Vor der Küste Tansanias hat sich der WWF zum Ziel gesetzt, zwei bestehende Meeresschutzgebiete miteinander zu verbinden und um sie herum marine Pufferzonen zu schaffen. Das neu geplante Schutzgebiet trägt den Namen „RUMAKI (Rufiji-Mafia-Kilwa) Man & Biosphere (MAB)“-Reservat und verbindet den „Mafia Island Marine Park“, das Rufiji-Delta-Mangrovenwald-Reservat und das Welt-Kulturerbe der Ruinen von Kilwa miteinander.
Das Meer entlang der Küste Tansanias beherbergt eine Vielzahl wichtiger Arten, darunter 150 Korallenarten, 8.000 Arten wirbelloser Tiere, 1.000 Fischarten. Aber auch so ikonische Tiere wie Walhaie, Dugongs und fünf Meeresschildkrötenarten leben hier. Der WWF Deutschland arbeitet mit dem WWF Tansania daran, ein großes Meeresschutzgebiet zu errichten, das bestehende Schutzgebiete miteinander verbindet und so die Region als bedeutenden Hotspot der Biodiversität langfristig zu erhalten – zum Schutz der Arten, der Natur und zum Wohle der Menschen.
Tansanias Küstenregion steht zunehmend unter Druck: die Bevölkerung wächst, immer mehr Gebiete entlang der Küste werden erschlossen. Faktoren wie Überfischung, Verschmutzung und die Klimakrise gefährden die sensiblen Meeresökosysteme – und damit auch den Lebensunterhalt der vielen Menschen, die vom Meer abhängig sind. Denn das Ökosystem Meer hat auch einen großen wirtschaftlichen Wert: die Güter und Dienstleistungen der Meere und Küsten (zum Beispiel Fischerei) tragen zu einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts Tansanias bei.
In Tansania und anderswo auf der Welt arbeitet der WWF daran, gesunde Meere zu erhalten, die eine reiche biologische Vielfalt, nachhaltige Lebensgrundlagen und Wirtschaft unterstützen. Dazu entwickelt der WWF in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung, Regierungen, Unternehmen integrierte Ansätze zum Schutz der Ozeane. Dazu zählt auch die Einrichtung besonderer Schutzgebiete im Meer.
Ein großes Meeresschutzgebiet entsteht
Dieser Meeres-Nationalpark umfasst 822 Quadratkilometer und liegt in einer küstennahen Inselgruppe. Diese liegt südlich von Daressalam und ist dem Mündungsdelta des Rufiji Flusses vorgelagert. Der Park ist nach der Hauptinsel Mafia Island benannt und wurde 1996 als erster Meeresnationalpark Tansanias eingerichtet. Er beherbergt ein Mosaik von Korallen-, Seegras-, Mangroven- und Gezeitenlebensräumen. An den Stränden des Schutzgebiets nisten zahlreiche Schildkrötenarten. Die Mangrovenwälder bieten Rastplätze für Vögel und beherbergen große Kolonien der Komoren-Kleinfledermaus.
Das Korallenriff vor Mafia Island ist besonders widerstandsfähig gegen Schäden durch den Klimawandel. Kalte Meeresströmungen schützen es vor der Erwärmung der Küstengewässer und damit auch vor Korallensterben (erhitzt sich das Meer zu stark, sterben die Korallen). Von hier aus können geschädigte Riffe in der Umgebung nach sogenannten Korallenbleichen wieder besiedelt werden.
Im Mafia Island Marine Park gibt es 13 Dörfer, deren Bewohner überwiegend vom Fischfang sowie teilweise von Kleinlandwirtschaft und Tourismus leben. Die Dorfgemeinschaften sind in das Management des Schutzgebiets eingebunden und erhalten einen Teil der Einnahmen.
Rufiji-Delta-Mangrovenwald-ReservatDas Mangrovenwaldreservat des Rufiji-Deltas umfasst auf 532 Quadratkilometern etwa 50 Prozent aller Mangroven Tansanias. Das Reservat weist die größte Vielfalt an Mangrovenarten im westlichen Indischen Ozean auf und beherbergt alle neun Mangrovenarten, die an der Küste Ostafrikas vorkommen. Viele ansässige Vogelpopulationen, aber auch Zugvögel, sind auf das Delta angewiesen, darunter der Mangrovenfischer, der Sandregenpfeifer und der Grauregenpfeifer.
Das Delta ist schwer zugänglich. Viele Dörfer sind nur mit dem Boot erreichbar. Zudem wird das Delta regelmäßig überschwemmt. Die Bewohner leben überwiegend vom Fischfang und der Nutzung der Mangroven. Auf kleinen Flächen wird auch Reis angebaut. Einige Bewohner betreiben Viehzucht.
Das neue Biosphärenreservat soll etwa 100.000 Quadratmeter umfassen. Es schließt neben den beiden Schutzgebieten einen etwa 100 Kilometer langen Küstenstreifen ein.
Die Meereslandschaft besteht aus drei Lebensraumtypen, die für die Küste des westlichen Indischen Ozeans repräsentativ sind: Das Küstenriff der Mafia-Insel, der Mangrovenwald des Rufiji-Deltas und die flachen, nährstoffreichen Gewässer des Mafia-Kanals, in denen es ausgedehnte Seegraswiesen gibt. Hier hat sich eine dauerhafte Population von mehr als 200 Walhaien angesiedelt, die in der flachen Bucht reichlich Nahrung findet.
Die Ressourcen des Meeres in diesem Gebiet sichern die Ernährung und den Lebensunterhalt von mehr als 100.000 Küstenbewohner:innen. Der bedeutendste Wirtschaftszweig ist die Fischerei auf Sardinen und andere Schwarmfische, Shrimps, Octopus, Thunfisch und verschiedene Riff-Fischarten. Das Gebiet steht jedoch vor einer Reihe bedeutender Herausforderungen, die genau diese Ressourcen bedrohen. Dazu gehören nicht nachhaltige Fischerei und die illegale Abhlzong von Mangroven.
Impressionen aus der Projektregion
Ziele des WWF in der Rufiji-Mafia-Kilwa-Meereslandschaft
Mit finanzieller Unterstützung des Blue Action Funds arbeitet der WWF dafür, das Management in den Meeresschutzgebieten und den dazugehörigen Pufferzonen innerhalb der Rufiji-Mafia-Kilwa-Meereslandschaft zu verbessern. So soll langfristig ein gesundes, widerstandsfähiges und produktives Ökosystem erhalten werden, das den Lebensunterhalt der von natürlichen Ressourcen abhängigen Gemeinschaften sichert und als international bedeutender Hotspot der Artenvielfalt erhalten bleibt.
Dies geschieht unter anderem durch das gemeinsame Management der Schutzgebiete mit den Bewohnern, den Erhalt einer nachhaltigen Küstenfischerei sowie der Etablierung alternativer Einkommensquellen. Die Ausweisung der Meereslandschaft Rufiji-Mafia-Kilwas als Schutzgebiet für den Menschen und die Biosphäre (MAB) schafft einen Rahmen für die nachhaltige Entwicklung und den dauerhaften Erhalt dieser einzigartigen Küstenlandschaft.
Weitere Informationen
- Meeresschutzgebiete
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