Besonders für Wildbienen sind die Angebote geeigneter Nistplätze rar. Dieser Mangel lässt sich mit einfachen Mitteln beheben. Rund 75 Prozent der nestbauenden Wildbienen nisten im Boden. Da die genauen Ansprüche der meisten Wildbienen jedoch noch nicht bekannt sind, kann jede Art von offenem Boden helfen.

Offenboden

Die Große Blutbiene selbst baut keine Nester, sie legt ihre Eier lieber in die fertigen Nistgänge anderer, im Boden nistender Wildbienen. © Florian Lauer WWF
Die Große Blutbiene selbst baut keine Nester, sie legt ihre Eier lieber in die fertigen Nistgänge anderer, im Boden nistender Wildbienen. © Florian Lauer WWF

Lassen Sie daher in Ihrem Garten auch Stellen unbepflanzt. Als offene Bodenstellen eignen sich besonders sonnige, trockene und nicht zu nährstoffreiche Standorte. Da aber ein solcher roher Boden nicht schön ausschaut, wählen Sie dafür am besten die nicht so oft besuchten Ecken Ihres Gartens. Achten Sie allerdings auf deren Zugänglichkeit. Denn der Offenboden braucht Ihre regelmäßige Pflege. Wachsen die offenen Stellen zu, werden sie für Wildbienen als Nistplätze uninteressant.

Entfernen Sie daher aufkommenden Bewuchs vorsichtig, ohne die Bodennester zu zerstören. Das kann durch vorsichtiges Herausziehen per Hand oder durch Abbrennen mithilfe eines Unkrautbrenners geschehen. Und keine Sorge, die Hitze des Brenners dringt nicht so tief in den Boden ein, dass die Larven in den Nistgängen beeinträchtigt werden.

Nutzen Sie auf den von Ihnen angelegten Wegen vorhandenen Rohboden oder, besser noch: Nehmen Sie ungewaschenen Sand. Legen Sie unter den Wegen kein Vlies. Denn denken Sie daran, dass je tiefer Sand oder Rohboden sind, desto besser ist es für die Insekten.

Sandarien

Eine gute Idee, den Mangel an Nistplätzen für Wildbienen im Garten mit einfachen Mitteln zu beheben, ist das Anlegen eines Sandariums, auch Sandbrutstätte genannt. Dafür nehmen Sie am besten ungewaschenen Sand mit sehr feiner Körnung (0.06–0.4 mm). Damit das Sandarium nicht beim nächsten Regenguss auseinanderfällt, verdichten Sie den Sand beim Bau schichtweise.

Bauen Sie so Schicht für Schicht einen Sandhügel bis zu einer Mindesthöhe von 20 Zentimetern auf einer Grundfläche von mindestens zwei Quadratmetern. Ähnlich wie beim Offenboden benötigen Sie auch hier einen sonnigen Standort. Die Oberfläche sollte möglichst frei von Bewuchs bleiben. Ziehen Sie dafür etwaigen Bewuchs vorsichtig heraus oder flämmen ihn oberflächlich ab, um bereits bestehende Nistgänge nicht zu zerstören, die nach dem Verschluss nicht mehr von außen erkennbar sind. Vom Abflämmen nehmen die Nistgänge im Sandarium ebenso keinen Schaden wie im Offenboden.

Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf

Gemeine Sandbiene © Florian Lauer WWF
Gemeine Sandbiene © Florian Lauer WWF

Lassen Sie in der Gestaltung Ihres Sandariums der Fantasie freien Lauf. Ergänzen Sie den Sandhügel beispielsweise mit Steinen oder Totholz, denn auch hier gibt es Wildbienen, die darin nisten. Auch eine Abbruchkante, die nach Süden ausgerichtet ist, verleiht Ihrem Sandarium eine interessante Struktur. Viele erdnistende Wildbienen bauen ihre Nester ausschließlich in senkrechten Strukturen.

