Nachhaltigkeit beginnt in den eigenen vier Wänden. Nicht nur die derzeitige Bauweise von Gebäuden beeinflusst unseren Planeten negativ, auch die Einrichtung wirkt sich auf unseren ökologischen Fußabdruck aus.

Wie bei Textilien geht auch bei Möbeln der Trend derzeit hin zur „Fast Furniture“: Häufigere Umzüge, größere und mehr Single-Haushalte und die steigende Anzahl von Menschen, die im Homeoffice arbeiten führen dazu, dass immer mehr Möbel in immer schlechterer Qualität gekauft werden. Der hohe Holzanteil bei Möbeln sorgt so dafür, dass immer größere Waldgebiete gerodet werden müssen – was sich besonders negativ auf die Landnutzung auswirkt. Wir verbrauchen mehr Holz, als in der gleichen Zeit nachhaltig nachwachsen kann.

Auch die Art und Weise, wie wir unsere Wohnungen beleuchten, ist alles andere als ideal. Zwar hat die Umstellung von klassischen Glühbirnen auf LEDs die Situation bereits um einiges verbessert – doch auch hier ist noch Luft nach oben!

Maßnahmen für nachhaltigere Möbel und Lampen

Die Einführung einer umfassenden Circular Economy(kurz CE) hat das Potential, unseren Umgang mit Möbeln und Beleuchtung langfristig nachhaltiger zu machen. Die MDCE-Studie zeigt, welche Maßnahmen dabei besonders erfolgversprechend sind.

Bei Möbeln kommt es vor allem auf die Nutzungsdauer an. Die Rechnung ist einfach: Wenn wir die Möbelstücke, die wir haben, länger nutzen und wiederaufbereiten, sparen wir das Holz für neue. Doch auch die Qualität, beziehungsweise das Design der Möbel, spielt eine Rolle: Hochwertige Möbel mit ökologischem Design sind nicht nur langlebiger – sie lassen sich am Ende ihres Lebens auch besser recyclen – und die Materialien lassen sich anschließend in neuen Möbeln wiederverwerten, oder im schlimmsten Fall kompostieren!

Bei Lampen lässt sich die größte Wirkung durch besseres Design erzielen: Der Verzicht auf rohstoffintensive Dekolampen bietet hier das größte Einsparungspotential, aber auch neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise „Beleuchtung-als-Service“-Modelle, bessere Konzepte für Sammlung und Recycling und eine Förderung langlebigerer LEDs helfen dabei, diesen Sektor nachhaltiger zu machen.

Was bringt eine umfassende Circular Economy?

Durch die konsequente Umsetzung der in der MDCE-Studie vorgeschlagenen Maßnahmen können wir unseren derzeitigen Fußabdruck in den Bereichen Möbel und Beleuchtung stark verkleinern:

Eine Circular Economy bei Möbeln wirkt sich dabei überproportional positiv auf die Landnutzung aus. 44 Prozent der derzeitig benötigten Fläche lässt sich so einsparen – 10 Prozent der in allen Sektoren möglichen Einsparungen bei Waldflächen! Darüber hinaus lassen sich im Vergleich zum Weiter-So die THG-Emissionen dadurch um 30 Prozent und der Rohstoffverbrauch um 33 Prozent einsparen.

Bei der Beleuchtung lassen sich die Erfolge durch die Umstellung auf LED noch verstärken: So sparen wir durch eine Umsetzung der MDCE-Maßnahmen 8,9 Prozent mehr THG-Emissionen ein, reduzieren unseren Rohstoffverbrauch um weitere 11 Prozent und brauchen 15 Prozent weniger Landfläche.

Politische Rahmenbedingungen schaffen

Die Umstellung des Beleuchtungs- und Möbelsektors auf eine umfassende Kreislaufwirtschaft erfordert die richtigen politischen Rahmenbedingungen. In beiden Sektoren bietet die geplante  „Ecodesign for Sustainable Products Regulation” (ESPR) der EU die Chance, transnational verbindliche Mindeststandards für Ökodesign sowohl für Möbel als auch für Beleuchtung zu definieren und Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen.

Bei Möbeln sind ein verbindliches EPR-System wie bei Textilien sowie konkrete Quoten für Sammlung, Verwertung, Wiederverwertung und Recycling erfolgsversprechend.

Im Beleuchtungssektor lässt sich die Umsetzung einer umfassenden CE durch die Fokussierung auf Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung und Investitionsprogramme für Forschung, Entwicklung und die Umrüstung auf nachhaltigere Technologien fördern.

Wirtschaftliche Verantwortung

Die NochMall ist das erste Kaufhaus für Gebrauchtwaren in Berlin, was viel mehr ist als ein Secondhand-Kaufhaus. In der NochMall werden nicht nur Möbel, Kleidung, Elektrogeräte, Haushaltswaren, Spielzeug, Bücher und vieles mehr auf über 2.000 Quadratmetern verkauft, um ihnen ein zweites Leben zu geben, sondern die NochMall ist ein Erlebnisort für Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung – und wir haben ihn besucht.

Sechs Tipps für schönere Möbel und nachhaltigeres Licht

Neben den wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, die für eine umfassende CE bei Möbeln und Beleuchtung notwendig sind, können auch wir Konsument:innen durch eine Änderung unseres Verhaltens dazu beitragen, eine umfassende Kreislaufwirtschaft in diesen Sektoren zu etablieren:

1. Hand anlegen

Möbel sind Gebrauchsgegenstände – und das führt unweigerlich zu Gebrauchsspuren. Aber auch wenn sich der erste Kratzer, die erste kleine Delle immer besonders schlimm anfühlt, ist das noch lange nicht das Ende. Bessern Sie kleine Schäden selbst aus – oder gestalten Sie das Möbelstück doch einfach um und machen Sie es so zu einem Unikat!

2. Der Trend geht zum älteren Schrank

Der beste Beweis für die Haltbarkeit eines Möbelstücks ist oft sein Alter. Second-Hand-Möbel sind meist nicht nur günstiger als neue, sondern auch hochwertiger. Und etwas Besonderes sind sie eigentlich immer.

3. Achten Sie auf die inneren Werte Ihres Sofas

Bei Möbeln kommt es nicht nur auf die Ästhetik an, sondern auch auf die Qualität der verwendeten Materialien. Möbelstücke ohne Schadstoffe sind nicht nur gesünder für das Raumklima – sie lassen sich am Ende ihres Lebens auch besser recyceln. Kaufen Sie also Qualität – für sich selbst und den Planeten.

4. Tauschen Sie die LED, nicht die Lampe

Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Leuchtmittel in Ihrer neuen Lichtquelle austauschbar sind. So müssen Sie im Ernstfall nicht die ganze Leuchte austauschen und produzieren weniger Müll.

5. Licht ist mehr als nur Deko

Dekolampen verbrauchen Rohstoffe, die wir einsparen können. Außerdem müssen sie an ihrem Lebensende oft als Ganzes auf den Müll, was die Umwelt zusätzlich belastet. Überlegen Sie sich deshalb lieber noch einmal, ob „Yeah!“ wirklich als Neonschriftzug an Ihrer Wohnzimmerwand hängen muss.

6. Erklären Sie Ihren Hausmüll zur LED-freien Zone

Altlampen enthalten oft wertvolle Rohstoffe, die wiederverwertet werden können – aber auch Schadstoffe. Beides gehört absolut nicht in den Hausmüll. Bringen Sie alte LEDs deshalb zu speziellen Sammelstellen. Viele große Elektrofachmärkte, Supermärkte und Baumärkte nehmen Altlampen kostenlos zurück.

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