Was bedeutet PPA?

Solarenergie © Jason Houston / WWF USA
Solarenergie © Jason Houston / WWF USA

Der Begriff Power Purchase Agreement, kurz PPA, bezeichnet einen langfristigen Stromliefervertrag. Als Vertragsform gibt es PPA seit Strom über Lieferverträge gehandelt wird. Zu den Pionieren für PPA gehören sehr große Stromabnehmer aus der IT-Branche.

Was ist also neu an der aktuellen Aufmerksamkeit für dieses Vertragsmodell? Mittels green PPA für grünen Strom lassen sich an geeigneten Standorten Neuinvestitionen in Erneuerbare-Energieanlagen finanzieren, indem eine garantierte Abnahme über einen Zeitraum von über 10 Jahren die Finanzierung der Anlage sichert, ohne dass zusätzliche Förderungen in Anspruch genommen werden müssen. So lässt sich die steigende Nachfrage nach Ökostrom, die zumeist von Großverbrauchern getrieben wird, mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verbinden.

In der Praxis sind green PPA-Verträge für neue Anlagen derzeit einem raschen Wandel unterworfen. Viele verschiedene Varianten sind möglich und die Rahmenbedingungen dazu ändern sich stetig. Insbesondere bei grenzüberschreitenden Bezugsverträgen wird die Materie beratungsintensiv. Trotz der vielerorts noch herrschenden Unsicherheit möchten wir Großverbraucher dazu ermuntern, sich mit langfristigen Beschaffungsverträgen aus neuen erneuerbaren Anlagen zu befassen. Der einmalige personelle und finanzielle Aufwand verteilt sich aufgrund der langen Vertragsdauer auf viele Jahre. Inzwischen setzt sich eine gewisse Standardisierung durch. Hierzu tragen auch zahlreiche Plattformen bei.

green PPA für Neuanlagen

Windrad © GettyImages
Windrad © GettyImages

Ein PPA lässt sich prinzipiell auf jede Art von Kraftwerk anwenden (siehe Schaubild). In Deutschland werden PPA derzeit am häufigsten für Strom aus ausgeförderten Windanlagen abgeschlossen, die ab 2021 in zunehmendem Umfang aus dem EEG herausfallen. Der energiepolitische Reiz besteht jedoch vor allem in der Anwendung auf Neuanlagen, weshalb sie für den Ausbau der Erneuerbaren eine wichtige Rolle spielen.

Für Neubauten können PPA als Finanzierungsinstrument interessant sein. Voraussetzung ist ein über einen langen Laufzeitraum kalkulierbarer Preis, der für den Investor eine verlässliche Einnahme und für den Abnehmer einen akzeptablen und verlässlichen Kostenkorridor darstellt. Die Verpflichtung zur langfristigen Abnahme über oftmals 10 bis 20 Jahre sorgt für die notwendige Kreditwürdigkeit der Investitionen. PPA kommen insofern dort zum Einsatz, wo keine Förderung verwendet werden soll. Das schont die Inanspruchnahme der Fördermittel. Mit nicht genutzten Mitteln können noch mehr Anlagen an weniger geeigneten Standorten finanziert werden. Durch diese Kombination von PPA und Förderung entsteht eine Beschleunigung der Energiewende.

Verschiedene PPA-Typen

Aufgrund der vertraglichen Gestaltungsfreiheit kann jeder PPA individuell vereinbarte Inhalte und Konditionen regeln, wodurch inzwischen sehr viele verschiedene Typen von PPA entstanden sind. Was für maßgeschneiderte Lösungen von Vorteil ist, bringt gleichzeitig als Nachteil viel Unsicherheit mit sich. Auch wenn eine genaue Abgrenzung und Typisierung schwierig ist, haben sich grundsätzlich zwei Arten von PPA herausgebildet:

Physische PPA

Hochspannungsleitung © Global Warming Images / WWF
Hochspannungsleitung © Global Warming Images / WWF

