Seen prägen weltweit Landschaften – und sie prägen unser aller Leben: Sie sind von enormer Bedeutung für die Artenvielfalt, sind Wasserspeicher und Erholungsort zugleich; viele von uns erinnern sich an ausgelassene Sommertage an ihren Ufern. Doch Seen stehen weltweit auch unter starkem Druck: Übermäßige Wasserentnahme, Verschmutzung und die Klimakrise setzen ihnen zu – mit dramatischen Folgen für ihre Bewohner und für uns Menschen.

Was ist ein See?

Ein See ist ein stehendes, durch Ufer begrenztes, Binnengewässer und stellt ein weitestgehend in sich geschlossenes Ökosystem dar. Es gibt Seen mit und ohne Zu- und Abfluss eines Fließgewässers. Gespeist werden Seen zumeist von Flüssen, Quellen, Gletschern oder vom Regen.

Dabei gibt es sowohl Süß- als auch Salzwasserseen. Natürliche Seen entstehen auf vielfältige Weise zum Beispiel durch Gletscher, durch Bewegungen der Erdkruste oder nach einem Vulkanausbruch (Kraterseen). In Deutschland – wie auch weltweit – verdanken die meisten Seen ihre Entstehung einer Eiszeit: Gletscher und Schmelzwasser schürften Becken und Rinnen aus, die den Seen ihre heutige Gestalt gaben.  

Neben natürlichen Seen gibt es heute auch viele künstliche Seen. Dazu zählen kleinere Baggerseen, die durch den Abbau von Ton-, Sand- und Kiesablagerungen entstanden sind, größere Tagebaurest-Seen und Stauseen. Ein Stausee entsteht, wenn ein Fließgewässer durch den Bau einer Staumauer an seinem natürlichen Abfluss gehindert wird, zum Beispiel zur Wasserspeicherung zum Betreiben eines Wasserkraftwerks. 

Welche Tier- und Pflanzenarten leben an und in Seen?

Feldberger Seenlandschaft © Ralph Frank / WWF
Feldberger Seenlandschaft © Ralph Frank / WWF

Welche Tiere und Pflanzen an und in Seen leben, variiert je nach Größe und Beschaffenheit eines Sees. In einem kalten, klaren Bergsee gedeihen zum Beispiel andere Arten als an einem wärmeren, nährstoffreicheren See im Flachland. Eins ist aber sicher: Seen stecken voller Leben, denn sie bieten vielfältige Lebensräume, von der Uferzone über die Flachwasserzone bis hin zum Freiwasser. 

Je nach Lebensraum treten unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten auf. In der Ufer- und Flachwasserzone wachsen zum Beispiel Seggen, Schilfrohr, See- und Teichrosen. Sie sind wichtige Laich- und Brutgebiet für viele Fische, Vögel und Insekten. Auch Amphibien wie Frösche und Kröten nutzen die Ufer zur Fortpflanzung. 

In der Freiwasserzone findet man Phyto- und Zooplankton, freischwimmende Pflanzen wie Wasserlinsen und Schwimmfarne und vor allem zahlreiche Fischarten. Seen bilden damit auch wichtige Nahrungsstätten für Vögel wie Enten, Schwäne, Seeadler und Reiher. 

Besondere Bedeutung haben große, ungestörte Wasserflächen auch als Rast-, Mauser- und Brutplätze für Tausende von Wasservögeln. 

Wie wichtig sind Seen für den Menschen?

Seeadler © Ralph Frank / WWF
Seeadler © Ralph Frank / WWF

Natürliche und künstliche Seen sind für den Menschen in vielerlei Hinsicht wichtig: Sie dienen als lebenswichtige Trinkwasserquellen, liefern Wasser für Landwirtschaft und Industrie, können zum Hochwasserschutz beitragen und werden teilweise von der Binnenschifffahrt genutzt. Als wichtiger Lebensraum von Fischen bilden Seen zudem eine zentrale Grundlage für die Sport- und Berufsfischerei in Binnengewässern und damit auch für die Ernährungssicherheit vieler Menschen weltweit. Außerdem bieten Seen uns Menschen Erholung, sie dienen der Freizeitgestaltung und spielen eine wichtige Rolle im Tourismus.    

