Über 90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in der gebauten Umwelt – ob zu Hause, im Büro oder unterwegs. Da ist es kein Wunder, dass der Bausektor beim Klima- und Ressourcenschutz eine zentrale Rolle spielt. Leider ist unser aktueller Umgang mit Gebäuden alles andere als nachhaltig. Der Bau von Gebäuden (auch Hochbau genannt) verschlingt Unmengen an Ressourcen, Flächen und Energie. Das führt zu 230 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr und jeder Menge Treibhausgasemissionen.

Aber keine Sorge, es gibt Hoffnung! Durch die Transformation des Sektors können wir erhebliche Einsparungen erzielen – sogar noch größere als im Fahrzeug- und Lebensmittelsektor. Der Bausektor bietet also ein enormes Potenzial für positive Veränderungen.

Weniger ist mehr: Maßnahmen für nachhaltigeres Bauen

Hausbau © fotolism thai / iStock / Getty Images
Hausbau © fotolism thai / iStock / Getty Images

Die Umstellung auf nachhaltigeres Bauen ist mehr als nur ein Trend – sie ist eine Notwendigkeit für den Schutz unserer Umwelt.

Die WWF-Studie „Modell Deutschland Circular Economy“ hat gezeigt, wie wir den Baubereich umweltfreundlicher gestalten können. Und das Ergebnis ist eindeutig: Die größte Wirkung erzielen wir durch bewusste Verhaltensänderungen. Denn unsere Entscheidungen beeinflussen, wie wir wohnen, arbeiten und bauen.

Diese Maßnahmen sind wichtig, um nachhaltiger zu bauen. Damit diese Transformation jedoch gelingt, müssen auch die politischen Weichen richtiggestellt werden. Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Individuen, der Gesellschaft und der Politik können wir eine nachhaltige Bauweise etablieren, die sowohl der Umwelt als auch künftigen Generationen zugutekommt.

Politik mit Herz und Verstand: Die richtigen Rahmenbedingungen schaffen

Damit der Bausektor zur Circular Economy wird, brauchen wir die richtigen politischen Rahmenbedingungen:

Wohnungstausch 2.0

Wussten Sie, dass mindestens 6 Prozent der Wohnungen in Deutschland unterbelegt und genauso viele überbelegt sind? Eine politische Stärkung des Wohnungstauschs kann helfen, Wohnungen effizienter zu nutzen und den Bedarf an Neubauten zu reduzieren. Finden Sie Ihr passendes Zuhause und schützen Sie zeitgleich unseren Planeten.

Primärbaustoffsteuer

Neue Baustoffe sind oft günstiger als recycelte – das ist doch verrückt, oder? Eine Steuer auf Primärbaustoffe kann den Einsatz von recycelten Materialien fördern und die Wiederverwendung von Baustoffen attraktiver machen. Weg mit der Wegwerfmentalität!

Staat und Kommunen als Vorbilder

Öffentliche Beschaffung kann Vorreiter sein! Klare Vorgaben für Baumaterialien, Nutzung von Sekundärmaterialien und Wiederverwendung von Bauteilen sind der Schlüssel. Effiziente Flächennutzung, verkürzte Verkehrswege und schnelle Gebäudesanierungen sind das Ziel. Denn auch Städte können grün sein!

Diese politischen Maßnahmen schaffen den notwendigen Rahmen, um den Übergang zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft zu ermöglichen. Sie sind der Motor, der die Transformation antreibt und den Weg für eine umweltfreundlichere Zukunft ebnet.

Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag

Doch nicht nur auf politischer Ebene können wir etwas bewegen – Nachhaltigkeit beginnt bei den kleinen Entscheidungen im Alltag. Jede:r von uns kann einen positiven Beitrag leisten, ob Sie gerade dabei sind, Ihr Zuhause zu planen, über eine Veränderung im Büro nachdenken oder einfach nur Ihr Leben ein Stück grüner gestalten möchten. Hier sind einige alltagsnahe Tipps:

Wohnfläche clever nutzen

Unsere Wohnfläche trägt erheblich zur individuellen Nachhaltigkeit bei. Überlegen Sie mal: Wie viel Platz brauchen Sie wirklich? Muss es das große 140-Quadratmeter-Einfamilienhaus sein, oder reicht auch eine gemütlichere Wohnung oder ein gemeinschaftlicher Wohnraum? Weniger Fläche bedeutet oft auch weniger Kosten und Arbeit – und mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben!

Flexibles Arbeiten im Büro

Warum nicht mal einen neuen Ansatz im Büro wagen? Flexible, gemeinsam genutzte Büroräume sparen nicht nur Platz, sondern fördern auch den Austausch und die Zusammenarbeit. Können Sie bei Ihrer Geschäftsleitung anregen, solche Konzepte zu überlegen? Vielleicht könnte Sie sogar Ihr eigenes Büro zur Mitnutzung anbieten? Gemeinsam ist vieles besser!

Bestehendes bewahren statt neu bauen

Auf der Suche nach einem Eigenheim? Überlegen Sie sich, ob Sie ein bestehendes Gebäude erhalten und umnutzen können. Das schont Ressourcen und spart eine Menge CO2-Emissionen. Wussten Sie, dass laut Prof. Thomas Auer von der TU München ein Neubau bei der Erstellung etwa 800 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter verursacht, während eine Sanierung bei nur etwa 150-200 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter liegt?

Bauen mit Weitblick

Wenn Sie doch neu bauen wollen, denken Sie von Anfang an zirkulär! Konzipieren Sie Gebäude so, dass sie modular, langlebig, reparierbar und recycelbar sind. Bauteile können zum Beispiel verschraubt statt verklebt werden, was Reparaturen erleichtert. Bei der Auswahl der Baumaterialien sind wiederverwendete Bauteile und Recyclingbaustoffe eine tolle Option. Schauen Sie einfach mal auf diversen Bauplattformen online oder bei regionalen Bauteilbörsen vorbei. Nachhaltig bauen kann richtig Spaß machen!

Auf geht's zur Circular Economy im Bausektor!

Wir alle können Held:innen des Alltags werden und zu einer nachhaltigeren Welt beitragen. Ob durch den bewussteren Umgang mit Wohnraum oder die Unterstützung von Recyclingmaßnahmen – jede:r kann etwas tun. Lassen Sie uns die Zukunft des Bauens gemeinsam gestalten und den Planeten dabei retten. Durch kluge Entscheidungen und den Einsatz von Ressourcen können wir einen wesentlichen Beitrag zur Circular Economy im Bausektor leisten. Auf geht's, packen wir es an!

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