Ein erfolgreicher Ökostrommarkt setzt heute wie auch in Zukunft ein funktionierendes Nebeneinander voraus von
- geförderten Neuanlagen,
- nicht-geförderten Neuanlagen und
- nicht-geförderten Bestandsanlagen.
Der Umstieg auf Ökostrom für Ihr Unternehmen ist in jedem Fall eine gute Entscheidung. Doch es gibt Qualitätsunterschiede. Welcher Ökostrom leistet wirklich einen Beitrag zur Beschleunigung der Energiewende? Für die Strombeschaffung in Ihrem Unternehmen können Sie sich an den Empfehlungen und Kriterien des WWF orientieren.
Ein erfolgreicher Ökostrommarkt setzt heute wie auch in Zukunft ein funktionierendes Nebeneinander voraus von
Mit immer höheren Anteilen erneuerbarer Energien im Strommix wächst der Bedarf an Markt- und Preismechanismen, die in einer perspektivisch nahezu vollständig erneuerbaren Energiewelt funktionieren müssen. Wo dies möglich ist, sollten Investitionen in neue Anlagen durch langfristige Lieferverträge (sogenannte Power Purchase Agreements, kurz: PPAs) abgesichert und ermöglicht werden, ohne dabei Förderungen in Anspruch zu nehmen. Ökostrom soll überall dort ohne staatliche Subventionierung ausgebaut werden, wo die Nachfrage nach erneuerbarem Strom einen Anlagen-Neubau refinanzieren kann.
Gleichzeitig muss jedoch die Risikoabsicherung neuer Anlagen dort aufrechterhalten werden, wo noch keine marktbasierte Finanzierung möglich ist. Um das Ausbautempo zum Erreichen der Klimaziele aufrecht zu erhalten bzw. zu steigern, braucht es auch weiterhin einen staatlich abgesicherten, standort- und technologieabhängigen Vergütungsmechanismus. Dies können z.B. Differenzverträge (Contracts for Differences) sein, bei denen im Zeitverlauf entstehende Unterschiede zwischen der zugesicherten Vergütung und dem Marktpreis ausgeglichen werden.
Um die Ziele des Pariser Abkommens auch mit einer zunehmenden Elektrifizierung, z.B. durch E-Mobilität oder Wasserstoffnutzung, zu erreichen, müssen erneuerbare Energien viel stärker und schneller ausgebaut werden als bisher. Dies gilt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Der WWF möchte in besonderem Maße den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik sowie ergänzend Geothermie fördern. Für Bioenergien im Strombereich sind kaum ökologisch verträgliche Ausbaupfade vorstellbar und im Bereich der Wasserkraft sollte sogar langfristig ein Rückbau der Querbauwerke erfolgen. Deshalb soll der Bezug von Ökostrom next generation speziell die Technologien Wind und PV durch Nachfrage unterstützen. Dadurch soll der Ausbau über die derzeitig gesetzlich festgelegten Ziele hinaus vorangetrieben, also eine sogenannte „Zusätzlichkeit“ zu bestehenden Ausbaupfaden und -zielen geschaffen werden.
In einigen Ländern wie z. B. Deutschland ist der Ausbau gesetzlich begrenzt („mengengesteuerter Ausbau der erneuerbaren Energien“). Der WWF kritisiert dies scharf und setzt sich dafür ein, dass insbesondere Neubauinvestitionen, die außerhalb eines staatlichen Förderungssystems refinanziert werden (bspw. über langfristige PPA-Verträge), zusätzlich zur geplanten Ausbaumenge anerkannt werden und nicht zur Reduktion geförderter Mengen im Ausbaupfad führen dürfen.
Ausgeförderte Anlagen (Anlagen, die keinen Anspruch mehr auf Förderung haben, weil die maximale Förderdauer erreicht ist) leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, wenn sie so lange wie möglich betrieben werden. Dies sollte vor allem dann der Fall sein, wenn an dem betreffenden Standort kein Ersatz durch eine Neuanlage (Repowering) möglich ist.