Die Bedeutung von Seen geht aber weit über ihren ökologischen und ökonomischen Wert hinaus: Seen können das Mikroklima in ihrem Einzugsgebiet entscheidend beeinflussen. Beispielsweise haben ihre Wasserflächen einen kühlenden bzw. dämpfenden Effekt auf den Tagesverlauf der Temperatur. Wenn Seen dauerhaft austrocknen, kann das das Mikroklima in ihrer Umgebung stark verändern. 

Die Seen der Welt

See im Wald © Antonio Solano / iStock / Getty Images
See im Wald © Antonio Solano / iStock / Getty Images

Wie viele Seen es auf der Welt gibt, ist nicht genau bekannt. Schätzungen gehen von 3,4 Millionen Seen mit einer Fläche ab drei Hektar bzw. 21 Millionen Seen mit einer Fläche ab einem Hektar aus. Werden auch kleinere Seen und Teiche berücksichtigt, steigt ihre Zahl auf bis zu 304 Millionen. 

Die fünf größten Seen der Welt enthalten knapp 75 Prozent des Wasservolumens aller Seen, wovon allein 40 Prozent auf das Kaspische Meer fallen, gefolgt von Baikalsee (Asien), Tanganjikasee (Afrika), dem Oberen See/Lake Superior (Nord-Amerika) und dem Njassasee (Afrika).  

Welches ist der größte See der Welt?

Das Kaspische Meer liegt zwischen Kasachstan, Turkmenistan, Iran, Aserbaidschan und Russland. Es wird auch Kaspisee genannt und ist der größte See der Welt.

Mit einer Fläche von circa 393.900 Quadratkilometern ist das Kaspische Meer etwa so groß wie Japan und viermal so groß wie der Lake Superior in Kanada und den USA. Das Kaspische Meer ist ein Salzwassersee. Der Lake Superior ist mit etwa 82.410 Quadratkilometern der flächenmäßig größte Süßwassersee der Welt.  

Welches ist der tiefste See der Welt?

Der Baikalsee in Sibirien ist mit stolzen 1.642 Metern der tiefste See der Welt. Und obwohl er „nur“ eine Fläche von knapp 31.500 Quadratkilometern aufweist, ist er mit einem Volumen von gut 23.600 Kubikkilometern der wasserreichste Süßwassersee der Erde – das entspricht einem Fünftel der flüssigen Süßwasserreserven weltweit.

Und noch einen dritten Rekord hält der Baikalsee: Er ist mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Welt. 

Unsere Seen sind bedroht

Geborgenes Netz © Andrea Stolte / WWF
Geborgenes Netz © Andrea Stolte / WWF

Ein Drittel der Seen weltweit steht unter erheblichem Druck, insbesondere in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Südamerikas und Asiens. Doch auch in Deutschland weist nur ein Viertel aller Seen einem guten Zustand auf. Die Ursachen dafür sind vielfältig und liegen zumeist in übermäßigen menschlichen Aktivitäten. 

Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft stellen eine der größten Belastungen für das Ökosystem See dar. Sie können unter anderem dazu führen, dass ein See „umkippt“. Das bedeutet, dass infolge erhöhter Biomasseproduktion ein plötzlicher Sauerstoffmangel auftritt, der zum Ersticken vieler Seebewohner führt (zum Beispiel Fischsterben). 

Weitere Faktoren, die das ökologische Gleichgewicht von Seen beeinträchtigen, sind Einträge von Pestiziden – ebenfalls aus der Landwirtschaft –, industrielle Abwässer, die zunehmende Verbauungen von Uferzonen sowie übermäßige Wasserentnahmen für die Bewässerung und die Trinkwasserversorgung. Die Ausbreitung invasiver Arten, intensive Fischerei und die teilweise immens gewachsene Freizeitnutzung stellen weitere Belastungen dar.  

Eine zusätzliche, besonders große Bedrohung für Seen geht von der Klimakrise aus. Veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und Dürreperioden wirken sich auf den Wasserkörper aus. Stark erhöhte Wassertemperaturen, die zudem Sauerstoffmangel befördern und das Trockenfallen ganzer Seeareale können die Folge sein – mit teilweise verheerenden Konsequenzen für Mensch und Natur.  

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