Verbaute Flüsse, verschmutztes Grundwasser: Es steht nicht gut um unsere Gewässer. Das ist die Bilanz einer Untersuchung, die der WWF am 5. November 2018 in Berlin vorstellte. Demnach verstößt Deutschland flächendeckend gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie.

Deutschlands Wasserschutz ist mangelhaft

Naturparadies an der mittleren Elbe © Ralph Frank / WWF
Naturparadies an der mittleren Elbe © Ralph Frank / WWF

Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Umso entscheidender ist sein Schutz. Doch um den steht es in Deutschland nicht zum Besten, hat eine Analyse offizieller Behördendaten durch den WWF ergeben. Demnach ist mehr als ein Drittel der deutschen Grundwasservorkommen in einem „schlechten chemischen Zustand“. Hauptursache hierfür sind die hohen Nitrateinträge aus der Landwirtschaft, verursacht durch ein Übermaß an Düngemitteln.

Die Quecksilberbelastung, vor allem eine Folge der massiven Kohlestromerzeugung in Deutschland, liegt beinahe flächendeckend über den in der Wasserrahmenrichtlinie festgeschriebenen Grenzwerten. Derartige Überschreitungen gefährden nicht nur Tiere und Pflanzen in den Gewässern, sondern auch die menschliche Gesundheit.

Deutschlands Flüsse sind oft weit von ihrem natürlichen Zustand entfernt. Selbst kleinste Fließgewässer sind begradigt, vertieft, gestaut und verbaut. Nur knapp fünf Prozent der bewerteten Bäche und Flüsse erreichen einen „sehr guten“ oder „guten" Zustand bei der Gewässerstruktur. Und nur noch acht Prozent der deutschen Oberflächengewässer können demzufolge als „ökologisch intakt“ bezeichnet werden.

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Tideems © Gerrit Denekas
Tideems © Gerrit Denekas

Betrachtet man die einzelnen Bundesländer, stößt man auf deutliche Unterschiede. In der Gesamtbewertung von Fließgewässern und Grundwasser bilden Rheinland-Pfalz, Bayern oder Schleswig-Holstein die Spitzengruppe im Wasserschutz. Schlusslichter sind Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Hamburg und Bremen haben de facto keine natürlichen Fließgewässer mehr, da behördlicherseits alle Bäche und Flüsse dort als „erheblich verändert“ eingestuft wurden. Daher konnten sie n der Gesamtbewertung nicht bewertet werden

Doch insgesamt „verfehlen alle sechzehn Bundesländer die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie“, sagt WWF-Vorstand Christoph Heinrich. Er fordert daher die Landespolitik auf, „den Gewässerschutz endlich ernst zu nehmen“  und die EU-Wasserrahmenrichtlinie konsequent umsetzen. „Es wurde zu lange weggesehen, wenn weite Teile der Industrie und des Agrarsektors auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Das Problem wurde verschleppt. Notwendig sind mehr Geld, mehr Personal und vor allem der politische Wille, unser Wasser zu schützen.“ 

Nur mit mehr Anstrengungen – vor allem durch eine Wende in der Landwirtschaft und einen Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung – lässt sich der Wasserzustand in Deutschland konkret verbessern.

Wassergesetz in Gefahr

Was gar nicht geht aus WWF-Sicht ist ein Aufweichen der Wasserrahmenrichtlinie auf EU-Ebene. Dort könnte auf Bestrebungen der Industrie-Lobby und einiger Mitgliedsstaaten im Rahmen der Überprüfung der Richtlinie, die Zielvorgaben dieses EU-Gesetzeswerks im wahrsten Wortsinn verwässert und damit der Wasserschutz geschwächt werden.

Ihre Stimme für unser Wasser

Deshalb hat der WWF zusammen mit vielen europäischen Umwelt- und Naturschutzverbänden im Oktober 2018 eine Kampagne gestartet, um in allen EU-Mitgliedsstaaten den Rückhalt für die EU-Wasserrahmenrichtlinie zu stärken.

Auch Sie können uns dabei unterstützen. Machen Sie mit bei der Aktion „Protect Water“ und appellieren Sie an die EU-Kommission, unser Grundwasser, unsere Seen und Flüsse zu schützen! Ihre Stimme für unser Wasser auf wwf.de/protect-water.

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