Computer. Am Ende entstehen Signaturen und Muster, die mit Standardmustern aus Datenbanken verglichen werden können.
Der WWF hat die Probe aufs Exempel gemacht: Für eine Untersuchung des ZDF hat Zahnen stichprobenartig zehn Gartenmöbel beim Thünen-Institut überprüfen lassen. Laut Deklaration der Hersteller waren allesamt aus Bangkirai-Holz gefertigt. Die meisten Produkte stammten aus Vietnam. "Bangkirai ist ein sehr hochwertiges Holz", erklärt Zahnen. "Wenn es ohne FSC-Zertifikat für einen Spottpreis angeboten wird, ist meist etwas faul. Wenn diese Gartenmöbel schon nach einem Sommer verrotten, ist klar, dass es sich um billigen Schund handelt." Das Ergebnis bestätigt Zahnens Vermutung. "Bei den gesamten als ,Bangkirai‘ deklarierten Proben handelt es sich um minderwertige Austauschhölzer", schreibt das Thünen-Institut in seinem Abschlussbericht.
Auch auf Nachfrage wollten nicht alle Händler das Herkunftsland des Holzes offenlegen. Einige der Angaben dürfen als fragwürdig eingestuft werden. Die Ergebnisse hat Zahnen im Oktober 2013 an die zuständige Behörde übergeben, das Bundesamt für Lebensmittel und Ernährung (BLE). "Wir können als Umweltschutzorganisation lediglich auf unsere Recherche hinweisen. Hier sind wir einem Etikettenschwindel und einem Verstoß gegen das Holzhandelssicherungsgesetz auf die Schliche gekommen. Das muss juristische Folgen haben für die verantwortlichen Händler", sagt Zahnen.
Präzedenzfall in den USA
In den USA ist man schon weiter. Dort bezichtigte im vergangenen Jahr die Umweltschutzorganisation EIA (Environmental Investigation Agency) einen der größten amerikanischen Importeure von Hartholzparkett, Lumber Liquidator, des illegalen Holzhandels. In Zusammenarbeit mit dem WWF Deutschland wurden daraufhin Holzproben im Jülicher Agroisolab untersucht.
Mit Hilfe der Isotopenmethode konnten Wissenschaftler nachweisen, dass das Holz nicht, wie deklariert, aus Deutschland und anderen Ländern, sondern tatsächlich aus Russland stammte und dort wahrscheinlich illegal gefällt wurde. Das ist ein ganz großer Fall. "Aufgrund dieser Untersuchungen wurden bereits Ende September 2013 Razzien bei Lumber Liquidator durchgeführt", berichtet Zahnen. Sollte es jetzt tatsächlich zu Ermittlungen gegen Lumber Liquidator kommen, wäre das ein großer Erfolg für den Umweltschutz. Es könnte der Durchbruch für die Isotopenmethode sein.
Ziel des WWF ist es, dass Behörden in Verdachtsfällen diese Methode regelmäßig einsetzen. Doch wie kann der Verbraucher erkennen, ob es sich um legales oder illegales Holz handelt? "Grundsätzlich auf das FSC-Zertifikat achten. So ist man auf der sicheren Seite", ist Johannes Zahnen überzeugt.
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