Es brennt: ob in Kalifornien, im Mittelmeerraum, in den borealen Wäldern, im Amazonas oder Australien. Auch Deutschland ist Schauplatz von Waldbränden. Jahr für Jahr steht der Planet buchstäblich in Flammen. Der WWF ist auf fast allen Kontinenten gegen Waldbrände im Einsatz. Der aktuelle Feuerkompass blickt auf das Brandgeschehen verschiedener Regionen und zeigt Lösungen auf.

In vielen Regionen der Welt waren Brände ein natürliches, zum Teil regelmäßig auftretendes Phänomen, etwa in den Eukalyptuswäldern Australiens, deren Vegetation an Feuer angepasst ist, oder im Grasland der Savannen Afrikas und Südamerikas, das sich rasch erholt. Die Wälder im Westen der USA und Kanadas sind sogar von periodischen Feuern abhängig, um sich verjüngen zu können.

Doch das Brandgeschehen hat sich verändert, so die Bilanz des WWF Feuerkompass: Seit der Jahrtausendwende brennen Feuer immer stärker. Experten sprechen von sogenannten Extremfeuern. Damit gemeint sind sehr große, enorm heiße und sich rasend schnell ausbreitende Feuer, die nur schwer oder gar nicht mehr zu kontrollieren sind. Diese Brände können Feuersäulen entwickeln, die einen Kilometer und mehr in die Höhe steigen. In Kontakt mit kalten Luftschichten reagieren sie explosionsartig und können neue Feuer in bis zu 60 Kilometer Entfernung entfachen.

Brände erreichen neue Dimension

Waldbrände brechen so gut wie immer infolge menschlicher Aktivitäten aus. Wenn heute Feuer in extremen Dimensionen zu beobachten ist, dann ist das dem Umstand geschuldet, dass die menschliche Landnutzung und Übernutzung neue Größenordnungen erreicht hat und der Klimawandel als Beschleuniger zu noch mehr Intensität dramatisch beisteuert. Die besondere Gefahrenlage entsteht also aus einer Wechselwirkung von langanhaltenden Hitzewellen, Dürren und niedriger Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit ausgetrockneter und deshalb leicht entflammbarer Vegetation.

Inzwischen treten große Feuer sogar in bisher untypischen Klimaregionen auf. Es brennen nun auch Landschaften, die viel mehr Biomasse enthalten und in denen die Natur überhaupt kein Feuer vorgesehen hat – etwa in den Regenwäldern Südamerikas und Südostasiens.

Allein im Jahr 2023 verbrannten weltweit etwa 26 Millionen Hektar Wald– eine Fläche, die etwa der Größe Neuseelands entspricht. Rund 8,8 Milliarden Tonnen CO₂ wurden dadurch freigesetzt, was mehr als das Fünfzehnfachen der jährlichen Emissionen Deutschlands ist. Der Feuerkompass betrachtet die Situation rund um den Globus sowie extreme Brandereignisse einzelner Regionen.

Deutschland

Rauchschwaden über Brandenburg © Stiftung Naturlandschaften Brandenburg
Rauchschwaden über Brandenburg © Stiftung Naturlandschaften Brandenburg

In Deutschland ist besonders das Bundesland Brandenburg von Waldbränden betroffen, mit einem Schwerpunkt in den Kiefernwäldern südlich von Berlin. Diese besondere Waldbrandgefährdung erklärt sich aus den klimatischen Bedingungen und die forstliche Bewirtschaftung: Brandenburg ist das regenärmste Bundesland. Charakteristisch sind dessen lockere Sandböden, die Niederschläge kaum speichern. Der hohe Kiefenranteil von 70 Prozent, insbesondere in Form von Monokulturen, erhöht das Waldbrandrisiko zusätzlich.

Kiefern gelten als besonders brandanfällig, weil sie reich an ätherischen Ölen und Harzen sind. Kiefernforste trocknen zudem stärker aus als Laubwälder und es ist viel wärmer in ihren Beständen. So kann sich ein Feuer sehr schnell in den Forstflächen ausbreiten.