Haben Sie etwas Geduld, wenn nicht gleich im ersten Jahr die ersehnten „Bewohner“ das Sandarium beziehen. Schließlich müssen die Tiere zunächst den Weg zu Ihrem Garten finden. Und für eine kleine Wildbiene von wenigen Zentimetern Größe sind selbst 500 Meter eine Art Weltreise.

Totholzhaufen und sonstiges Totholz

Ein Totholzhaufen kann viele Formen haben, er darf gerne auch jedes Jahr größer werden. Jedes unbehandelte Holz, was bei Ihnen im Garten nicht mehr gebraucht wird, darf auf dem Totholzhaufen „entsorgt“ werden. © KeVeR iStock Getty Images
Ein Totholzhaufen kann viele Formen haben, er darf gerne auch jedes Jahr größer werden. Jedes unbehandelte Holz, was bei Ihnen im Garten nicht mehr gebraucht wird, darf auf dem Totholzhaufen „entsorgt“ werden. © KeVeR iStock Getty Images

Ein anderes wichtiges Strukturelement Ihres Naturgartens ist Totholz. Viele Käfer, Wildbienen und Wespen nutzen Totholz als Nahrung oder Nistplatz. Neben alten Baumstümpfen bieten vor allem sogenannte Totholzhaufen vielen Insekten, aber auch Säugetieren wie Igeln oder Mäusen Lebensräume. Als Baumaterial eignet sich jedes Holz. Nehmen Sie beispielsweise die Überreste des letzten Hecken- oder Baumschnitts

Bei der Errichtung eines Totholzhaufens sollten große Stämme, Äste und Wurzelstöcke (wenn vorhanden) die Basis bilden. Anschließend können Sie die entstandenen Hohlräume mit kleinen Ästen füllen. Neu anfallendes Schnittgut kann immer wieder auf den vorhandenen Haufen gelegt werden, da der untere Bereich mit der Zeit verrottet. Als idealer Standort eignet sich ein sonniges Plätzchen. Halten Sie den Totholzhaufen von übermäßigem Bewuchs frei, damit der Haufen möglichst unbeschattet bleibt.

Auch abgestorbene Bäume können noch als wertvolle Lebensräume fungieren. Lassen Sie einen abgestorbenen Baum einfach stehen, wenn es die Sicherheit erlaubt. Falls Sie Bedenken haben, genügt auch dessen Stumpf in einer Höhe von mindestens 60 Zentimetern. Mit einer Kletterpflanze am Baumfuß oder einer bepflanzten Schale auf dem Stumpf können Sie das Ganze optisch aufwerten.

Totholzzäune sind nicht nur für Insekten nützlich

Bewohner von Totholz: der Kleine Eichenbock © IMAGO Dreamstim
Bewohner von Totholz: der Kleine Eichenbock © IMAGO Dreamstime

Zäune aus Totholz können verschiedene Funktionen zugleich erfüllen: als Heimat für Insekten, zur Einfriedung Ihres Grundstücks oder zur Einfassung eines Komposthaufens oder Beetes. Viele Käfer, Wildbienen und Wespen haben ganz bestimmte Vorlieben in Sachen Totholz. Einige Arten nutzen ausschließlich stehendes Totholz, andere nur liegendes. Je größer das Angebot in Ihrem Garten, desto mehr verschiedene Insekten werden sich bei Ihnen niederlassen.

Übrigens: Ein lebender Baum nimmt von toten Ästen, die Sie nicht entfernen, überhaupt keinen Schaden. Rasch wird das Relikt dankbare Nutzer finden, etwa den Kleinen Eichenbock (Cerambyx scopolii) oder die größte Wildbiene Deutschlands, die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea).

Laubhaufen für Insekten

Ein Laubhaufen bietet nicht nur Igeln eine Überwinterungsmöglichkeit. Auch Insekten ziehen sich hierhinein zurück. Unter der Blätterschicht sind sie geschützt vor starkem Frost. Harken Sie das Laub einfach in einer geeigneten Gartenecke zu einem Haufen zusammen und belassen es dort bis zum Frühjahr.

