Gold ist eines der wertvollsten Edelmetalle der Erde – und auch eines der begehrtesten. Es ist leicht formbar, korrosionsbeständig und verfügt über eine hohe Symbolkraft. Vor allem die Uhren- und Schmuckindustrie dominiert die Nachfrage nach Gold, aber auch in der Finanzindustrie und im Technologiesektor ist Gold ein gefragter Rohstoff. Doch den Abbau von Gold begleiten Konflikte sowie enorme Risiken, zu denen vornehmlich die verheerenden direkten und indirekten Folgen für die Umwelt gehören. Der WWF fordert, verstärkt recyceltes Gold zu verwenden und den weltweiten Goldabbau massiv zu reduzieren.

Die Covid-19-Pandemie sorgt weltweit für einen Anstieg der Nachfrage nach Gold als Investment. Nicht nur die Zentralbanken kaufen mehr, auch in Deutschland sind insbesondere goldgestützte, börsengehandelte Fonds beliebt.

Gold ist nicht nur Wertanlage, es ist auch Ausgangsmaterial für Halbleiterprodukte: in einem Mobiltelefon beispielsweise stecken 2,4 Milligramm Gold. Industriell abgebaut wird es in großen Minen (Large-scale Mining, LSM) oder im sogenannten Kleinbergbau (Artisanal and Small-scale Mining, ASM).

Alles je geförderte Gold der Welt ergäbe einen Würfel mit einer Kantenlänge von nur 21,7 Metern!

Quelle: Geo.de

Wie viel Gold genau sich noch wo in der Erde verbirgt, kann man nicht mit Gewissheit sagen. Sicher ist jedoch, dass sein Abbau immer aufwendiger wird. Schätzungsweise 54.000 Tonnen Goldvorkommen, die sich mit den derzeitigen technischen Mitteln abbauen lassen, sind derzeit weltweit bekannt. Die größten Goldvorkommen liegen in Kanada, Südafrika, USA, Australien, Russland, Chile, China, Indonesien, Mexiko und Papua-Neuguinea. 3.300 Tonnen Gold werden jährlich aus Erzen gewonnen.

Direkte und indirekte Risiken für die Umwelt

Umweltzerstörung durch Goldbergbau im Pantanal © Andre Dib / WWF-Brazil
Umweltzerstörung durch Goldbergbau im Pantanal © Andre Dib / WWF-Brazil

Wo nach Gold gegraben wird, müssen Wälder weichen – der Goldbergbau führt deshalb zu einem Verlust der Biodiversität durch Entwaldung und Kontaminierung von Gewässern. Denn um Gold abzubauen, werden häufig hochgiftige Chemikalien wie Arsen, Quecksilber und Zyanid eingesetzt, darüber hinaus werden Goldvorkommen häufig zusammen mit radioaktiven Materialien wie Uran gefunden – in der Folge des Abbaus gelangen all diese giftigen Stoffe in die Luft, in den Boden und in Gewässer. Entlang der Nahrungskette verbreitet sich die Kontamination weiter und gefährdet so am Ende auch die Menschen vor Ort.

Eine Studie des WWF Brasilien zeigt, dass viele Speisefische im Amazonas extrem mit Quecksilber und anderen Schwermetallen belastet sind. Der Quecksilbergehalt der Fische variiert je nach Region und Fischart, aber bei rund einem Drittel der Proben lagen die Werte deutlich über Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation. Die Vergiftung der Fische geht auf den illegalen Goldbabbau in der Amazonasregion zurück. Für die Menschen am Amazonas ist das gefährlich, denn ihre Hauptproteinquelle ist Fisch.

Neben diesen direkten Einwirkungen auf die Umwelt gibt es auch zahlreiche indirekte Gefahren: Der Abbau von Gold schädigt langfristig Ökosysteme, denn um den Abbau in den oft abgelegenen Regionen zu ermöglichen, müssen Zufahrtsstraßen, Wasserkraftwerke, Häfen und Siedlungen gebaut werden. Diese Primär-Infrastruktur führt kurzfristig zur Gründung illegaler Siedlungen, illegalem Holzeinschlag und Wilderei. Mittelfristig steigt damit die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung formeller Siedlungen, Landwirtschaft und vielen weiteren Wirtschaftsaktivitäten mit all seinen Auswirkungen.

Soziale Risiken des Goldbergbaus

Der Abbau von Gold geht in vielen Teilen der Welt mit massiven Menschenrechtsverletzungen und sozialen Folgeproblemen einher. Bekannte Probleme sind:

  • Vertreibungen lokaler Bevölkerungen
  • Verletzungen der Rechte Indigener
  • Zwangsarbeit, Kinderarbeit
  • ausbeuterische Arbeitsbedingungen
  • ungenügende Sicherheits- und Gesundheitsschutz
  • vor allem beim Kleinbergbau zudem Sklaverei, Prostitution und Menschenhandel

Missachtung der Gesetze und Korruption sind im Bergbausektor oft an der Tagesordnung und zwei der größten Herausforderungen. Viele Länder finanzieren zudem über den Abbau von Gold Konflikte mit anderen Ländern, aber auch interne Konflikte: Terrorgruppen wie der sogenannte Islamische Staat/ISIS oder auch Warlord-Gruppierungen finanzieren sich beispielsweise auch durch illegalen Kleingoldbergbau.

