Mangroven sind echte Super-Bäume: sie schützen Küsten, speichern enorm viel CO2, sind Kinderstube für Fische und Krebse verbringen ihr gesamtes Leben dort. Darüber hinaus sichern Mangroven so den Lebensunterhalt vieler Menschen. Die Frauen der „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Initiative wissen um die große Bedeutung der Mangroven. Seit vier Jahren forsten sie Mangroven-Wälder wieder auf. Mit Erfolg: Die Mangroven erholen sich und die Fische kehren zurück.
54.122 Hektar Mangroven gibt es derzeit in Kenia. 70 Prozent davon wachsen in den Regionen Lamu und Tana. Die Mangroven sind nicht nur ökologisch wertvoll, sie tragen jährlich mit rund 85 Millionen US-Dollar zur kenianischen Wirtschaft bei und sichern den Lebensunterhalt von rund 800.000 Küstenfischern.
Lange stand es um die Mangroven in Kenia nicht gut: Bis 2016 verzeichnete das Land einen stetigen Rückgang der Mangrovenwälder, zurückzuführen auf nicht nachhaltige Nutzung der Wälder, aber auch auf den Ausbau von Häfen und Ölverschmutzungen.
In den vergangenen fünf Jahren (2016-2020) erholten sich die Mangroven in Kenia zum Glück wieder etwas: circa 856 Hektar Mangrovenwälder konnten durch natürliche Verbreitung und engagierte Aufforstungsmaßnahmen wiederhergestellt werden.
Die Frauen der „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Initiative setzen sich seit vier Jahren für die Mangroven im Berzirk Lamu ein. Eine von ihnen, die Leiterin der Gruppe, ist Zulfa Hassan, auch „Mama Mikoko“ („Mutter Mangrove“) genannt.
„Als vor einigen Jahren zum ersten Mal Naturschutz-Organisationen wie ‚Kenya Forest‘, ‚The Nature Conservancy‘ und ‚Northern Rangelands Trust (NRT)‘ dazu aufriefen, Mangroven zu schützen und Setzlinge zu pflanzen, wussten wir noch nicht wie wichtig diese Bäume sind“, erzählt die 35-Jährige.
„Wir wussten natürlich, dass das Holz der Bäume als Baumaterial genutzt wird und als Einnahmequelle dient. Aber mir wurde schnell klar, dass Mangroven noch eine andere Bedeutung für uns Menschen haben müssen, wenn es Organisationen gibt, die die Mangroven schützen wollen und die Pflanzhelfer:innen sogar finanziell dabei unterstützen. So gründete ich schließlich mit einer Gruppe von Frauen die ‘Mtangawanda Mangroves Restoration’-Initiative, deren Vorsitzende ich wurde.“
Mama Mikoko, Leiterin der „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Initiative
Mehr als 61.000 Mangroven gepflanzt
„Wir haben auch früher schon Mangroven gepflanzt, aber die Wälder konnten sich aufgrund der Übernutzung nicht erholen“, erklärt Zulfa Hassan. „Die Naturschutz-Organisationen haben gemerkt wie sehr wir hier etwas verändern wollen und halfen uns mit ihrem Wissen. Sie erzählten uns alles über die Wahl der Setzlinge, den richtigen Pflanzzeitpunkt und vieles mehr.“
Inzwischen zählt die „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Frauengruppe 30 Mitglieder und trägt entscheidend zur Erholung der Mangrovenwälder in den Regionen Lamu und Tana bei. Sie pflanzen Bäume, ziehen Setzlinge in einer eigenen Baumschule und bringen sie in degradierte Gebiete auch außerhalb ihrer Gemeinde.
Seit 2018 haben sie zusammen mit anderen Frauengruppen mehr als 61.000 Mangroven auf etwa 12,5 Hektar degradierter Mangrovenfläche gepflanzt. Weitere 100 Hektar werden wiederhergestellt, indem die Gemeinde die unkontrollierte Ausbeutung der Wälder stärker reglementiert, sodass sich die Mangroven auf natürliche Weise regenerieren können.
Mangroven in Kenia
Die Küste Kenias erstreckt sich über einer Länge von 1.420 Kilometer. Sie beherbergt das fünftgrößte Mangroven-Gebiet des Westlichen Indischen Ozeans. 54.122 Hektar Mangrovenwälder gibt es in Kenia noch, 70 Prozent davon befinden sich in der Region Lamu und Tama, in der auch die „Mtangawanda Mangroves Restauration“-Initiative arbeitet. 800.000 Kleinfischer sind von diesen Mangroven abhängig. Die kenianischen Mangroven speichern bis zu drei Prozent der gesamten CO2-Emissionen des Landes. Zwischen 1996 und 2016 hat Kenia 1.724 Hektar seiner Mangroven verloren, seit 2016 aber 856 Hektar wieder hinzugewonnen.
Die Arbeit der Frauen wirkt
Die Frauen der „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Initiative und auch die Menschen in den Gemeinden der Region spüren inzwischen deutlich, dass sich die harte Arbeit lohnt. „Das Geschäft mit den Mangroven begann, als es unserer Wirtschaft und dem Dorf schlecht ging. Es war in keinem guten Zustand, denn wir sind auf den Fischfang angewiesen“, erzählt Zulfa Hassan. „Unsere Väter, unsere Ehemänner und Brüder sind Fischer – und die Fische brüten in den Mangroven. Die Fische sind unsere wichtigste Einnahmequelle“. Als die Mangroven verschwanden, verschwanden auch die Fische und Krebse – den Fischern fehlten die Einnahmen.
„Es gab weniger Fische und kaum noch große Krabben. Doch als wir begannen, Mangroven zu pflanzen und sahen wie sie wuchsen, kamen die Fische zurück. Und auch die Krebse. Heute erzählen uns die Fischer, dass sie Krabben schlafen sehen, wenn sie an unseren Plantagen vorbeikommen.“
Zulfa Hassan, Leiterin der „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Initiative
Mangroven schützen, Einnahmen schaffen
Zulfa Hassan will mit ihrer Arbeit auch anderen Frauen in Kenia Mut machen. Sie ermutigen, auf eigenen Beinen zu stehen. Inzwischen lernt „Mama Mikoko“ andere Frauen an, die selbst Mangroven pflanzen möchten.
Und die Arbeit der „Mtangawanda Mangroves Restoration“-Initiative wird wahrgenommen, auch überregional – und das bietet eine zusätzliche Einnahmequelle für die Gemeinde: Besucher:innen, die sich über das Mangrovenprojekt informieren wollen – darunter Forscher:innen, Student:innen und Gruppen aus anderen Gemeinden – müssen eine Gebühr entrichten. Das Geld steckt die Initiative dann in Projekte zur Entwicklung der Gemeinde, die auf den jährlichen Treffen besprochen werden.
„Lasst uns nicht nur zu Hause sitzen und unsere Ehemänner unterstützen. Engagieren wir uns selbst für die Umwelt, für den Naturschutz! Lasst uns die Umwelt säubern, lasst uns unsere Mangroven bewahren. Helfen wir unserer Umwelt durch den Erhalt der Mangroven.“
Mama Mikokos Botschaft, die sie besonders an die Frauen richtet
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