Die energetische Gebäudesanierung ist von zentraler Bedeutung für einen klimaneutralen Gebäudebestand. Sie bietet sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile, indem sie den Energiebedarf dauerhaft senkt und so gleichzeitig auch die Verbrauchskosten reduziert. Zudem fördert sie lokale Wertschöpfung und schafft Arbeitsplätze.
Trotz dieser Vorteile lag die Sanierungsrate 2023 nur bei etwa 0,7 Prozent. Dabei sind energetisch sanierte Gebäudehüllen kombiniert mit umweltfreundlichen Wärmequellen wie Wärmepumpen der beste Weg zu klimaneutralen Gebäuden und führen zu einer dauerhaften Entlastung der Bewohner:innen.
Eine neue Studie der Prognos AG im Auftrag des WWF zeigt die Wirtschaftlichkeit verschiedener Sanierungstiefen für beispielhafte, übliche Ein- und Mehrfamilienhäuser. Untersucht wurden Teilsanierungen (etwa durch Dachdämmung oder den Einbau neuer Fenster) sowie umfassende Sanierungen auf Effizienzhausstandards (EH 70 und EH 55). Vollsanierungen bringen gerade am Anfang hohe Investitionen mit sich, sind jedoch langfristig kostengünstiger als schrittweise Maßnahmen. Sie verursachen weniger Planungskosten und minimieren Baustress, da das Gebäude danach viele Jahre ohne weitere Maßnahmen genutzt werden kann.
Unterm Strich steht: Sanierung zahlt sich aus. Trotz anfangs teils hoher Investitionskosten sind die Einsparungen dauerhaft so groß, dass Nichtstun die teurere Option wäre.
Sanierung im Einfamilienhaus
Beim betrachteten Einfamilienhaus ist die Vollsanierung langfristig am kostengünstigsten. Ohne Sanierung liegen die Gesamtkosten – also die aufaddierten Kosten für Energiebezug, Wartung und Betrieb sowie der Kosten für eine neue Heizung – bei circa 89.000 Euro. Eine Sanierung auf den klimafreundlichen EH 55-Standard samt Installation einer Wärmepumpe reduziert diese auf circa 65.000 Euro. Der teuerste Weg ist der Austausch des Gaskessels ohne weitere Sanierung (circa 94.000 Euro).
Staatliche Fördermittel aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) helfen, die Gesamtkosten zu senken. Dennoch sind umfassende Sanierungen für einkommensschwache Haushalte oft sehr schwer zu stemmen. Eine stärkere und gezielte Förderung nach dem Vorbild des BEG-Einkommensbonus könnte hier Abhilfe schaffen. Auch staatliche Unterstützungsmaßnahmen könnten finanzielle Hürden reduzieren und die Sanierungsrate erhöhen. Der WWF ist der Auffassung, dass alle die, die sanieren möchten, um ihr Zuhause zukunftsgerecht umzubauen und von den Vorteilen zu profitieren, auch die Möglichkeit bekommen sollten. Ein Win-Win für Mensch und Klima.
Ein weiterer Vorteil der Sanierung ist der gesteigerte Gebäudewert. Effiziente Gebäude (Klassen A und A+) erzielen laut Auswertungen von Vergleichsportalen bis zu 30 Prozent höhere Verkaufserlöse als ineffiziente Gebäude (Klassen G und F). Auch hiervon profitieren die Gebäudeeigentümer:innen. Durch die Installation einer Photovoltaikanlage in der Kombination mit einer Wärmepumpe können weitere Kosteneinsparungen erzielt werden.
Sanierung im Mehrfamilienhaus
Bei Mehrfamilienhäusern sinken die Gesamtkosten durch Sanierungen ebenfalls, jedoch nicht so deutlich wie bei Einfamilienhäusern. Ein neuer Gaskessel ohne Sanierung verursacht bis 2045 ca. 248.000 Euro. EH 70- oder EH 55-Sanierungen mit Gaskesseln senken die Kosten auf 221.000 bis 235.000 Euro.
Die günstigste Variante ist auch hier die Sanierung auf EH 55-Standard mit Wärmepumpe (circa 185.000 Euro Gesamtkosten bis 2045). Auf einen Pelletkessel im Zuge der Sanierungsmaßnahmen zu setzen, ist mit Kostensteigerungen verbunden. Daher – und auch weil Holzpellets keine klimaneutrale Option sind – raten wir davon ab.
Aufgabe der Politik: Mieter-Vermieter-Dilemma lösen
Für Vermieter:innen und Mieter:innen sind die Kosten unterschiedlich. Vermieter:innen profitieren von erhöhten Mieteinnahmen durch die Modernisierungsumlage. Die Modernisierungsumlage ist eine Regelung im deutschen Mietrecht, die es Vermieter:innen erlaubt, die Kosten für bestimmte Modernisierungsmaßnahmen anteilig auf die Miete umzulegen und somit die Miete zu erhöhen. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Sanierung teils deutlich höhere Miteinahmen zu erwarten sind. Auch hier steigert sich der Gebäudewert, was gut für die Gebäudeeigentümer:innen ist.
Mieter:innen profitieren zwar von der Sanierung, in dem die Energieverbrauchskosten teils deutlich sinken. Doch durch die hohe Modernisierungsumlage müssen sie auch höhere Mietzahlungen leisten. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bilanziell Mieter:innen langfristig mehr zahlen müssen. Wir fordern daher von der Politik, den Rechtsrahmen anzupassen, sodass eine „Warmmietenneutralität“ flächendeckend umgesetzt werden kann. Das bedeutet, dass die Gesamtkosten für die Mieter:innen nach einer energetischen Sanierung auch langfristig unverändert bleiben, da Einsparungen etwa bei den Heizkosten die höheren Mietkosten (beispielsweise durch eine reduzierte Modernisierungsumlage) ausgleichen.
Zusammenfassend ist die energetische Gebäudesanierung eine Versicherung in die Zukunft, fördert den Klimaschutz, steigert den Immobilienwert und macht unabhängig von Energiepreisen. Nichtstun ist langfristig die teuerste Option. Dennoch gibt es zahlreiche rechtliche Hürden, die gerade im vermieteten Gebäudebestand einer gerechten und warmmietenneutralen Sanierungswelle im Wege stehen.
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