Ein bewegtes Jahr war es: 2019 hielt Herausforderungen wie die Brände in Amazonien und Indonesien für uns bereit. Jedoch gab es auch wichtige Erfolge im Naturschutz, zu denen wir dank der Unterstützung unserer Spender und Mitglieder beitragen konnten. Einige Beispiele zeigen wir Ihnen hier.
Ausweisung neuer Schutzgebiete in der Mongolei
Dank der erfolgreichen Lobbyarbeit des WWF und anderer Naturschutzorganisationen hat das Parlament der Mongolei im Mai 2019 beschlossen, das nationale Schutzgebietsnetz um 22 neue Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 3,4 Millionen Hektar zu erweitern. Elf dieser neuen Schutzgebiete liegen in der Ost-Mongolei in der Amur-Heilong-Ökoregion, zwei in der West-Mongolei in der Altai-Sayan-Ökoregion. In beiden Ökoregionen unterstützt der WWF die Schutzgebietsarbeit. Mit dem Zuwachs stehen nun knapp 20 Prozent der Landfläche der Mongolei unter Schutz – wertvoller Lebensraum unter anderem für den Schneeleoparden.
Klimaschutzprojekt auf Borneo spart jährlich drei Millionen Tonnen CO2
Der WWF unterstützt seit 2009 die Verbesserung des Wasserhaushalts im Sebangau-Nationalpark, einem der letzten großen Torfmoorwälder auf Borneo. Dort lebt mit rund 6.000 Individuen einer der größten Orang-Utan-Bestände der Welt. Bevor das Gebiet als Nationalpark deklariert wurde, bestand es aus Forstkonzessionen. Aus dieser Zeit gibt es noch Hunderte von Kanälen, die den Torf entwässern. Das schadet nicht nur der Biodiversität, sondern führt auch zu enormen Treibhausgasemissionen und erhöht das Feuerrisiko. Während der zehn Jahre haben wir in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung, den Anrainergemeinden und mit Unterstützung der Krombacher Brauerei insgesamt 1.181 Dämme gebaut, die zur Verbesserung des Wasserhaushalts auf 273.272 Hektar führen. Zusätzlich wurden 995 Hektar wieder bepflanzt. Die erfreuliche Bilanz all dieser Maßnahmen: Von 2016 bis 2018 wurden über 9 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Damit das so bleibt, gilt es, wie bisher Feuer zu vermeiden, dafür haben wir zehn Teams einer Gemeindefeuerwehr ausgebildet und ausgestattet. Auch werden wir weitere Dämme bauen und die bestehenden jährlich überprüfen.
Rückkehr der Wisente in den Kaukasus
Nach über zwei Jahren intensiver Vorbereitungen wurden im Mai 2019 die ersten zwölf Wisente aus europäischen zoologischen Gärten, unter anderem dem Tierpark Berlin, von Deutschland nach Aserbaidschan geflogen. Dort werden die Tiere in einem speziell angelegten Auswilderungszentrum schrittweise auf die Auswilderung in den 130.000 Hektar großen Shahdag-Nationalpark vorbereitet. Im Herbst 2020 sollen weitere fünf Wisente aus dem europäischen Erhaltungszuchtprogramm folgen. Das Programm leistet einen wichtigen Beitrag zur Rückkehr des im Kaukasus 1927 ausgestorbenen Wildrindes. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des WWF, der zoologischen Gärten und weiterer Partner und finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über die Förderbank KfW.
Dzanga-Sangha: Einsatz für Natur und Menschen
Der WWF übernahm 2019 die Leitung im zentralafrikanischen Schutzgebiet Dzanga-Sangha. Dass uns diese Verantwortung übertragen wurde, sehen wir als Ausdruck des Vertrauens. Dafür haben wir uns seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert, durch alle Krisen hindurch blieben wir vor Ort. Die Arbeit zeigt Wirkung: Die Wilderei auf Elefanten ist im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um über 40 Prozent auf 17 Tiere gesunken! Es hat sich bewährt, die Ausbildung und Ausrüstung der staatlichen Wildhüter zu fördern und auf Augenhöhe mit der lokalen Bevölkerung zusammenzuarbeiten. Erfreulich ist auch zu sehen, wie junge indigene Ba‘Aka ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen: Mit viel Elan setzen sie sich für ihr Kultur- und Naturerbe ein. Die Jugendgruppe ist Teil der Menschenrechtsarbeit des WWF, in dessen Rahmen auch ein Zentrum für Beratung und Konfliktlösung entstand.
