Die Deutschen lieben Autos – so sehr, dass es fast wie ein Klischee klingt. Seit 1991 ist die Zahl von Kraftfahrzeugen in Deutschland kontinuierlich gestiegen und auch der Anteil großer Fahrzeuge wie SUVs und Vans hat sich massiv erhöht: um 80 Prozent in den letzten zehn Jahren. Der Transportsektor gehört zu den größten Treibern der Klimakrise, global ist er derzeit für rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Darüber hinaus verbraucht der (Individual-)Verkehr erhebliche Mengen an Rohstoffen und Land.

Deutsche Autos, aber nachhaltig

Im Kampf gegen die Klimakrise ist die bereits angestoßene Wende hin zur Elektromobilität unverzichtbar. Der Umstieg von Verbrenner- auf Elektromotoren reduziert die Emissionen – aber er stellt uns auch vor neue Herausforderungen: Schließlich verbraucht die Herstellung der dafür benötigten Batterien versorgungs- und umweltkritische Rohstoffe und Land – und verursacht neue Emissionen.

Die schlechte Nachricht ist: Selbst mit 100 Prozent Elektromobilität ist eine nachhaltige Circular Economy im Verkehrssektor nicht zu schaffen. Die gute Nachricht ist: Wir fangen nicht bei null an – und mit den richtigen Maßnahmen ist eine nachhaltige Mobilität keine Utopie.

Maßnahmen für nachhaltigere Fahrzeuge und Batterien

Für eine umfassende Circular Economy im Fahrzeug- und Batteriesektor braucht es neue Konzepte und Konsummuster. Die MDCE-Studie hat verschiedene Maßnahmen auf Ihre Effektivität hin untersucht und zeigt, welche dabei den größten Erfolg versprechen.

Die stärkste Wirkung hat eine Reduzierung des Individualverkehrs und der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel sowie Ridepooling-, Ridesharing- und Carsharing-Modelle. Sowohl bei den Emissionen als auch beim Rohstoffverbrauch – und das über alle Wirkungsfelder hinweg!

Auch bei Elektrofahrzeugen beeinflusst die Autogröße den ökologischen Fußabdruck. Größere Fahrzeuge verbrauchen in der Produktion mehr Rohstoffe und benötigen größere Batterien, für die wiederum mehr versorgungs- und umweltkritische Rohstoffe benötigt werden.

Einsparpotenziale ergeben sich auch bei den Batterien selbst: Langlebiges Design und die Nutzung kleinerer Batterien sowie konsequente Wiederverwendung und Recycling helfen, kritische Rohstoffe zu sparen – und unterstützen so auch die Versorgungssicherheit.

Erklärung

Ridepooling = Beim Ridepooling werden mehrere Anfragen von Fahrgästen, die in eine ähnliche Richtung wollen, gebündelt – Fahrten können digital gebucht und auch direkt bezahlt werden. Das On-Demand-Konzept lässt sich mit dem altbekannten Sammeltaxi am ehesten vergleichen.

Ridesharing = bezeichnet die gemeinsame Nutzung eines Fahrzeuges. Dazu zählt sowohl das klassische private Teilen einer Autofahrt mit Freund:innen, Bekannten oder Arbeitskolleg:innen, als auch das Buchen einer Mitfahrgelegenheit über eine professionelle App (zum Beispiel Uber oder Blablacar).

Carsharing = Die einzelnen Nutzer:innen besitzen das Auto nicht selbst, sondern teilen es sich mit Anderen. Halter:in des Autos ist in der Regel der Carsharing-Anbieter. Kund:innen schließen mit dem Anbieter bei der Anmeldung einen Rahmenvertrag. Danach können sie alle Fahrzeuge des Anbieters rund um die Uhr selbstständig buchen (zum Beispiel ShareNow, Flinkster, Miles, Cambio u.v.m.).

Was bringt eine umfassende Circular Economy?