Im Jahr 2024 zeigte sich eine leichte Entspannung, die vor allem dem feuchtheißen Sommer mit vielen Schauern und Gewittern zu verdanken war. Auch 2024 war Brandenburg das am stärksten von Waldbränden betroffene Bundesland mit 211 Bränden und 226 Hektar (2023: 765 Hektar) verbrannter Fläche. An Platz zwei und drei folgen Sachsen-Anhalt mit 39 Bränden und 39 Hektar sowie Thüringen mit 34 Bränden auf 35 Hektar.

Die meisten Waldbrände in Deutschland werden vorsätzlich oder fahrlässig durch Menschen verursacht. Fahrlässig verursachte Waldbrände gehen überwiegend auf das Konto von Camper:innen und Waldbesucher:innen. Zwischen 1992 und 2023 ließen sich im Durchschnitt 96 Prozent der Waldbrände in Deutschland auf menschliche Ursachen zurückführen. Bei 20,6 Prozent davon ließ sich sogar Brandstiftung nachweisen.

Europa (Mittelmeerraum)

Verheerende Waldbrände wüten 2021 in der Türkei © DHA
Verheerende Waldbrände wüten 2021 in der Türkei © DHA

Brände gibt es seit der großflächigen Entwaldung des Mittelmeerraums in der Antike. Doch in Zeiten der weit vorangeschrittenen Degradierung der Lebensräume und dichten Besiedlung schlagen die Flammen in der Klimakrise immer heftiger zu. In den vergangenen Jahrzehnten haben Anzahl und Ausmaß der Brände besorgniserregend zugenommen. Jedes Jahr brennt es dort mindestens 50.000-mal. Die Waldbrände sind auch hier fast immer das Werk von Menschen. Immobilienspekulation und Baulandgewinnung, aber auch Jagd und Weidewirtschaft stehen in Zusammenhang mit vorsätzlich gelegten Waldbränden.

Dabei haben auch die Mittelmeerländer mit dem neuen Phänomen zu kämpfen, den sogenannten Mega-Waldbränden: Es entstehen wahre Feuerstürme, die nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden können. Sie enden erst, wenn sich die Wetterbedingungen ändern oder dem Feuer die Nahrung ausgeht. Starke, trockene Sommerwinde wie der Mistral in Frankreich oder der Levante in Spanien fachen die Feuer weiter an und verteilen die Funken. Hunderttausende Hektar Wald- und Buschland werden pro Jahr Opfer der Flammen. Die Klimakrise, die mit noch längeren, heißen Sommern fast ohne Regen einher geht, erhöht das Waldbrandrisiko und verlängert die Waldbrandsaison erheblich.

Portugal ist das am stärksten von Bränden betroffene europäische Land. Dort gibt es im Jahresdurchschnitt etwa 17.000 Brände. Jedes Jahr brennen dort durchschnittlich 120.000 Hektar. Aber auch in Italien verbrannten zwischen 2009 und 2018 durchschnittlich 73.000 Hektar pro Jahr. 

Auch Griechenland ist von Extremfeuern betroffen. Zwischen 2006 und 2023 verzehrten Landschaftsbrände fast eine Million Hektar Vegetation. Die meisten Menschenleben forderte dabei ein flächenmäßig eher kleiner Brand im für Griechenland relativ feuerarmen Jahr 2018: Bei der Brandkatastrophe von Mati starben 102 Menschen. 2023 verzeichnete Griechenland die zweitschlimmste Feuersaison seiner Geschichte. Betroffen waren rund 1,3 Prozent der Gesamtfläche Griechenlands, im langjährigen Schnitt sind es 0,3 Prozent.