Weniger Wilderei und bessere Ernten rund um den Hwange-Nationalpark
Der Hwange-Nationalpark in Simbabwe beheimatet mit 45.000 Individuen den zweitgrößten Elefantenbestand in Afrika. Oft kommt es zu Mensch-Wildtier-Konflikten in der Pufferzone des Parks. Daher hat der WWF mit einem nationalen Partner und den lokalen Gemeinden ein System zum Schutz der Felder der Kleinbauern entwickelt. Es basiert auf einfachen Methoden wie Chili-Bomben, Baumstämmen und einem Alarmzaun mit Glocken und reflektierenden Flaschen. Dank dieses Systems konnte die Zahl der Konflikte in einer der Pilot-Gemeinden von 93 im Jahr 2014 auf weniger als fünf pro Jahr seit 2015 reduziert werden. Ein weiterer Ansatz ist, durch ökologischere Anbaumethoden die Ernährungssituation der Kleinbauern zu verbessern und den Wanderfeldbau einzudämmen, für den die Wälder in den Wildtierkorridoren gerodet werden. Wir konnten 100 Bauern überzeugen, mitzumachen. Und es lohnte sich: Gerade in Zeiten der Dürre kommen die Vorteile der agrar-ökologischen Anbaumethoden zur Geltung, denn sie steigern die Bodenfruchtbarkeit und verbessern den Wasserhaushalt. So ernteten die Bauern trotz der extremen Dürre fast dreimal so viel Hirse einer dürreresistenten Kultur wie zuvor mit den konventionellen Methoden. Da Mais allerdings sehr viel Wasser benötigt, fiel die Maisernte fast völlig aus. Damit trägt das Projekt nicht nur zur Erhaltung von Elefanten-Lebensraum bei, sondern unterstützt eine verbesserte Ernährungssicherheit der Bauern auch in Zeiten des Klimawandels.
Freude bei der Jaguarzählung in Putumayo
129 Wildtierkameras, verteilt auf 1.310 Quadratkilometer in zwei staatlichen Schutzgebieten und einem indigenen Territorium um die Flüsse Putumayo und Napo, haben vier Monate lang alles aufgenommen, was sich bewegte. Das war der Auftakt zur ersten großflächigen und grenzüberschreitenden Erfassung der Jaguarzahlen im Amazonasgebiet, mit der wir 2017 begonnen haben. Ende letzten Jahres waren alle 64.700 Fotos ausgewertet. Sie zeigen 26 Jaguare! Rechnet man diese Zahl auf die fast zehnmal so große Gesamtfläche der drei Gebiete hoch, kommt man auf einen Bestand von schätzungsweise 200 Tieren. Das wären gut 15 auf 100 Quadratkilometer und eine erstaunliche Dichte, denn in der Mehrzahl der bisher untersuchten Jaguargebiete Südamerikas hat man nicht einmal halb so viele gefunden. Eine tolle Bestätigung für uns, denn der WWF unterstützt seit 2009 die Arbeit in den Schutzgebieten.
Sieben Tonnen Geisternetze aus der Ostsee geborgen
Seit 2014 befreit der WWF die Ostsee von herrenlosen Fischernetzen. Sieben Tonnen des Plastikmülls wurden seitdem geborgen. Im Rahmen des EU-Projekts Marelitt Baltic hat der WWF wichtige Grundlagen zur Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen entwickelt. Die Erkenntnisse und Vorschläge wurden anschließend erfolgreich in die aktuelle Umwelt- und Fischereipolitik eingespeist: Der Vorschlag, die Verantwortung für Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen in die Verantwortung der öffentlichen Hand zu geben, wurde sinngemäß vom Umweltminister Mecklenburg-Vorpommerns in die Umweltministerkonferenz in November 2019 eingebracht und fand dort eine große Zustimmung aller Umweltminister aus Bund und Ländern.
Durchbruch gegen Wilderei in Deutschland
Die Polizei ermittelte zwei Jahre, im September 2019 wurde im Fall von Luchs-Wilderei im Bayerischen Wald endlich das Urteil gesprochen. Der WWF hatte eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung der wiederholten Luchs-Tötungen führen würden. Mit Erfolg: Ein Angeklagter wurde wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz und wegen des illegalen Waffenbesitzes zu einer Geldstrafe verurteilt. Ein Präzedenzfall, denn damit wurde erstmalig ein Täter für die Wilderei an Luchsen verurteilt. Damit machte das Gericht deutlich, dass Wilderei kein Kavaliersdelikt ist. Der WWF hofft, dass von dem Schuldspruch des Amtsgerichts Cham eine Signalwirkung ausgeht. Denn Wilderei gehört hierzulande zu den häufigsten nicht natürlichen Todesursachen von bedrohten Tierarten wie Wolf, Luchs oder Fischotter.
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