Bei einem physischen PPA liefert der Betreiber einer erneuerbaren Anlage den Strom per Direktleitung oder nur bilanziell über das öffentliche Netz zum Abnehmer. Bei On-Site PPA erfolgt dies von Anlagen direkt auf dem Firmengelände. Wird die physische Lieferung über einen Stromversorger oder Dienstleister abgewickelt, spricht man von „sleeved“ PPA, also einer „umhüllten“ Lieferung. Diese Variante ist für mittelständische Stromverbraucher besonders interessant, weil sie mangels Abwicklungskompetenz auf die Dienste eines Stromlieferanten angewiesen sind. Hinzu kommt, dass in Deutschland ausschließlich Stromanbieter eine Stromkennzeichnung ausstellen dürfen

Virtuelle PPA

Bei virtuellen PPA wird kein Strom geliefert, sondern lediglich ein Finanzgeschäft abgewickelt. Der erzeugte Strom wird im Auftrag des Betreibers von einem Direktvermarkter weiterverkauft oder den Großhandelsmarktplätzen zugeführt. Der Käufer erhält die Herkunftsnachweise und verpflichtet sich zu einem monetären Ausgleich, falls der Großhandelspreis unter den vereinbarten Preis fällt. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar: Bei einem Großhandelspreis über dem vereinbarten Preis wird der Abnehmer bei Mehrerlösen gegebenenfalls beteiligt. Dieser Form des PPA wohnt eine latent schwächere Glaubwürdigkeit gegenüber physischen PPA inne, da der Handel quasi ausschließlich auf Herkunftsnachweisen sowie wie einem Finanzausgleich beruht. Jedoch spielt dieser Ansatz bei komplizierten transnationalen Beschaffungsstrategien (auch innerhalb des Verbundnetzes) eine wichtige Rolle und sorgt am Ende gleichwertig für die Finanzierung der Neuanlage wie ein physischer PPA.

Risikostreuung

Strommasten und Windkraftanlagen © kflGALORE / iStock / Getty Images
Strommasten und Windkraftanlagen © kflGALORE / iStock / Getty Images

Mit Plattformen und der Bündelung von Angebot und Nachfrage eröffnen sich neue Möglichkeiten der Risikostreuung. So kann der Dienstleister auf der Erzeugerseite mehrere Anlagen und auf der Abnehmerseite mehrere Kunden poolen. Auch kleinere Anlagen erhalten somit einen besseren Zugang zum Absatzmarkt – Mittelständler oder Institutionen mit Verbräuchen ab wenigen GWh bekommen Zugang zu neuen Kraftwerken. 

Unsere Empfehlungen bei der langfristigen Beschaffung von Ökostrom

  • Je langfristiger Sie die Beschaffung in den Blick nehmen, desto wichtiger ist die Ausarbeitung einer fundierten Beschaffungsstrategie, die Sie mit Ihren Gremien abgestimmt haben. Wenn Sie PPA anstreben, werden Sie nicht ohne externe Beratung auskommen.
     
  • Kernelemente der Beschaffungsstrategie sind die Mengenprognosen mit verschiedenen Szenarien Ihrer möglichen Verbrauchsentwicklung sowie die Preisprognosen für Strom-, CO2- und Herkunftsnachweismarkt. Weiterhin legen Sie in der Strategie den Umgang mit Risiken fest, die Anforderungen an Planungssicherheit, bilanzielle Fragestellungen, etc. Bei langlaufenden PPA gewinnt das Ausfallrisiko des Anlagenbetreibers an Gewicht. Die Bank des Investors wird jedoch auch Ihr Ausfallrisiko einschätzen wollen.
     
  • Planen Sie ausreichend Vorlauf ein: Die Suche nach einem für Sie passenden Dienstleister und einem passenden Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch. Hinzu kommen die Ausarbeitung einer langfristigen Beschaffungsstrategie sowie die Sondierungs- und Vertragsverhandlungen.
     
  • Ergreifen Sie selbst Initiative, um in Ihrem Netzwerk andere Kollegen bzw. deren Unternehmen für eine Kooperation bei der PPA-Beschaffung zu gewinnen.   
  • Windkraftanlagen und Solaranlagen überbrücken bei Energiemangel © undefined undefined / iStock / Getty Images Startseite: Was ist Ökostrom next generation?

    Immer mehr Unternehmen setzen auf Ökostrom. Das ist grundsätzlich eine gute Nachricht. Wirkungsvoll ist dies aber erst, wenn der beschaffte Strom einen Nutzen für die Energiewende hat. Weiterlesen...