Europa (Mittel- und Nordeuropa)

Pinien- und Eichenwald nach Brand in Spanien © Jorge BARTOLOME / WWF
Pinien- und Eichenwald nach Brand in Spanien © Jorge BARTOLOME / WWF

In den vergangenen Jahren hat sich Mitteleuropa zu einem neuen Risikogebiet entwickelt. Die Brände betreffen nicht mehr nur die Mittelmeerländer. Die Klimakrise macht aus den milden, feuchten Sommern, lange heiße, trockene Perioden. Zusammen mitzunehmend milden Wintern schafft dies die perfekten Bedingungen für Großbrände. Mitteleuropa „kontinentalisiert“ sich, mit heißen trockenen Sommern und kalten, feuchteren Wintern. Großbrände werden vermehrt auch in den großen Waldgebieten der Alpen oder im Schwarzwald auftreten.

Länder wie Großbritannien, Irland, Finnland, Lettland, Deutschland, Polen, Schweden und Norwegen wurden 2019 von ungewöhnlichen Feuern erschüttert. Während des Sommers wurden in der Europäischen Union 40 Prozent mehr Brände registriert: Großbrände bei uns in Mittel- und Nordeuropa sind nicht mehr die Ausnahme, sondern absehbar.

Kalifornien, USA

Feuer in Pacific Palisades Kalifornien am 8. Januar 2025 © IMAGO / ZUMA Press Wire / Brian Cahn
Feuer in Pacific Palisades Kalifornien am 8. Januar 2025 © IMAGO / ZUMA Press Wire / Brian Cahn

In Nordamerika sind Waldbrände historisch betrachtet natürliche Phänomene. Die Wälder im Westen der USA und Kanadas sind von periodisch auftretenden Waldbränden abhängig, um sich verjüngen zu können. Im 20. Jahrhundert sanken die Opferzahlen bei Waldbränden in den Vereinigten Staaten und Kanada deutlich. Nicht gesunken sind hingegen die Flächendimensionen, die in Flammen stehen.

Seit den 2010er Jahren häufen sich die extremen Brandjahre und bedrohen Menschen, das Ökosystem Wald und Wildtiere in der Region. Erstmals 2015 und dann gleich wieder 2017 und 2020 überstieg die Waldbrandfläche die Grenze von vier Millionen Hektar pro Jahr. Darunter waren Gigafeuer, die alleine über eine Million Hektar Vegetation verschlangen: die Texas Wildfires 2011 (zehn Tote, 1.623.481 Hektar), die Northwest Territories Fires 2014 (3.500.000 Hektar), die British Columbia Wildfires 2017 und 2018 (1.216.053 Hektar und 1.354.284 Hektar) und die California Wildfires 2020 (33 Tote, 1.741.920 Hektar).

Damit lagen in sechs der vergangenen zehn Jahre die Brandflächen deutlich über den Höchstwerten der 1990er Jahre. Diese Tendenz wird zusätzlich durch die schrecklichen und verheerenden Brände rund um Los Angeles Anfang 2025 deutlich. Diese Brände haben nichts mehr mit der Intensität von einst natürlich vorkommenden Feuern zu tun.

Brände an den Grenzen von Los Angeles im Januar 2025 © NASA
Brände an den Grenzen von Los Angeles im Januar 2025 © NASA

Auch in den USA wird die Mehrheit der Brände von Menschen verursacht. Die dichte Besiedlung in brandgefährdeten Gebieten, die zum Teil marode Infrastruktur (Freileitungen für die Stromversorgung mit Funkenschlag) sowie die hohe Nutzungsintensität der Landschaft sind die Hauptverursacher für die Situation, die durch den Klimawandel nochmals verschlimmert wird. Im nationalen Durchschnitt gehen 86 Prozent der Waldbrände auf das Konto von Fahrlässigkeit oder Brandstiftung. Nur 14 Prozent der Brände hatten Blitzschlag als natürliche Ursache – allerdings variiert dies je nach Region. In manchen Gebieten im Westen der USA sind Blitzeinschläge der hauptsächliche Auslöser von Waldbränden.

