Die Ozeane regulieren unser Weltklima. Sie produzieren Sauerstoff und absorbieren Kohlendioxid. Daneben bedeuten sie für Millionen von Menschen Lebensgrundlage und Milliarden von Lebensmitteln. Doch der Klimawandel stellt unsere Ozeane vor enorme Herausforderungen. Und belastet somit zunehmend auch die weltweite Fischerei.
Gefährdung der kleinsten Organismen ist folgenschwer für komplexe Nahrungsnetze
Durch den steigenden Kohlendioxidgehalt und die höheren Temperaturen wird auch das Wasser immer wärmer und saurer. Der Meeresspiegel steigt. Eine massive Korallenbleiche ist die Folge der höheren Temperaturen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden 99% der Korallenriffe wahrscheinlich so stark bleichen, dass sie sterben. Wir riskieren, alle unsere Korallenriffe zu verlieren! Dies wäre eine Tragödie. Insgesamt sind 25% aller Meereslebewesen in Korallenriffen beheimatet, und mehr als ein Viertel der kleinen Fischer der Welt sind auf sie als Existenzgrundlage angewiesen.
Korallen sind nicht die einzigen Organismen, die durch die verstärkte Versauerung bedroht sind. Auch Pteropoden (auch Seeschmetterlinge genannt), die Grundlage der Nahrungsnetze vieler anderer Fischarten sind, könnten durch die Versauerung verschwinden. Dies würde die Nahrungsketten einbrechen lassen und sich bis zu unseren Speisetellern bemerkbar machen.
Verändertes Fischverhalten
Experimente haben gezeigt, dass wärmeres und saureres Wasser die Fähigkeit der Fische stört, Nahrung zu finden und ihre symbiotische Beziehungen zu anderen Lebewesen verhindert. Der Sauerstoffbedarf von Fischen und anderen Lebewesen steigt mit steigenden Temperaturen - eine mögliche Folge sind kleinere Fische, deren reduzierte Körpergröße ihre relative Sauerstoffaufnahme erhöht. Kleinere Fische bedeuten eine geringere Meeresbiomasse, was weniger Fangmöglichkeiten für Fischer bedeutet. Außerdem ziehen steigende Temperaturen die Fischschwärme in immer tieferes, kühleres Wasser oder weiter aufs Meer und in Richtung der Pole. Sie sind damit für die kleinen Küstenfischer nicht mehr so leicht oder gar nicht mehr zugänglich.
Klimawandel bedroht massiv die Existenzgrundlage in Entwicklungsländern
Wissenschaftler prognostizieren, dass für jedes Grad Celsius Erwärmung das globale Fangpotenzial um mehr als 3 Mio. Tonnen sinken wird. Stärker als andere sind Entwicklungsländer nahe dem Äquator von der Erwärmung betroffen. Für manche Länder wird bspw. bis 2050 eine Reduktion um 50% der jährlichen Fangmengen erwartet. Über zwei Drittel der Entwicklungsländer in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika sind von ihrer heimischen Seefischerei als Proteinquelle abhängig. Einige der wichtigsten Fischarten für die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern wie Sardellen und Sardinen, sind besonders klimaabhängig – verschwinden diese aus Küstenregionen, mangelt es der Bevölkerung an einem wichtigen Grundnahrungsmittel. Außerdem wandern größere Fische ihrer Nahrung hinterher, was Fischwanderungen entlang der Längengrade erwarten lässt. So wird sich bspw. der Thunfisch im Pazifik voraussichtlich weiter nach Osten bewegen.
Immer häufigere Wetterextreme, die zunehmende Küstenerosion und der steigende Meeresspiegel machen Fischereibetrieben das Leben schwer. Sie müssen immer weiter rausfahren, immer größere Gefahren auf sich nehmen – um am Ende dennoch immer weniger Fisch zu fangen. Wenn in ihren Gewässern nicht mehr genug Fisch vorhanden ist, ist die Lebensmittelsicherheit dieser Menschen bedroht.
Die Fischerei wird sich weltweit wandeln müssen
Für 2050 wird eine Weltbevölkerung von fast 10 Milliarden Menschen prognostiziert. Wir benötigen demnach mehr Ressourcen als je zuvor. Mit konventionellem Fischereimanagement lässt sich dies nicht bewerkstelligen. Nur eine nachhaltige Bestandsbewirtschaftung, eine Verringerung der Rückwürfe, eine verstärkte Nachfrage nach kleinen und schnell wachsenden Fischarten sowie ein Übergang zu nachhaltigen Aquakulturmethoden würden die Situation verbessern.
Wissenschaftler schätzen, dass sich durch ein weltweit nachhaltiges Fischereimanagement die Fischbiomasse um 60% steigern ließe - allerdings nur dann, wenn die globale Erwärmung in Grenzen gehalten wird! Bleiben wir hingegen untätig im Fischereimanagement und beim Klimawandel wird dies zu dramatischen Einbußen in der Produktivität der weltweiten Fischerei und damit zu Nahrungsnotständen und Existenzbedrohungen von Millionen Menschen führen.
Wie nachhaltiger Fischkonsum hilft
- Nachhaltig bewirtschaftete Fischbestände können sich besser an veränderte Umweltbedingungen anpassen.
- Stabile Fischbestände und eine nachhaltige Fischerei haben einen geringeren ökologischen Fußabdruck.
- Gesunde Fischbestände in Küstennähe bedeuten weniger weite Fangfahrten und damit weniger benötigten Treibstoff für die Fischerboote.
- Fisch aus verantwortungsbewusster Aquakultur zerstört keine Küstenlebensräume wie Mangroven, die bedeutend für den Klimawandel sind.
Darum empfiehlt der WWF Fisch als Delikatesse zu betrachten und wenn, dann nur nachhaltigen Fisch zu kaufen! Tipps dazu geben wir in unserem Fischratgeber.
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