Hierbei sind insbesondere jene Windenergieanlagen zu unterstützen, die ohne die vorangegangene Förderung am Strommarkt aufgrund ihrer hohen Betriebskosten nur schwer wirtschaftlich betrieben werden können.
Als eine der weltweit größten Natur- und Artenschutzorganisationen tritt der WWF seit fast 60 Jahren für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein und vertritt diese Position auch in seiner klima- und energiepolitischen Arbeit. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien wird ausdrücklich gefordert, ein besonderes Augenmerk auf die Naturverträglichkeit der Projekte zu legen. Im Hinblick auf die Ökostromerzeugung fordert der WWF sämtliche Akteure auf, naturschutzrelevante Aspekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu berücksichtigen.
Insbesondere Flüsse sollen barrierefrei gehalten werden. Daher lehnt der WWF den Bau neuer Wasserkraftwerke ab und fordert die konsequente Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Langfristig ist der Rückbau von Querbauwerken erstrebenswert. Zudem ist angesichts der Klimakrise mit einer drastischen Veränderung der Verfügbarkeit von Wasserkraft zu rechnen.
Die Nutzung von Biomasse zur Stromerzeugung sollte aufgrund der damit verbundenen negativen Umweltwirkungen auf Bestandsanlagen begrenzt werden. Für diese sollte eine Förderung nur dann möglich sein, wenn die Anlagen flexibilisiert werden und die Umstellung auf eine nachhaltigere Substratbasis erfolgt.
Auch wenn Wasserkraft- und Biomasseanlagen weiterhin einen systemischen Wert haben werden, stellen Wind- und Solarkraft als fluktuierende Energieträger in Kombination mit Speichern künftig die zentralen Bestandteile der Energiewende dar. Wo Potenziale vorhanden sind, sollte auch die Tiefengeothermie genutzt werden. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren sollte sich folglich auf diese Energieträger konzentrieren und Unternehmen bevorzugt Strom aus PV- und Windenergieanlagen beziehen.
Die Bekämpfung der Klimakrise ist eine globale Herausforderung und erfordert Klimaschutz auf allen Ebenen - lokal und regional wie auch überregional und international. Selbiges gilt für den grenzübergreifenden Ausbau von Erneuerbaren und den Handel von Ökostromprodukten. Generell wird eine europaweite Ökostrombeschaffung akzeptiert, wenn der Nachweis der Stromlieferung mittels offiziellen Herkunftsnachweisen (HKN) erfolgt. Das heißt, dass die HKN im Erzeugungsland ausgestellt und im Empfängerland entwertet werden müssen.
Die Verbindung zwischen Produzenten und Käufern über ein gemeinsames Stromnetz sichert die Glaubwürdigkeit von Ökostrom next generation.
Um den Erneuerbaren-Zubau dort zu fördern, wo der Strom beschafft und verbraucht wird, empfiehlt der WWF, beim Stromeinkauf den Fokus auf nationale HKN zu legen und somit bevorzugt erneuerbare Energien aus Deutschland zu beschaffen.
Auf dem Energiemarkt mit seinen zahlreichen Akteuren sollten hohe Qualitätsmaßstäbe nicht nur an die Erzeugung des Ökostroms selbst, sondern auch an die entsprechenden Anbieter bzw. Lieferanten angelegt werden. Bevorzugt werden sollten möglichst Stromversorger, deren Engagement für den Klimaschutz und die Energiewende klar erkennbar ist, etwa durch ambitionierte, transparente, nachvollziehbare Klimaschutzstrategien und entsprechende Investitionen. Liegt das Geschäftsmodell noch im Bereich fossiler Energiequellen, sollte ein klarer und vor allem ambitionierter und verbindlicher Ausstiegsfahrplan oder eine entsprechende Transformationsstrategie vorliegen. Zudem sollte sich das Unternehmen eindeutig zu den Zielen des Pariser Abkommens und zu den globalen Nachhaltigkeitszielen bekennen, zum Beispiel über den Nachhaltigkeitsbericht.