Mangroven sind mit ihrem oftmals imposanten Wurzelwerk nicht nur majestätisch anzuschauen. Sie sind echte Klimahelden und wirken als Wasserfilter, als Auffangnetz für Nährstoffe und sind ausgesprochen effektive CO2-Speicher. Zudem fungieren Mangrovenwälder als natürliche Dämme und verringern messbar die Kraft von Wellen. Schon 100 Meter Mangrovenbestand reduzieren die Wellenhöhe um etwa zwei Drittel. Doch die wertvollen Wälder sind in Gefahr: Mehr als 40 Prozent der weltweiten Bestände wurden bereits abgeholzt.
Mangroven, tropische Küstenwälder mit einem Labyrinth aus Wurzeln, gedeihen am Übergang zwischen Land und Meer. Die extrem widerstandsfähigen, salztoleranten Bäume schaffen die Lebensgrundlage für Millionen Menschen, indem sie diversen Arten als Kinderstube und Heimat dienen. Ein unerwarteter Bewohner, der helfen kann dieses wichtige Habitat zu schützen, ist die Honigbiene.
Mangroven als Lebensgrundlage einer ganzen Region
Mangroven wurden und werden weltweit, beispielsweise auch im Westindischen Ozean, häufig zugunsten der Flächengewinnung für Bauvorhaben, Aquakultur, wirtschaftlichen Salzbau oder auch Infrastrukturprojekte abgeholzt.
Der wirtschaftliche Wert der Mangroven im Westindischen Ozean wird auf etwa 9,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr beziffert. Einberechnet sind Güter und Dienstleistungen, die auf Mangroven und ihrer Funktion als Ökosystem basieren wie beispielsweise Erträge aus Fischerei und Tourismus.
Ein zusätzlicher Haupttreiber ist die Verwendung von Mangrovenholz zur Herstellung von Kohle und Brennholz, einer wichtigen Einnahmequelle der lokalen Bevölkerung. Neben der Fischerei trägt die Kohleproduktion nicht selten einen entscheidenden Teil zur Lebensgrundlage ganzer Gemeinden entlang der Küste bei, vor allem in finanziell schwachen Bevölkerungsgruppen.
Für kurzfristige Gewinne wird so aus Mangel an Alternativen eben jenes Ökosystem zerstört, das seinerseits ein Grundpfeiler für Fischerei und damit die Ernährungssicherung darstellt. Langfristig bedroht diese Praktik nicht nur die vielen Arten, die direkt von Mangroven abhängig sind, sondern letztlich die Menschen selbst. Es gilt daher, ein Bewusstsein bei den Bewohner:innen vor Ort zu schaffen, alternative Lebensgrundlagen aufzuzeigen und zu fördern.
Wie Honigbienen Mangroven schützen
Eine dieser Alternativen gelingt mithilfe von Bienen. Mangrovenhonig ist zwar hierzulande kaum bekannt, wird aber seit Jahren als eine von vielen alternativen Lebensgrundlagen im Südwestindischen Ozean und weltweit vorangetrieben. Im Rahmen meist nichtstaatlicher Weiterbildungsprogramme werden lokale Gemeinden mit dem Handwerk der Imkerei vertraut gemacht. In der Praxis werden Bienenstöcke inmitten oder in unmittelbarer Nähe von Mangrovenwäldern positioniert, sodass die Bienen den Nektar der Mangrovenblüten schließlich in Honig sowie Wachs, Propolis oder auch Gelée Royale umwandeln.
Die Blüten von Mangroven variieren stark je nach Art und reichen von den zarten weißen Dolden der sogenannten Schwarzen Mangrove (Avicennia germinans) bis hin zu beeindruckenden sternförmigen Blütenkelchen der Teemangrove (Pelliciera rhizophorae). Vor allem bei manueller Ernte mit Löffeln und kleinen Schaufeln erreicht der gewonnene Mangrovenhonig eine besonders gute Qualität und kann im Vergleich mit konventionellem Honig absolut mithalten.
Während die goldbraune Optik und dickflüssige Konsistenz sich äußerlich kaum von anderen Honigsorten unterscheiden, zeichnet sich das intensive Aroma durch eine dezente salzige Note aus. Diese entsteht durch die maritime Umgebung und wird durch den individuellen Salzgehalt der Bäume bestimmt. Grundsätzlich wird der Geschmack aber auch beim Mangrovenhonig als intensiv süß beschrieben, ähnlich zu Butterscotch oder Karamell. Wie die meisten anderen Honigsorten ist auch Mangrovenhonig reich an Antioxidantien und vereint antibakterielle und antivirale Eigenschaften in sich.
Neben dem primären wirtschaftlichen Gewinn aus dem Verkauf der Produkte, bringt der Einsatz von Honigbienen noch weitere Vorteile mit sich: Die Bienen sorgen als aktive Bestäubungshilfe für den Erhalt der pflanzlichen und somit auch tierischen Artenvielfalt in ihrer Umgebung.
„Auch wenn Mangrovenhonig ein vielversprechender Ansatz als alternative Einkommensquelle ist, so sollte er nur als eine von vielen Facetten und Möglichkeiten betrachtet werden, die zum Schutz der Mangroven zum Einsatz kommen müssen.“
Was der WWF für den Mangrovenschutz tut
Der WWF setzt sich mit mehreren Projekten für den Mangrovenschutz ein, insbesondere in der Westindischen Ozeanregion. Fokusregionen sind Kenia, Mosambik, Madagaskar und Tansania. Gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, machen wir uns mit einem internationalen Bündnis bestehend aus dem WWF, der Naturschutzunion IUCN und der Nichtregierungsorganisation Wetlands International für den Erhalt und die Wiederaufforstung von Mangroven stark. „Save Our Mangroves Now!“ ist der Leitspruch und Name dieser Initiative zum Schutz von Mangroven.
Gemeinsam mit den vor Ort lebenden Menschen setzen wir uns für ein nachhaltiges Mangrovenmanagement und Wissensvermittlung ein – sowohl bei lokalen Gemeinden als auch überregional in Politik und Wirtschaft. Wir kämpfen dafür, dass Mangrovenwälder als die Klimahelden bedacht werden, die sie sind. Unser Ziel ist es, Mangroven offiziell und permanent in wichtigen internationalen Regularien wie z.B. dem Pariser Klimaabkommen zu verankern, zum langfristigen Schutz von Mensch und Natur.
Zudem arbeiten wir in einem weiteren vom BMZ geförderten Projekt mit Küstengemeinden daran, die Mangroven wieder aufzuforsten, nachhaltige Lebensgrundlagen, wie zum Beispiel Mangrovenhonig, zu entwickeln und die bestehenden Mangroven zu schützen.
Weitere Informationen
- Mangroven: Alleskönner in Gefahr
- Mangrovenschutz im Westlichen Indischen Ozean
- Mama Mikoko: Die Mutter der Mangroven