Um auch wirklich alle Vorteile unseres heimischen Holzes zu nutzen, sollte es aus einer naturnahen Waldwirtschaft mit kurzen Transportwegen stammen. Nadelholz aus ökosystemschädigenden Forstwirtschaften national wie international oder gar aus Primärwäldern zu importieren, wäre absolut kontraproduktiv. Denn schon heute reicht unser heimischer Holzvorrat vollkommen aus: Etwas mehr als ein Drittel der deutschen Jahresholzernte würde ausreichen, um das gesamte jährliche Neubauvolumen Deutschlands aus Holz zu errichten und das bei einem Holzbauanteil von 100%. Insbesondere das Laubholz findet bis jetzt kaum Beachtung im Bausektor und hat dort noch ein hohes Potential.
Stahl, Ziegel und Beton – die deutsche Architektur ist geprägt von den immer gleichen Baumaterialien. Und genau diese werden dem Bausektor in Sachen Klimaschutz zum Verhängnis. Denn die konventionelle Bauweise ist auf Ressourcen gestützt, die nicht erneuerbar sind und jede Menge Energie verschlingen. Kaum verwunderlich also, dass der Bausektor für ganze 30 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich ist. Dabei könnte der ökologische Beitrag der Branche eindeutig besser aussehen – mit mehr nachhaltigem Laubholz aus unseren heimischen Wäldern.
Der Bausektor in Deutschland - verantwortlich für 30% der Treibhausgasemissionen
Zu den meistgenutzten Baustoffen in Deutschland gehören mineralische, metallische und synthetische Materialien – so etwa Beton für die Herstellung von Schalungen und Stützen, Aluminium, welches zu Baublechen verarbeitet wird oder Stahl für die Konstruktion stabiler Tragwerke. Nachhaltig ist das aber ganz und gar nicht – bis zu 40 Prozent der weltweit produzierten Energie entfällt auf den Bausektor. Hinzu kommen weitere negative Umweltauswirkungen, die nicht nur bei der Bereitstellung und Nutzung von Energie entstehen, sondern auch bei der Rohstoffbeschaffung, Baustoffherstellung, dem Transport sowie dem Auf- und Rückbau der Gebäude.
Selbst wenn ein Bauwerk vollständig abgerissen wurde sind die ökologischen Probleme nicht gelöst. Denn jetzt geht es um die Frage der weiteren Verwendung der Baureststoffe. Werden sie recycelt und wiederverwendet oder sind sie beispielsweise kontaminiert und müssen durch aufwendige Verfahren beseitigt werden? Jeder Schritt im Bauprozess wirkt sich auf unsere Ökobilanz aus.
Die Bedeutung von Holz im Bausektor
Anders als beispielsweise in Skandinavien, wird Holz als Baustoff hierzulande nur stiefmütterlich behandelt. Zwar lag der Anteil der neuangemeldeten Wohngebäude, die überwiegend aus Holz bestehen, im Jahr 2018 in Deutschland bei insgesamt 17,6 Prozent. Diese Quote steigt aber nur im Schneckentempo an – am meisten noch bei Einfamilienhäusern. Bei Mehrfamilienhäusern so gut wie gar nicht. Seit dem Jahr 2000 liegt der Anteil an Mehrfamilienhäuser mit hohem Holzanteil unverändert bei unter 3%.
Holz optimal einsetzen
Umweltbewusstes Bauen – die Vorteile der Holzbauweise
Holz hat allen anderen Baustoffen etwas Entscheidendes voraus: es wächst nach. Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, überholen Holzbauten ihre Mitstreiter aus nicht nachwachsenden Baustoffen vor allem in einem Punkt: dem geringen Treibhauspotenzial. So reduzieren Holzbauten die CO2-Belastung der Atmosphäre gegenüber Massivhäusern. Holz speichert klimaschädliche Emissionen, benötigt weniger Energie als die meisten konventionellen Baustoffe, um in ein Bauprodukt umgewandelt zu werden und besitzt ausgezeichnete Wärmedämmeigenschaften. Im Falle eines Gebäudeabrisses kann es sogar für die Herstellung anderer Holzprodukte wiederverwendet werden. Und als letzte Möglichkeit bleibt nach langjähriger Nutzung, immer noch die Verbrennung zur Energiegewinnung.
Die deutsche Diskriminierung von Holz
Die positiven Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Wohnkultur sind überwältigend. Warum wird also immer noch verhältnismäßig wenig mit Holz gebaut? Ganz sicher spielen hier die überkommenen baulichen und rechtlichen Rahmenbedingungen eine große Rolle. Deutsche Verordnungen sind auf die konventionelle Massivbauweise ausgerichtet und erschweren oder verhindern sogar den Einsatz von Holz im Bau.
Hinzu kommt, dass Bauherren zu wenig über Holz als Baustoff wissen und sich Vorurteile hartnäckig halten. Bestes Beispiel: Entgegen der weitverbreiteten Meinung, haben Holzhäuser in Sachen Brandschutz keinerlei Nachteile gegenüber Steinhäusern. Nach Aussagen der TU München ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Brand entsteht von den verwendeten Konstruktionsbaustoffen eines Gebäudes völlig unabhängig. Wie groß unser Aufklärungsmangel wirklich ist, zeigt ein Blick auf unsere Nachbarländer. Fast überall fallen die Auflagen für das Bauen mit Holz im Vergleich mit Deutschland weitaus weniger restriktiv aus.
Unser Ziel: Mehr Holz im Bau für den Klimaschutz
Für das Bestreben der Bundesregierung, die Treibhausgas-Emissionen zu senken und bis 2050 nahezu treibhausgas-neutral zu werden, stehen die Chancen schlecht – der Bausektor muss sich deutlich verändern. Für eine Verbesserung der Ökobilanz muss etwas Grundlegendes passieren: der Umstieg auf klimaschonende Baustoffe, vorzugsweise nachhaltiges Holz aus unseren heimischen Wäldern.
Der WWF fordert Bund und Länder auf, unnötige baurechtliche Hemmnisse für den Einsatz von Holz gegenüber anderen Baustoffen abzuschaffen und nachhaltige Beschaffungsrichtlinien für Bund und Länder einzuführen, welche die gesamte Wertschöpfungskette beim Bau berücksichtigen. Auch Forschung und Kommunikation müssen konsequent vorangetrieben werden, damit Bauherren die Potenziale des Holzbaus erkennen und neue ökologische Architektur sowie innovative Laubholzprodukte entstehen können.
Mit diesen Maßnahmen hat Deutschland eine reelle Chance, den Rückstand im europäischen Ländervergleich endlich aufzuholen und Vorreiter für eine nachhaltigere Ressourcennutzung in Deutschland zu werden.
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