Lesesteinhaufen und Natursteinmauern

Aus Steinen lassen sich tolle Lebensräume für Insekten erstellen. © J. Kuczyk
Aus Steinen lassen sich tolle Lebensräume für Insekten erstellen. © J. Kuczyk

Lesesteinhaufen sind nicht nur ein richtiger Hingucker im Garten. Sie laden Insekten zudem noch zum Aufwärmen und Überwintern ein. Einige heimische Wildbienen bauen sogar ihre Nester in Hohlräumen zwischen den Steinen. Als Baumaterial sollten Natursteine, wenn möglich aus Ihrer Region, verwendet werden. Sollten Sie einen Garten im ländlichen Raum haben, dann fragen Sie bei benachbarten Landwirtinnen und Landwirten nach Feldsteinen von deren Äckern

Wie Totholzhaufen und Sandarien sollten auch Lesesteinhaufen möglichst voll besonnt sein. Die Steine heizen sich so auf und dienen dann Insekten, aber auch anderen Tieren wie etwa Eidechsen zum Aufwärmen. Wenn Sie Ihren Lesesteinhaufen in Form einer Trockenmauer aufbauen, richten Sie die Längsseite am besten Richtung Süden aus. In kühleren Regionen verhilft auch die Anordnung in U-Form zur Wärmespeicherung.

Für den Bau eines Lesesteinhaufens genügt es, die Steine lose aufzuschütten. Falls Ihnen daran liegt, befüllen Sie die Hohlräume mit Sandgemisch (siehe Sandarien). Zwingend nötig ist das nicht. Halten Sie den Lesesteinhaufen aber frei von starkem schattenwerfenden Bewuchs.

Ob als Beeteinfassung, Sitzgelegenheit oder als einfacher Steinhaufen – Ihren Überlegungen zum Zweitnutzen sind keine Grenzen gesetzt.

Künstliche Nisthilfen für Wildbienen

Sehr gut eignen sich auch z. B. Strangfalzziegel oder andere Ziegel mit Löchern als Nisthilfe. Achten Sie bei der Verwendung unbedingt darauf, dass die Öffnungen nicht zu groß oder scharfkantig sind (am besten mit einem Steinbohrer etwas glätten) und dass ein Ende des Lochs mit Lehm verschlossen ist. © IMAGO blickwinkel
Sehr gut eignen sich auch z. B. Strangfalzziegel oder andere Ziegel mit Löchern als Nisthilfe. Achten Sie bei der Verwendung unbedingt darauf, dass die Öffnungen nicht zu groß oder scharfkantig sind (am besten mit einem Steinbohrer etwas glätten) und dass ein Ende des Lochs mit Lehm verschlossen ist. © IMAGO blickwinkel

Nisthilfen für Insekten gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und in fast jedem Baumarkt werden welche angeboten. Leider sind diese Fertigwaren allzu oft fehlerhaft und zum Teil sogar gefährlich für Wildbienen!

Bauen Sie daher die Nisthilfe lieber einfach selbst. Das ist leichter, als Sie vielleicht denken. Hier ist zusammengestellt, was Sie dafür brauchen und worauf Sie achten sollten.

  • Standort voll besonnt, Ausrichtung nach Süden, möglichst witterungsgeschützt
  • Vogelschutz nicht zwingend erforderlich; Drahtgeflecht mind. 10 Zentimeter vom Material entfernt; Maschen nicht zu klein wählen
  • Material Holz: abgelagertes Hartholz, optimal: Esche, Buche u. Eiche; Bohrungen 2–8 Millimeter Durchmesser, dabei sollten 3–6 Millimeter-Löcher überwiegen; Abstände zw. Bohrungen 6–10 Millimeter; Bohrlöcher glätten, nicht ins Stirnholz bohren, sondern entgegen der Wuchsrichtung!
  • Röhren: Schilf oder Bambus; mind. 10, besser 20 Zentimeter lang; am Nodium (natürlicher Knotenpunkt am Stängel) durchsägen; ein Ende muss geschlossen sein; bei Bambus dessen Mark ausräumen; nur intakte Röhrchen verwenden (sonst Verletzungsgefahr für Wildbienen)!; auch holzige Brombeerstängel eignen sich gut als Ergänzung (aber nur einzeln an Nisthilfe anbringen!)
  • Anderes: Strangfalzziegel, Niststeine aus Terrakotta, Löss in Eternit-Blumenkästen