Einen traurigen Rekord erreichte Kanada im Jahr 2023: Es war erstmals das Land mit den meisten Bränden weltweit. Die Brandsaison begann außerordentlich früh, bereits im März, und drei Monate später erreichten die riesigen Rauchwolken sogar New York City und tauchten die Metropole in apokalyptisches Orange-Gelb. Mehr als 6.500 einzelne Feuer breiteten sich teilweise gleichzeitig aus und gingen ineinander über. Betroffen waren alle 13 Bundesstaaten und Territorien Kanadas. 17,2 Millionen Hektar Wald verbrannten insgesamt.

„Wir brauchen Vernunft statt Verleugnen von Fakten und Realitäten. Naturkatastrophen inklusive verheerender Brände werden durch die Klimakrise häufiger und intensiver. Nur gemeinsame und entschlossene Maßnahmen zum Klimaschutz werden uns mittel- und langfristig vor Schlimmerem bewahren und eine lebenswerte Zukunft für uns alle ermöglichen.“

Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland

Amazonas-Region

Waldbrand in Brasilien © Mauri Rautkari / WWF
Waldbrand in Brasilien © Mauri Rautkari / WWF

Der Regenwald brennt. Jahr für Jahr brennen Flächen, die im Vorjahr noch Wald waren. Was das bedeutet, liegt auf der Hand: In den Wäldern des Amazonas ist der Mensch der Verursacher der Feuer. Es wird gerodet, verbrannt, kultiviert – um Landwirtschaft zu betreiben, um Rinder für die Fleischproduktion zu halten, um Soja anzubauen oder einzig und allein, um formell Landtitel zu erlangen. Jahr für Jahr wird auf diese Weise im Amazonas auf riesiger Fläche entwaldet und den Lebewesen vor Ort, regional und hinsichtlich des Klimas weltweit die Zukunft genommen. Entsetzlich!

Die Brände im Amazonas sind besonders schwerwiegend, weil sie den größten und vielfältigsten Tropenwald der Welt zerstören.Heimat von zehn Prozent der Artenvielfalt des Planeten und Heimat von mehr als 34 Millionen Menschen, darunter etwa 500 indigene Völker. Das Amazonasgebiet spielt eine Schlüsselrolle bei der Klimaregulierung Südamerikas, liefert fast 20 Prozent des Süßwassers der Erde und ist entscheidend für die Eindämmung der Klimakrise auf globaler Ebene. Wir müssen davon ausgehen, dass wir den Kampf gegen die globale Erwärmung verlieren, wenn wir das Amazonasgebiet nicht erhalten.

Derzeit sind schon mehr als 20 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes zerstört. Dieser Verlust ist sehr nahe an dem, was einige Experten den „Point of no Return“ nennen: den Moment, in dem der Amazonas aufhören wird, sich wie ein tropisches Ökosystem zu verhalten und von selbst austrocknet. Die Experten schätzen, dass dieser Punkt erreicht sein könnte, wenn die gesamte Entwaldung 25 Prozent beträgt. Bei der derzeitigen Abholzungsrate von 1 bis 3 Millionen Hektar pro Jahr könnte das bald sein. Zudem wird vermutet, dass die Selbstaustrocknung mit jedem Zehntel Grad mehr im Zuge des Klimawandels auch noch schneller gehen könnte.

2023 suchte eine historische Dürre mit Rekordtemperaturen das Amazonasgebiet heim. Neben Feuern in Rodungsgebieten, die auch in der Vergangenheit schon ausbrachen, brannten 2023 auch Primär- und Sekundärwälder. Allein in Brasilien wurden im Oktober 2023 über 22.000 Brände registriert – 34 Prozent mehr als im langjährigen Durchschnitt seit 1998. Die verbrannte Waldfläche summierte sich auf 10,7 Millionen Hektar.

