Vom 11. bis 22. November 2024 findet in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku die 29. Klimakonferenz, kurz COP29, statt. Zwei Wochen, in denen die Vertreter:innen der Vertragsstaaten des globalen Klimarahmenabkommens zusammenkommen, verhandeln, diskutieren und Beschlüsse fassen. Das Ziel muss ein sofortiges Umsteuern sein. Die Zeit drängt.

Flut in Spanien im November 2024 © Imago / SOPA Images / Axel Miranda
Flut in Spanien im November 2024 © Imago / SOPA Images / Axel Miranda

Fast täglich macht das Klima Schlagzeilen: Überschwemmungen und Dürren, Hitze und Stürme treffen die Menschen vielerorts auf der Welt in nie gekanntem Ausmaß. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht, sollten wir die Klimakrise nicht eindämmen.

Und ein Beleg dafür, was wir sehenden Auges riskieren: Wir stecken mitten in der Klimakrise.

Die Klimakrise ist schon da!

Die Emissionen müssen runter!

Die Umsetzung der Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens – also die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius – bleibt das wichtigste Ziel der Weltklimakonferenz. Bei der dafür notwendigen Reduktion der Treibhausgase befinden wir uns jedoch in einer Art „Zwischen-COP“. Bei der COP28 2023 in Dubai wurde die globale Bestandsaufnahme abgeschlossen. Es ging darum, die gemeinsamen Fortschritte bei der Umsetzung des Pariser Abkommens hinsichtlich der Minderung, Anpassung an die Folgen der Erderhitzung aber auch Klimafinanzierung zu bewerten.

Nun müssen alle Staaten bis Anfang 2025 neue nationale Klimabeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) einreichen, in denen sie ihre Ziele bis 2035 darlegen. Diese neuen Klimabeiträge müssen gemeinsam die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzen.

Kohlefabrik hinter Wohngebiet © Andrew Kerr / WWF
Kohlefabrik hinter Wohngebiet © Andrew Kerr / WWF

Auch wenn wir uns beim Thema Emissionen auf einer Zwischen-COP befinden, ist das Thema nicht weniger wichtig. Denn wenige Wochen vor Beginn der COP29 zeigte ein UN-Bericht: Die Treibhausgasemissionen haben einen neuen Höchststand erreicht! Im Jahr 2023 lagen sie um 1,3 Prozent höher als im Vorjahr.

Der Bericht befasst sich auch damit, wie groß die Lücke zwischen den tatsächlich zu erwartenden Emissionen und der für das Erreichen der Klimaziele notwendigen Reduktion ist.

Die Umsetzung aller nationalen Klimabeiträge würde die Emissionen bis 2030 nur um 4 Prozent mindern. Und die Botschaft ist klar: Die Emissionen müssen weiter runter! Bis 2030 um mindestens 43 Prozent, bis 2035 sogar um 60 Prozent.

Wir müssen weg von fossilen Energieträgern

Würden alle geplanten Klimaschutzprojekte wie bisher umgesetzt, würde sich die Erde um rund drei Grad erhitzen – mit fatalen Folgen für Mensch und Natur. Wir brauchen also neue, ehrgeizigere Ziele und Maßnahmen.

Und der Weg ist klar: Wir wissen, dass die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas maßgeblich für die Klimakrise verantwortlich ist. Nicht umsonst haben sich die Vertragsstaaten auf der COP28 in Dubai darauf geeinigt, die Kapazitäten erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen und sich von allen fossilen Energieträgern abzuwenden.

Das sind alles enorm wichtige Schritte, die wir auch bei dieser COP vorantreiben müssen. Doch hierfür brauchen wir starke politische Signale. Zum Beispiel, indem möglichst viele Staaten ihre neuen Klimabeiträge einreichen – mit Zielen, ihre Treibhausgase so zu reduzieren, dass es gelingen kann, die Erderhitzung gemeinsam auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.

Der WWF fordert daher von den Vertragsstaaten konkrete Daten für den Ausstieg aus allen fossilen Energien, aber auch ehrgeizige Ziele für den Ausbau von Wind- und Solarenergie.

In diesem Jahr geht es ums Geld

COP 29 Logo auf einem Gebäude in Baku © IMAGO / NurPhoto
COP 29 Logo auf einem Gebäude in Baku © IMAGO / NurPhoto

In diesem Jahr geht es bei der COP aber in erster Linie ums Geld: Die Länder des globalen Südens brauchen Unterstützung. Sie leiden schon heute massiv unter den Folgen der Klimakrise – obwohl sie diese nicht verursacht haben. Hauptverursacher sind die Industrieländer.

