Deutschland ist einer der weltweit größten Importeure von Eisen- und Stahlprodukten und liegt auch bei den Aluminium-Importen auf den vorderen Plätzen. Stolze Titel oder zweifelhafte Ehre? Denn in der Mineralgewinnung und Metallproduktion werden jeden Tag schwerwiegende soziale und ökologische Verbrechen begangen. Als bedeutende Importnation hat die Bundesrepublik erheblichen Einfluss auf die Auswirkungen der Bergbautätigkeiten – und kann sie entscheidend verbessern. Eine immens große Verantwortung.
Das eiserne Fundament der Industrie
Deutschlands Exportwirtschaft ist stark und im Automobilbereich sogar weltweit führend. Während im Jahr 2015 Güter im Wert von 1.194 Milliarden Euro ins Ausland verkauft wurden, lag der Wert der Importwaren mit rund 950 Milliarden Euro nur leicht darunter.
Mehr als 60 Prozent dieser Rohstoffimporte fließen jedes Jahr in die Metallerzeugungs- und Verarbeitungsindustrie. Neben der Automobilbranche und dem Bauwesen, zählt auch der Maschinen- und Anlagenbau zu den Hauptabnehmern von Stahl und Aluminium.
Deutschland ist nicht nur grundlegend auf metallische Rohstoffe angewiesen – ohne sie wären Handel, Beschäftigung und die Wirtschaft, wie wir sie heute kennen, undenkbar.
Grenzenloser Metallhunger
Obwohl Deutschland als ressourcenarmes Land gilt, ist es eine wichtige Bergbaunation. Einen Teil seiner erforderlichen Rohstoffe fördert die Bundesrepublik nämlich selbst – so etwa Kies, Naturstein und Braunkohle. Metallerze gehören seit geraumer Zeit nicht mehr dazu. Nach über 2.000 Jahren Erzbergbau erwiesen sich die Abbaustätten als unwirtschaftlich und so gingen 1992 auch im letzten Erzbergwerk die Lichter aus.
Seitdem ist Deutschland vollständig von Importen abhängig und beschafft etwa 99,7 Prozent seiner benötigten Metallerze auf den internationalen Rohstoffmärkten. Da Stahl und Aluminium zu 100 Prozent recycelbar sind, gehören auch Metallschrott und -Abfälle dazu. Die Verarbeitung dieser sogenannten Sekundärrohstoffe benötigt nur einen Bruchteil der Energie, die bei Primärrohstoffen eingesetzt werden muss.
Der ökologische Fußabdruck durch Stahl und Aluminium
Die Stahlindustrie ist der weltweit größte industrielle Verursacher von klimaschädlichen CO2-Emissionen. Diese entstehen überwiegend durch den Einsatz von Kokskohle bei der Erzeugung von Roheisen – einem Zwischenprodukt auf dem Weg zur Stahlherstellung.
Der Kohleeinsatz treibt zudem die massive Waldvernichtung voran. Aktuell ist der Regenwald im brasilianischen Amazonasgebiet besonders schwer von den Rodungen betroffen. Hektar für Hektar verschwindet hier einer der artenreichsten Lebensräume der Erde – und zwar für immer.
Die Aluminiumindustrie steht dem in nichts nach: 2013 flossen 74 Prozent der industriell genutzten Elektrizität in die Gewinnung und Verarbeitung des Metalls. Bei diesem enormen Verbrauch ist es nicht verwunderlich, dass Aluminiumhütten stets in der Nähe eines Kraftwerks errichtet werden. Und hier wiederum, handelt es sich oft um Kohlekraftwerke, welche die Luft verschmutzen und Treibhausgase freisetzen.
Die Liste der dramatischen Folgen Bergbaus ist noch lang: Neben der Erschöpfung von Wasserressourcen, schlimmen Umweltvergiftungen und Verschmutzungskatastrophen, leiden auch Millionen Menschen unter gesundheitlichen Schäden, Ausbeutung und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.
Profit vs. Verantwortung
Mining-Konzerne und Kleinbergbaubetriebe machen heute selbst vor geschützten Flächen keinen Halt mehr. Denn aufgrund verschiedener ökologischer Eigenschaften sind natürliche Anreicherungen von Erzmineralien hier besonders oft zu finden. Einige der betroffenen Staaten unterstützen diese Entwicklung sogar in dem sie Konzessionen für die systematische Ausbeutung ihrer Schutzgebiete vergeben. Die Folge: Nationalparks schrumpfen und ihr hart erkämpfter Schutzgrad wird herabgestuft oder geht vollends verloren. Im Jahr 2018 waren bereits 18 der 242 Weltnaturerbestätten von Bauxit- und Erzabbauprojekten bedroht oder betroffen.
Dieses aktuelle Szenario verdeutlicht, unter welch immensem Druck die rohstoffproduzierenden Nationen stehen. Es zeigt auch was passiert, wenn Importländer wie Deutschland in erster Linie den Erfolg der heimischen Wirtschaft sicherstellen wollen und dabei die ökologischen und sozialen Auswirkungen ignorieren.
Der WWF fordert: Wachstum darf nicht mehr von Rohstoffen abhängen!
Wir rufen Volkswirtschaften, insbesondere Deutschland, dazu auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Und das geht in erster Linie durch eine deutliche Reduzierung von erschöpflichen Ressourcen, klar geregelten und transparenten Abbauaktivitäten sowie dem Umstieg auf erneuerbare Energien.
Deutschland hat nun die Chance, mit nachhaltigem Handeln zu einem weltweiten Vorbild zu werden – ein Spitzenplatz, an dem ganz sicher niemand zweifeln wird.
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Mining: Die Folgen des weltweiten Rohstoffabbaus Um Aluminium, Stahl, Gold und Co. zu gewinnen, werden ganze Ökosysteme zerstört. Weiterlesen ...