 

Australien

Feuerfront im Jamison Valley © Andrew Merry / Getty / WWF
Feuerfront im Jamison Valley © Andrew Merry / Getty / WWF

Mit seinen heißen und trockenen Klimazonen blickt Australien auf eine lange Feuergeschichte zurück. Seine Vegetation ist teilweise an Feuer angepasst: Einige Arten überleben Brände, schlagen danach wieder aus, andere haben feuerresistente Samenschalen. Doch seit der Jahrtausendwende erreichen die Brände eine Dimension, von der sich selbst diese Arten kaum mehr erholen. 2003 wurde erstmals auf dem Kontinent ein Feuertornado dokumentiert, der horizontal 250 Stundenkilometer und vertikal 150 Stundenkilometer schnell war.

Im „Black Summer“ von August 2019 bis März 2020 wurde der Kontinent von der bislang größten Zahl von Feuern heimgesucht, nachdem er 2019 unter besonders hohen Temperaturen und anhaltender Dürre litt. Schätzungen schwanken zwischen 19 und 24 Millionen Hektar zerstörter Wald- und Plantagenfläche. Auch an den Regenwaldrelikten in Queensland hinterließ der „Black Summer“ riesige Schäden. Auf drei Milliarden Individuen wurde die Zahl der verbrannten Wirbeltiere geschätzt. 483 Menschen starben durch Feuer und Rauch. Tausende Häuser wurden zerstört.

Zwar gab es in der Vergangenheit sogar noch größere Brände in Australien. Das Außergewöhnliche an den jüngsten Feuern ist die Region, in der sie sich ereignet haben: Anstelle von Grasland und Savannen im Norden Australiens brannten Wälder in den gemäßigten Zonen, die an diese starken Feuer nicht gewöhnt sind. Es waren Wälder in dicht besiedelten Küstenregionen – die ökologischen und sozialen Auswirkungen waren dadurch weitaus größer als in anderen Jahren.

Zudem erreichten diese Feuer Temperaturen von mehr als 1.000 Grad Celsius – normalerweise überschreiten sie nicht die 500-Grad-Marke. Von so extremen Temperaturen können sich die Wälder nur schwer wieder erholen. Die Erholung des Waldökosystems dauert viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Ein erneutes Abbrennen wäre katastrophal.

Chile

Zypressen nach Waldbrand in Chile © Edward Parker / WWF
Zypressen nach Waldbrand in Chile © Edward Parker / WWF

Waldbrände sind Teil der natürlichen Abläufe in Chile. In den vergangenen Jahren wurden sie jedoch häufiger, größer und extremer. Das Land ist sehr anfällig für die Klimakrise und ihre Auswirkungen sind stark spürbar. In 2017 erlebte Chile seine bisher schlimmste Brandsaison, die Feuer verschlangen 86.000 Hektarmehr als drei Prozent der Waldfläche des Landes. In anderen Brandjahren werden 0,5 Prozent nicht überschritten. Auch 2019 war die Saison ebenfalls schlimm. Es gab mehr Brände im Vergleich zu 2018 und 65.000 Hektar Land verbrannten. Der zentrale Teil des Landes leidet seit vielen Jahren unter einer schlimmen Dürre. Dauerte die Brandsaison zwischen 1985 und 2009 noch von November bis April, erstreckte sie sich zwischen 2010 und 2018 von Oktober bis Ende Mai. Die Brände sind nicht länger nur eine Gefahr des Sommers.

Nördlicher Polarkreis

Borealwald in Sibirien nach einem Brand © Hartmut Jungius / WWF
Borealwald in Sibirien nach einem Brand © Hartmut Jungius / WWF

Die borealen Wälder sind an Feuer angepasst. Sie brennen hier und da seit tausenden von Jahren. Doch der Feuerzyklus hat sich beschleunigt. Es brennt immer häufiger, die Feuer werden immer größer und intensiver. Die Gründe dafür sind klar: Die Nordhemisphäre erwärmt sich deutlich schneller als der Rest des Planeten. Der Frühling beginnt früher, die Sommer werden wärmer und dauern länger. All dies hat die häufig vermoorte Landschaft ausgetrocknet.

