Eigentlich fehlt es weder an Ideen noch an Zielen. Die Völkergemeinschaft verfolgt sogar große Ziele: Nachhaltigkeitsziele, Klimaziele, Ziele zum Schutz von Ökosystemen und Biodiversität. Einige davon sollen 2030 erreicht sein. Noch ist alles möglich.
Tatsächlich aber ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Die Wissenschaft warnt uns davor, dass wir uns gefährlichen, unumkehrbaren Kipppunkten nähern. Beispielsweise bei der Erderhitzung oder der Zerstörung von Ökosystemen globaler Bedeutung, wie dem Amazonas-Regenwald. Beide treiben wir über kritische Schwellen hinaus. Werden die überschritten, sind wir nur noch ohnmächtige Zuschauer:innen – und Leidtragende.
Noch liegen die Staaten bei vielen Verpflichtungen weit hinter dem zurück, was sie vereinbart haben. Beispielsweise bei der Umlenkung von Finanzmitteln hin zu naturbasierten Lösungen. Deren Kosten-Nutzen- Vorteile überzeugen in einer Vielzahl von Projekten. Der WWF weiß das. Er ist an ihnen beteiligt. Was es nun aber auch braucht, ist ein zukunftsfähiges Wirtschaften, das uns mit nachgefragten Gütern und Dienstleistungen versorgt, ohne das Angebots- und Leistungsvermögen der Erde aus den Augen zu verlieren. Am Vollzug dieser Transformation arbeitet der WWF mit.
Wie wäre es eigentlich, wenn wir bereit wären, von dem zu lernen, was glückt? Der aktuelle Report zeigt nämlich auch Artenentwicklungstrends, die positiv, wenigstens stabil sind. Sie sind in aller Regel Früchte von Naturschutzarbeit, z. B. in Schutzgebieten. Ja, Schutzgebiete schützen, wenn es genügend von ihnen gibt, und wenn sie das Papier wert sind, auf denen sie vereinbart wurden. Damit sind wir wieder bei den vereinbarten Zielen. Auf 30 Prozent der Landflächen und der Meere soll bis 2030 Schutz liegen. Stand heute sind gerade einmal 16 Prozent der Landflächen geschützt; das Meer lediglich zu acht Prozent.
Wunsch und Wirklichkeit sind also noch viele Prozentpunkte voneinander getrennt. Wir brauchen mehr Tempo, Einsatz und Entschlossenheit auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Das übrigens ist ein Appell, der alle, wenn auch auf unterschiedliche Weise, fordert. Was ist mit Ihnen? Fühlen Sie sich angesprochen? Gut! Dann lassen Sie uns gemeinsam tun, was nötig ist.
Kathrin Samson, Vorstand Naturschutz und Heike Vesper, Vorstand Transformation Politik & Wirtschaft