Pflege der Nisthilfe

Wenn die Nisthilfe in Ihrem Garten ein schönes Plätzchen gefunden hat, werden Sie bald die ersten sechsbeinigen Interessenten beobachten können, wie sie die Löcher im Holz und Schilf begutachten und überlegen, welches sich am besten für ihren Nachwuchs eignet. Allerdings sei hier erwähnt, dass solche Nisthilfen vor allem eines sind: gute Beobachtungsmöglichkeiten für den Menschen. Denn nur eine begrenzte Zahl von Wildbienenarten besiedelt solche künstlichen Nistplätze. Stellen Sie in Ihrem Garten also Nisthilfen immer nur als Ergänzung zu natürlichen Strukturen wie Erdanrissen oder Totholzhaufen auf.

Noch ein Wort zur Pflege: Nisthilfen müssen nicht speziell gereinigt werden, Sie sollten nur darauf achten, dass das Nistmaterial nicht zu viel Nässe ausgesetzt ist. Entfernen Sie stark schimmelndes Material. Um die Nistgänge selbst brauchen Sie sich jedoch nicht zu kümmern. Denn wenn der Bewohner im Frühjahr ausgezogen ist, räumt die Nachnutzerin von selbst auf, bevor sie neue Brutzellen für ihren Nachwuchs hineinbaut.

„Am besten Sie verzichten in Ihrem Garten so weit wie möglich auf Strahler jeglicher Art und beleuchten nur das Nötigste wie Wege oder Treppen mit Bewegungsmeldern oder Zeitschaltuhren.“

Aus dem Ratgeber des Projekts „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“ und des WWF

Lichtreduzierung

Nachtaktive Insekten leisten einen wichtigen Beitrag im Ökosystem, sie sind jedoch sehr lichtempfindlich. Von künstlichen Lichtquellen werden sie irritiert, angelockt und geblendet. Sie verlieren ihre Orientierung und verenden oft vor Erschöpfung. Milliarden von Insekten verlassen hierbei ihren eigentlichen Lebensraum und können nicht mehr der Nahrungs- und Partnersuche nachgehen.“ 

Das stellt die Bundesregierung in ihrem Eckpunktepapier zum Aktionsprogramm Insektenschutz fest. Zugleich sind Tiere wie Fledermäuse, Igel, Amphibien und auch Vögel auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen. Zugvögel ziehen hauptsächlich in der Nacht. Starke Kunstlichtquellen bringen sie vom Weg ab. 

Wenn Sie z. B. das Lichtkonzept in Ihrem Garten verändern, werden Sie feststellen, dass sich auch Ihre Wahrnehmung verändert. Die menschlichen Augen sind nämlich ungemein anpassungsfähig an verschiedene Lichtsituationen. Mit ein wenig Glück und nicht zu viel Streulicht in Gartennähe sehen Sie mehr Sterne und finden wahrscheinlich besseren Schlaf.

Schützen Sie die Natur

  • Wildbiene (Andrena chrysosceles) © Florian Lauer / WWF Mit dem Projekt BROMMI gemeinsam Insekten schützen

    Unseren Insekten geht es schlecht. Umso wichtiger, dass sie besser geschützt werden! Kann es eine insektenfreundliche Politik und Wirtschaft geben? Zum Projekt

  • Gemuesegarten Gewaechshaus © Antoninapotapenko iStock Getty Images Beete im Naturgarten

    Jeder kann den Insekten im Garten helfen. Das ist auch gar nicht schwer! Am Anfang steht die Pflanzenauswahl. Beete richtig anlegen

  • Beet im Garten © Ola Jennersten / WWF-Sweden Tipps für den Garten

    Hobbygärtner aufgepasst: Mit nur wenigen Schritten kann man bei der Gartenarbeit jede Menge für die Umwelt tun. Zur Übersicht