In diesen Breitengraden sind die Brände besonders schwerwiegend und besorgniserregend für das Klima. Zum einen, weil sie einen feinen schwarzen Ruß erzeugen, der das Schmelzen des Eises in der Arktis beschleunigt. Zum anderen, weil sie Torf- und Permafrostböden beeinträchtigen: Die Brände erwärmen den Permafrostboden, der dadurch noch schneller auftaut. Darin gebundenes CO2 und Methan wird freigesetzt, was die globale Erwärmung weiter beschleunigt.

Eine neue Erscheinung sind sogenannte „Zombiefeuer“: unterirdisch schwelende Feuer, die sogar den Winter überdauern können, um sich in der darauffolgenden Brandsaison erneut zu verheerenden Flächenbränden zu entwickeln. Möglich ist dies durch ganzjährig gestiegene Temperaturen, die Vegetation und Böden austrocknen. So entstehen gigantische Mengen brennbare Biomasse. Ein Blitzschlag findet sofort genügend Nahrung. Die torfreichen Böden der Tundra und Taiga glimmen über lange Zeiträume hinweg.

2019 brannte es am Polarkreis über mehrere Breitengrade hinweg in einer Intensität und Dauer wie nie zuvor. Betroffen waren Sibirien, Alaska, Grönland und Kanada. Insgesamt wurden in der Arktis-Region 5,5 Millionen Hektar verbrannt. Dies führte zur Emission von 182 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre, dreimal so viel wie Schweden im Durchschnitt in einem Jahr emittiert. In Alaska vernichteten mehr als 600 Brände über eine Million Hektar Tundra und Wald. Ein großes Brandereignis mit mehr als einer Million Hektar Brandfläche wurde im Dreieck Russland, Mongolei und China gemeldet, dabei wurden Wald- und Steppenfläche vernichtet. Der Rauch sibirischer Waldbrände erreichte sogar den Nordpol – zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnung.

Zentral-Afrika

Typische Waldbrandherde am Mount Kilum in Kamerun © Sandra Mbanefo Obiago / WWF
Typische Waldbrandherde am Mount Kilum in Kamerun © Sandra Mbanefo Obiago / WWF

Das Gebiet der Erde, das pro Jahr am meisten brennt, liegt südlich der Sahara auf dem afrikanischen Kontinent. Die US-Raumfahrtbehörde definiert Afrika als „Kontinent in Flammen“, weil hier 70 Prozent der weltweiten Landschaftsbrände stattfinden. Rund 300 Millionen Hektar brennen hier pro Jahr.

Die meisten dieser Brände sind das Ergebnis landwirtschaftlicher Nutzung und kommen hauptsächlich in den Savannen und auf den von Kleinbauern bewirtschafteten Feldern im Tropenwaldgürtel vor. 2023 lag die Fläche der abgebrannten Savannenlandschaft zwar 13 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Gleichwohl wütete in Subsahara-Afrika mehr als die Hälfte der Terafeuer – also Feuer von über einer Million Hektar.

Immer wieder werden jedoch auch Wälder durch Brandrodung vernichtet, um neues Ackerland zu gewinnen. Zu den besonders betroffenen Staaten gehören Mosambik mit durchschnittlich 285.000 Hektar und Madagaskar mit durchschnittlich 120.000 Hektar verlorenem Wald pro Jahr. Begünstigt durch die Klimakrise, die die Regenwälder austrocknet, können Brände bald auch die Tropenwälder des Kongobeckens betreffen – nach dem Amazonas das größte Waldgebiet der Welt, von dem das Überleben von 30 Millionen Menschen vor Ort, aber auch weltweit, abhängt.