Artisanal and Small-Scale Mining (ASM)

Auswirkungen von Kleinbergbau im Amazonas © Adriano Gambarini / WWF Brasilien
Auswirkungen von Kleinbergbau im Amazonas © Adriano Gambarini / WWF Brasilien

Ein großer Teil des weltweiten Goldes (etwa 20 bis 25 Prozent) kommt aus Kleinbergbau (ASM). Diese Kleinminen beschäftigen etwa 90 Prozent der Minenarbeiter:innen weltweit. Besonders in entlegenen Gebieten trägt ASM erheblich zum Einkommen der lokalen Bevölkerung bei: schätzungsweise 20 bis 30 Millionen Menschen arbeiteten weltweit im kleinhandwerklichen Goldminensektor. Die Arbeitsbedingungen sind häufig ausbeuterisch und gesundheitsgefährdend.

Doch die Schattenseiten des Goldabbaus in Kleinminen sind massiv: ASM ist weltweit hauptverantwortlich für die Verschmutzung von Wasser, Böden und Luft durch Quecksilber. Das giftige Metall wird zur Gewinnung von Gold genutzt: Schlamm und Gesteine werden aus dem Flussbett mit einer großen Pumpe angesaugt und über groben Teppichen ausgebracht. Nach zwei bis vier Stunden werden die Teppiche ausgetauscht. Sie fangen die schweren Gesteine und das Gold auf. Anschließend werden die Teppiche ausgewaschen – erste Goldkörner sind zu sehen. Die Reste werden zu einer Beton-Mischanlage gebracht. Dort wird Quecksilber hinzugefügt, um das Gold zu binden. Diese Mischung wird dann mit einem Bunsenbrenner zum Schmelzen gebracht, das Gold löst sich heraus. Während dieses Prozesses gelangt Quecksilber durch Dämpfe in die Luft, flüssiges Quecksilber gelangt in Böden, Sedimente, Flüsse und Seen.

Darüber hinaus kann es sich durch den Verzehr von kontaminiertem Fisch oder durch das Einatmen des Dampfes im menschlichen Körper ablagern. Es verursacht Muskelschäden, chronische Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Lernschwierigkeiten und sensorische Beeinträchtigungen. Quecksilber kann auch Geburtsfehler, Atemversagen, Nierenschäden, Koma und sogar den Tod verursachen.

Das fordert der WWF

Als Folge fortschreitender Digitalisierung muss damit gerechnet werden, dass die Nachfrage des Technologiesektors nach Gold in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ansteigen wird. Hauptnachfrager sind jedoch der Finanzsektor (Gold als Geldanlage) und die Uhren- und Schmuckindustrie. Der WWF setzt sich für eine nachhaltige und ressourcenschonende, biodiversitätserhaltende Entwicklung ein, die die Interessen von Mensch und Natur in Einklang bringt.

  • Lieferkettengesetz
    Der WWF fordert, die Unternehmen über das Lieferkettengesetz dazu zu verpflichten, offenzulegen, woher sie ihre Rohstoffe beziehen. Lücken in der Konfliktmineralienverordnung müssen geschlossen. So ist die Darstellung der Unternehmen, die gegen die Verordnung verstoßen, intransparent, es müssen stärkere Sanktionen gegen Verstöße ausgesprochen werden.
     
  • Schadstoffe
    Beim Abbau von Gold soll weder Quecksilber eingesetzt werden, noch dürfen sonstige gefährliche Chemikalien oder Schwermetalle in die Umwelt gelangen. Dies gilt sowohl während der Betriebszeit als auch nach Schließung der Mine. Die Luftqualität muss aufrechterhalten und regelmäßig kontrolliert werden.
     
  • Menschenrechte
    Minenbetreiber:innen müssen bestehende internationale Abkommen zum Arbeitsschutz und Menschenrechte respektieren und in ihren Minen zu Geltung kommen lassen. Bei der Vergabe neuer Konzessionen müssen Sustainable Livelihoods sowie die wirtschaftliche Teilhabe der lokalen Bevölkerung ermöglicht werden.
     
  • Gold-Recycling
    Aus Sicht des WWF Deutschland ist ein Großteil des heutigen Goldabbaus unnötig, viel mehr recyceltes Gold könnte genutzt werden. Gold aus altem Schmuck, Zahngold oder Elektroschrott ist eine sinnvolle Alternative zum Minengold, Gold aus Schmuck beispielsweise lässt sich schon heute einfach recyceln. Erhebliches Potenzial steckt außerdem in elektronischen Geräten, die Gold und andere Rohstoffe enthalten: ein beträchtlicher Teil Gold aus Elektroschrott früherer Jahre liegt bis heute ungenutzt auf Mülldeponien oder wird zur zum Recycling ins Ausland verschifft.
     
  • Zertifizierter Goldbergbau
    Zertifizierungssysteme wie Fairmined geben im Kleinbergbau die Möglichkeit, quecksilberfreie Abbautechniken zu fördern. Für Großbergbauunternehmen setzen Zertifizierungssysteme wie IRMA wichtige Umwelt- und Sozialstandards.

 

Unser Hunger nach Gold hinterlässt Spuren der Verwüstung, Elend und Armut in Regionen wie dem Amazonas.

Tobias Kind-Rieper, Global Lead Mining & Metals beim WWF Deutschland

  • Stillgelegte Kupfermine Australien © James Morgan / WWF Mining: Die Folgen des weltweiten Rohstoffabbaus

    Um Aluminium, Stahl, Gold und Co. zu gewinnen, werden ganze Ökosysteme zerstört. Weiterlesen ...