Seit der politischen Wende 1990 setzt sich der WWF Deutschland dafür ein, den 200 Kilometer langen Naturraum entlang der Oder in enger Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Polen zu schützen.

Als Höhepunkt der gemeinsamen Projektarbeit sollte entlang der deutsch-polnischen Grenze ein „Grünes Band“ entstehen. Im Lauf der folgenden Jahre wurden – ab 1996 finanziert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt – insgesamt 200 Schutzgebiete mit einer Fläche von insgesamt 120.000 Hektar eingerichtet. Parallel unterstützten WWF-Naturschützer ihre polnischen Kollegen dabei, ein Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln, um die Belastung des Odergebietes mit überschüssigen Nährstoffen und Pestiziden deutlich zu verringern.

Der Oder-Auen-Atlas

Wo noch Wachtelkönig oder Sumpfschildkröte zu Hause sind, entstanden zudem regionale Modellprojekte: Etwa ein Radwegenetz mit Tourismusführer an der Warthemündung. Gemeinsam mit dem polnischen Lubuski-Naturschutzverband half der WWF beim Aufbau des einzigartigen Wiesenmuseums in Owczary. Zudem beriet der WWF zahlreiche Landwirte bei der Umstellung ihrer Betriebe auf ökologischen Landbau.

Entscheidend jedoch für die Entwicklung des gesamten Flusses war der Oder-Auen-Atlas, den der WWF Ende Dezember 2000 präsentierte. Wissenschaftler aus Polen, Tschechien und des WWF-Auen-Instituts hatten in zwei Jahren mühevoller Detailarbeit die gesamten Auen entlang der fast 900 Kilometer langen Oder kartiert und alle Biotoptypen erfasst, ausgewählte Tier- und Pflanzenindikatoren beschrieben sowie geographische und wasserbauliche Daten auf Karten erstellt und digital aufbereitet.

Besserer Schutz für die Oder

Unteres Odertal © Chris Martin Bahr / WWF
Unteres Odertal © Chris Martin Bahr / WWF

Außerdem erlaubt der Atlas seitdem eine Abschätzung der Hochwassergefahr im Odertal, falls die Deiche versagen und große Schäden eintreten, wie das katastrophale Oderhochwasser zuvor im Sommer 1997 zeigte. Die Kartendarstellung mit Landnutzung und Schutzgebieten ist zudem eine wertvolle Hilfe für alle Anliegergemeinden der Oder, die damit erstmals eine brauchbare Grundlage für die kommunale Raumordnung und Flächennutzungsplanung zur Hand haben.

Der Oder-Auen-Atlas half zudem mit, dass die Oder besser geschützt und nicht stärker verbaut wird. Zum Beispiel 2003 an der Grenze zwischen Polen und Tschechien: Dort waren große Flussschlingen (Mäander) und ihre Durchbrüche erhalten geblieben. Die polnischen und tschechischen Flussverwaltungen wollten jedoch entlang ihrer gemeinsamen Grenze den Fluss verbauen und begradigen.

Ein Sieg der Vernunft

Die Experten des WWF-Auen-Instituts in Rastatt konnten aber nachweisen, dass die Erhaltung des Flussbetts keine negativen Auswirkungen auf die Hochwasserschutzmaßnahmen für die nahe gelegene Stadt Bohumín hat. Daraufhin verzichteten die Behörden beiderseits der Oder auf den Ausbau des Flussbetts – ein Sieg der Vernunft und für die Natur.

In den Jahren 2006 bis 2011 haben WWF-Experten mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt erstmals eine komplette Deichrückverlegung an der Oder auf polnischer Seite konzipiert. Mittlerweile ist das Projekt genehmigt. 2012 schließlich wurde der Oder-Auen-Atlas ergänzend mit einer zusammenfassenden Darstellung aller Natura 2000-Schutzgebiete neu aufgelegt.

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