Die Textilindustrie ist wie kaum ein anderer Wirtschaftssektor trauriges Paradebeispiel für Ressourcenverschwendung. Unsere derzeitige Wegwerfgesellschaft – insbesondere der Trend hin zu immer mehr kurzlebiger „Fast Fashion” – führt dazu, dass in der EU jährlich Millionen Tonnen Kleidung weggeworfen werden. Deutschland gehört dabei zu den fünf größten Verursachern von Textilabfällen.

Von Fast Fashion und Menschenrechtsverletzungen

Kleidung in einem Second-Hand-Kaufhaus © Ella Kiviniemi / WWF
Kleidung in einem Second-Hand-Kaufhaus © Ella Kiviniemi / WWF

Mit den immer größeren Wäschebergen wachsen auch die damit verbundenen Umweltschäden – Studien gehen davon aus, dass allein die Bekleidungsbranche für zwei bis acht Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

Gleichzeitig führt die Nachfrage nach immer günstigerer Kleidung zu einer Vielzahl massiver Menschenrechtsverletzungen in den Herstellungsländern, von Ausbeutung, über gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen – bis hin zu Kinderarbeit.

Doch das muss nicht so bleiben!

Vier Maßnahmen für nachhaltige Kleidung

Eine Lösung: Circular Economy (kurz CE) – weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu einem Umgang mit Kleidung, der in Kreisläufen denkt. Die MDCE-Studie zeigt, dass vier Maßnahmen dabei besonders erfolgversprechend sind:

Kleidung länger zu nutzen und die Menge an Kleidungsstücken pro Schrank zu reduzieren sind dabei besonders hilfreich. Aber auch neue Arten, Kleidung zu nutzen (Sharing Economy, Product-as-a-Service) verringern die Produktion neuer Textilien und sparen so Ressourcen und Treibhausgasemissionen ein. Ein Beispiel für Product-as-a-Service ist das Leasing von Autos, wo nicht mehr das Produkt an sich, sondern eine Dienstleistung unter Bereitstellung des Produkts verkauft wird. 

Darüber hinaus helfen die Förderung von Wiederverwendung und Reparatur und ein konsequentes Faser-zu-Faser-Textilrecycling (F2F) dabei, den negativen sozialen und ökologischen Fußabdruck des Textilsektors langfristig zu verringern.

Politische Rahmenbedingungen schaffen

Damit die Umstellung des Textilsektors auf eine umfassende Circular Economy funktionieren kann, braucht es die richtigen politische Rahmenbedingungen. Die geplante „Ecodesign for Sustainable Products Regulation” (ESPR) der EU bietet die Chance, länderübergreifend verpflichtende Mindeststandards für nachhaltiges Ökodesign in Bezug auf Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Schadstoffgehalt zu definieren und Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen.

Deutschland sollte außerdem ein verbindliches EPR-System für Textilien mit festen Quoten für deren Sammlung, Verwertung, Wiederverwendung und Recycling einführen. Hersteller und Verkäufer müssen sowohl für die Umsetzung als auch für die Erreichung dieser Ziele verantwortlich sein. Die Einführung von Gebühren basierend auf der Langlebigkeit von Textilien kann Hersteller dazu anregen, beim Kleidungsdesign auf längere Haltbarkeit zu achten.

Auch klare Exportrichtlinien helfen dabei, den Textilsektor nachhaltiger zu machen. Klare Unterscheidungen zwischen wiederverwendbaren Textilien und Stoffabfällen verhindern dabei, dass Recyclinganforderungen umgangen werden.

Fünf Tipps für saubere Wäsche

Neben den wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, die für eine umfassende CE im Textilsektor notwendig sind, können auch wir Konsument:innen durch unser eigenes Verhalten etwas dazu beitragen – zum Beispiel mit diesen fünf Tipps für weniger schmutzige Wäsche:

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