Aber auch im Norden des afrikanischen Kontinents wüten katastrophale Feuer. Hier zeigt sich, wie im europäischen Teil des Mittelmeerraumes, ein Trend zu häufigeren und größeren Wald- und Vegetationsbränden. Besonders betroffen ist Algerien: Dort summiert sich die zwischen 2009 und 2023 von Feuern betroffene Fläche auf über 1,1 Millionen Hektar.

Wechselwirkung aus Erderhitzung, Trockenheit und menschlicher Übernutzung

Mittlerweile gibt es weltweit keine bewaldeten Regionen mehr, die sicher vor Landschaftsbränden ist. Verursacher ist fast immer der Mensch – indirekt oder vorsätzlich. Intensive Land- und Forstwirtschaft haben zu einer Übernutzung, Auflichtung und Austrocknung der Wälder geführt. Menschen dringen für den Bergbau, die Holzgewinnung und landwirtschaftliche Nutzung immer tiefer in bislang abgelegene Regionen vor. Es entsteht ein Kreislauf, der sich durch die Wechselwirkung von langanhaltenden Hitzewellen und Trockenheit, menschlicher (Über-)Nutzung und den Waldbränden selbst beschleunigt und wiederum die Erderhitzung vorantreibt.

Extremfeuer breiten sich über den Boden und die Luft aus

In Europa werden Feuer ab einer Größe von 10.000 Hektar als Megafeuer klassifiziert, ab 100.000 Hektar spricht man von Gigafeuer, ab 1.000.000 Hektar von einem Terafeuer. Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl extrem heißer und großer Feuer weltweit bis 2030 um 14 Prozent steigen wird, bis 2050 um 30 Prozent und sich bis 2099 verdoppelt haben wird. Die zunehmende Freisetzung von Treibhausgasen und die Beeinträchtigung der Luftqualität bedroht unsere Lebensgrundlage

Übernutzung stoppen und die Klimakrise bekämpfen

Um der Entwicklung etwas entgegenzusetzen, muss der Fokus weg von der Brandlöschung hin zur Brandvermeidung. Wir können nicht länger auf Löschmaßnahmen vertrauen, da Megabrände unlöschbar sind. Die neuen Brände sind dafür zu extrem.

Ziel muss es statt dessen sein, so die Schlussfolgerung im WWF Feuerkompass, die biologische Vielfalt, die Kohlenstoffsenken in Wäldern, Mooren und Böden sowie ihre wichtigen Ökosystemleistungen zu bewahren und wiederherzustellen, anstatt sie weiter zu zerstören. Damit betreiben wir nicht nur aktiven Brandschutz, wir leisten überdies einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels.

Gelingt uns dies nicht, wird die fortschreitende Erderhitzung den Trend zu extremen Landschaftsbränden verstärken. Im Jahr 2024 lag die Temperaturerhöhung im Schnitt schon bei rund 1,5 Grad weltweit. Würde sich die Welt um 4 Grad erhitzen, wären weltweit 50 bis 70 Prozent mehr Flächen von Bränden betroffen, so der Weltklimarat IPCC. Millionen Menschen wären den Feuern ausgesetzt, unzählige Menschenleben in Gefahr.

„Wer weiter die Augen davor verschließt, dass der Klimawandel bekannte Wettermuster verändert und Extremwetterereignisse befördert, läuft geradewegs in die Katastrophe hinein. Es braucht überall auf der Welt einen unverstellten Blick auf diese Tatsachen und entschlossenes Handeln. Denn wir haben unser Wohlergehen selbst in der Hand“, so Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Wir müssen den Teufelskreis aus Waldbränden und der damit verbundenen Erderhitzung jetzt stoppen. Um das zu erreichen, müssen wir uns mit vollem Einsatz in den Kampf gegen die Klimakrise begeben und gleichzeitig die Entwaldung für landwirtschaftliche Flächen und Holzplantagen und die Übernutzung der Flächen stoppen.

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