Die in der MDCE-Studie vorgeschlagenen Maßnahmen helfen dabei, die bereits begonnene Mobilitätswende bis 2045 in eine umfassende Kreislaufwirtschaft zu verwandeln:

Wenig überraschend ist dabei der positive Einfluss auf die Emissionen. So lassen sich durch die Maßnahmen die im Weiter-So ausgestoßenen Treibhausgase um 34 Prozent reduzieren. Der Rohstoffkonsum (RMC) lässt sich um 42 Prozent verringern und die benötigte Fläche um 55 Prozent!

Politische Rahmenbedingungen schaffen

Ohne die richtigen politischen Rahmenbedingungen ist die Einführung einer umfassenden CE im Fahrzeug- und Batteriesektor nicht zu schaffen.

Eine Reform der StVo, die nicht nur den Individualverkehr, sondern auch ressourcenschonendere Verkehrskonzepte im Blick hat und Klimaschutz, Umwelt und Verkehrssicherheit als wesentliche Ziele definiert, ist unverzichtbar für die Umsetzung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft.

Bund und Länder müssen die Kommunen dabei unterstützen, den ÖPNV zu verbessern und damit zu einer konkurrenzfähigen Alternative zum Individualverkehr zu machen. Besonders bei der Erschließung ländlicher Räume braucht es dafür bundesweit gültige Mindeststandards.

Eine Reform der Kfz-Steuer, die die Anschaffung kleinerer und damit ressourcenschonender Fahrzeuge fördert, ist dringend geboten. Außerdem sollten dabei steuerliche Anreize für eine längere Fahrzeugnutzung gesetzt werden, um den Ressourcenbedarf zusätzlich zu minimieren.

Als Nachfolgemodell zur derzeitigen Mineralölsteuer könnte eine fahrleistungsabhängige PKW-Maut Anreize für alternative Nutzungskonzepte wie Carsharing und Ridepooling schaffen.

Durch die Wiederverwendung gebrauchter Fahrzeugbatterien als stationäre Stromspeicher können zusätzlich Ressourcen eingespart werden. Die neue EU-Batterieverordnung schafft dafür die Basis.

Fünf Tipps für besseres Fahren

Neben den wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, die für eine umfassende CE bei Fahrzeugen und Batterien notwendig sind, können auch wir Konsument:innen durch unser Verhalten dazu beitragen:

1. Die Rädchen-Frage

Die wichtigste Frage ist ganz einfach: Brauche ich wirklich ein eigenes Auto? Klar ist: Nicht jede:r kann sich im Moment vorstellen auf ein eigenes Auto zu verzichten. Aber Möglichkeiten, mobil zu sein, gibt es viele, ob nun mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln – und wenn es dann doch einmal ein Auto braucht, gibt es auch Rideshare-Angebote.

2. Eine Schlankheitskur fürs Auto

Wenn kein Weg um ein eigenes Auto herumführt, achten Sie auf die Größe. Und drehen Sie die herkömmliche Art, über Autos nachzudenken doch einfach mal um und fragen Sie sich: Was ist das kleinste Auto, das mir gerade noch reicht? Und das kaufen Sie dann – und sparen so Geld und Rohstoffe.

3. Werdet gemeinsam alt

Je länger Sie Ihr Auto nutzen, desto nachhaltiger ist es. Also geben Sie Ihrem Auto einen Namen und bleiben Sie ihm treu. Das spart Ressourcen und schafft Erinnerungen. Und Sie können irgendwann mit einem Oldtimer angeben.

4. Gute Batterien, gut behandelt

Zu einer langen Lebensdauer gehört bei E-Autos auch die Batterie. Achten Sie deshalb beim Autokauf auf ein möglichst langlebiges Batteriedesign und seien Sie dann gut zu ihr: ein nachhaltiges Ladeverhalten ist mindestens genauso wichtig für die Lebensdauer der Batterie.

5. Ein zweites Leben für alte Autos

Am Ende ihrer Lebensdauer können Autoteile und besonders Fahrzeugbatterien oft noch weiterverwendet werden, beispielsweise als Energiespeicher für Solaranlagen. Also achten Sie auf konsequentes Recycling!

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