Die Länder des globalen Südens brauchen Förderung beim Ausbau klimafreundlicher Maßnahmen wie Wind- und Solarenergie, bei der Anpassung an die Folgen der Klimakrise, aber auch beim Umgang mit den unvermeidbaren Schäden und Verlusten, die durch die Klimakrise entstehen.

Zuletzt haben die Industrieländer versprochen, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen. Doch dieses Geld reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Hinzu kommt, dass die gesamte Summe erst 2022 das erste Mal überhaupt zur Verfügung gestellt wurde – und das auch nur mit viel Rechenkunst. Das hat das Vertrauen in die Industrieländer stark beschädigt.

Der WWF fordert eine ehrgeizige Klimafinanzierung

Der WWF fordert von den Vertragsstaaten auf der diesjährigen COP ein ehrgeiziges neues Finanzierungsziel, das eine bedarfsgerechte, vorhersehbare, transparente und zugängliche öffentliche Klimafinanzierung ermöglicht, um Klimaschutzmaßnahmen anzustoßen und auf einen 1,5-Grad-Pfad auszurichten.

Auf der COP29 müssen sich die Vertragsparteien des Pariser Abkommens auf ein neues Klimafinanzierungsziel (New Collective Quantified Goal, NCQG) einigen, das ab 2026 in Kraft treten soll.

Der Prozess basiert auf Artikel 9 des Pariser Abkommens. Darin wird anerkannt, dass die Industrieländer den Ländern des globalen Südens finanzielle Mittel für den Klimaschutz zur Verfügung stellen müssen. Das NCQG soll das vorhandene Ziel weiterentwickeln und deutlich verbessern.

Der zweite Bericht des Standing Committee on Finance (SCF) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) zur Ermittlung des Bedarfs des globalen Südens schätzt den Finanzbedarf, den diese Länder in ihren nationalen Klimaschutzplänen (NDCs) bis 2030 angemeldet haben, auf 5 bis 6,8 Billionen US-Dollar.

Das neue Klimafinanzierungsziel sollte daher ambitioniert sein und den tatsächlichen Bedarf der Länder des globalen Südens abdecken, der im bisherigen 100-Milliarden-Ziel nicht berücksichtigt wurde.

WWF-Forderungen an die Politik

1. Ehrgeizige und bedarfsgerechte Mittelzuweisungen festlegen

Der WWF unterstützt die Festlegung eines Mindestbetrags von einer Billion US-Dollar pro Jahr an überwiegend öffentlichen Mitteln. Dies entspricht eher dem tatsächlichen Bedarf des globalen Südens.

2. Unterziele für Klimaschutz, Anpassung und Verluste aufnehmen

Die derzeitigen Finanzierungsmechanismen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Eindämmung der Klimakrise, sodass verwundbare Länder keine ausreichende Unterstützung für die Anpassung an und die Bewältigung von unvermeidbaren Klimafolgen erhalten. Daher sollten ehrgeizige Unterziele für die Finanzierung von Klimaschutz, Anpassung sowie Schäden und Verlusten in das neue Finanzierungsziel aufgenommen werden.

3. Verbesserte Qualitätskriterien für die Klimafinanzierung bereitstellen

Ein erfolgreiches NCQG muss vorhersehbar sein, mit klaren, quantifizierbaren finanziellen Zielen und Zeitplänen. Die Klimafinanzierung muss angemessen sein, um den notwendigen Wandel in den Ländern des globalen Südens zu ermöglichen. Der direkte Zugang zur Klimafinanzierung für Menschen, die oft marginalisiert und unverhältnismäßig stark betroffen sind, sollte Priorität haben. Transparenz ist der Schlüssel, um nachweisen zu können, dass die Geberländer ihren Verpflichtungen nachkommen und die mobilisierten Mittel den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen, und um den Erfolg der Finanzierung messen zu können.

4. Innovative Vereinbarungen zur Erhöhung der Klimafinanzierung fördern

Um Lücken in der Klima- und Entwicklungsfinanzierung zu schließen, müssen Initiativen für internationale Steuergerechtigkeit und neue Finanzierungsquellen geprüft und umgesetzt werden. Dazu könnten eine globale Mindeststeuer für Superreiche, eine Steuer auf Gewinne von Unternehmen im fossilen Energiesektor, die Umwidmung aller Subventionen für fossile Brennstoffe zugunsten erneuerbarer Energien sowie eine internationale Finanztransaktionssteuer oder Abgaben auf den Flug- und Schiffsverkehr gehören.

Die Zeit drängt

Die Reaktion der Vertragsparteien wird über die Zukunft der Weltgemeinschaft und künftiger Generationen entscheiden. Noch ist Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um die Auswirkungen der Klimakrise auf ein erträgliches Maß zu begrenzen und eine globale Klimakatastrophe zu verhindern, aber die Zeit drängt.

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