Erdbeeren zu Weihnachten und Kürbispfanne im Sommer? Wir haben uns daran gewöhnt, jederzeit Zugriff auf alle Lebensmittel zu haben. Doch unser Ernährungsstil überschreitet die Belastungsgrenzen der Erde und jeder Bissen, den wir essen, wirkt sich auf Klima und Umwelt aus. Die Avocado in unserem Salat trägt zum Wassermangel in Chile bei. Blaubeeren werden im Winter aus Peru eingeflogen auf Kosten des Klimas.

Für den Transport von Lebensmitteln aus Übersee werden zehntausende Kilometer zurückgelegt und viele Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, was die Erde weiter anheizt. Deshalb sind Lebensmittel aus der eigenen Region fast immer die bessere Wahl. Vor allem, wenn sie auch noch ökologisch angebaut werden und auf Pestizide und chemische Düngemittel verzichtet wird. Oft sind sie auch gesünder und schmecken besser. Denn Obst und Gemüse, das um die halbe Welt transportiert werden muss, wird häufig schon vor der eigentlichen Reife geerntet und mit Chemikalien transportfähig und haltbar gemacht. Darunter leiden Vitamingehalt und Geschmack.

Mit unseren Tipps halten Sie beim Einkauf von Obst und Gemüse Ihren ökologischen Fußabdruck klein und sorgen für den Schutz von Klima und Artenvielfalt in der eigenen Region, aber auch auf dem ganzen Planeten.

Machen Sie sich schlau

Gemüse am besten saisonal und regional kaufen © Benjamin Knispel / WWF
Gemüse am besten saisonal und regional kaufen © Benjamin Knispel / WWF

Werden Sie Saisonexpert:in! Ein Saisonkalender in der Küche sorgt für einen ersten Überblick, wann welches Obst oder Gemüse bei uns geerntet wird. Als Faustregel gilt: Ob Obst, Gemüse, Fisch oder Fleisch – regional und saisonal ist die nachhaltige Wahl.

In der Gemüseabteilung reicht meist ein Blick auf die Preistafel: Dort ist auch die Herkunft der Lebensmittel vermerkt. Am besten greifen Sie nur zu Gemüse aus Deutschland oder noch besser: aus Ihrem Bundesland. Wird ein Lebensmittel mit dem Begriff „regional“ beworben, sagt das allerdings noch nicht viel aus.

Gemeint sein sollte zwar der Großraum um den eigenen Wohnort, der Landkreis oder das eigene Bundesland im Umfeld von maximal 120 Kilometern. Der Begriff „regional“ ist jedoch nicht geschützt. So bleibt unklar, ob die Tomate oder der Apfel 500 oder 50 Kilometer zum Supermarkt transportiert werden mussten.

Regional für mehr Tierwohl

Beim Transport von Tieren spielt neben der Klimabilanz auch das Tierwohl eine Rolle. Je kürzer der Weg vom Betrieb zum Schlachtbetrieb, umso weniger müssen die Tiere unter den engen Transportbedingungen leiden.

Bei Eiern gibt ein Code an, aus welchem Bundesland es kommt. Dafür stehen die ersten beiden Zahlen hinter der Länderkennung: Der Code DE02 steht dabei zum Beispiel für Hamburg.

Die gute Ökobilanz der kurzen Transportwege verschlechtert sich allerdings wieder, wenn der Weg zum Markt mit dem Auto zurückgelegt wird und für ein Kilo Äpfel rund eine Tonne Blech bewegt wird. Nehmen Sie deshalb lieber das Rad, den Bus oder gehen zu Fuß.

Regional ist gut. Saisonal ist besser.

Frisch geerntete Äpfel © GettyImages
Frisch geerntete Äpfel © GettyImages

Äpfel aus der Region sind allerdings nicht pauschal klimafreundlicher als zum Beispiel Äpfel aus Neuseeland. Die Lagerung von deutschen Äpfeln in den Frühjahrs- und Sommermonaten ist nämlich so energieintensiv, dass die Bilanz der Treibhausgasemissionen durchaus schlechter sein kann als bei einem eingeflogenen Apfel aus Übersee. Umweltfreundlich ist der Apfel aus Neuseeland deshalb aber noch lange nicht.

Auch hier gilt: Aktiver Umweltschutz heißt, nur dann Äpfel zu essen, wenn sie in Deutschland Saison haben, also von August bis Oktober. Bio sollte beim Einkauf möglichst zum Standard werden, denn der Verzicht auf Pestizide schützt die Lebensräume für Insekten und Vögel auch in Deutschland.

Auf dem Markt einkaufen oder Höfe im Umland entdecken

Einmal in der Woche auf dem Markt frisches Obst und Gemüse einkaufen – das ist für viele eine liebgewonnene Tradition. Und grundsätzlich gut für Klima und Umwelt, denn kurze Transportwege halten den CO2-Ausstoß niedrig. Meist braucht es auch keine Verpackungen und das Gemüse landet lose im Einkaufsbeutel – das schont die Natur und spart Ressourcen. Vielleicht lohnt sich auch ein Ausflug zum Biohof in der Umgebung? Dort kann man sich selbst davon überzeugen, wie die Lebensmittel produziert wurden und bekommt nur, was gerade Saison hat.

Bio vor die Haustür: Das Gemüse-Abo in der Biokiste

Regionales Gemüse direkt vom Erzeuger © GettyImages
Regionales Gemüse direkt vom Erzeuger © GettyImages

Regionales Gemüse bis vor die Haustür? Gerade Biobetriebe im Umfeld größerer Städte bieten oft die regelmäßige Lieferung einer sogenannten Grünen Kiste oder Bio-Kisten an.

Mit so einem Gemüse-Abo werden Gemüse und Obst, aber auch Brot, Käse, Milch oder Fleisch wöchentlich direkt vom Hof bis nach Hause geliefert – besonders bequem für Menschen, die wenig Zeit haben oder nicht gerne einkaufen gehen.

Wer zudem bei der Bestellung den Wunsch nach saisonalen Lebensmitteln angibt, bekommt immer nur das geliefert, was gerade geerntet werden kann und muss die Auswahl nicht selber treffen. Nach Biokisten in der eigenen Region kann man zum Beispiel bei Ökokiste e.V. suchen.

Wenn der Transport der Bio-Kisten auf den letzten Kilometern zusätzlich mit E-Lastenrädern organisiert wird, ist die Klimabilanz besonders gut. Das ist immer öfter in Großstädten der Fall, wo einige Anbieter die Kisten zunächst in Stadtteil-Depots kurz zwischenlagern und von dort aus mit Lastenrädern an die Haushalte ausliefern.

Sammelbestellungen direkt vom Anbieter

Avocados am besten gemeinschaftlich bestellen © GettyImages
Avocados am besten gemeinschaftlich bestellen © GettyImages

Beim sogenannten Crowdfarming wird die eigene Küche kurzfristig zum Lebensmittellager: Privatpersonen beziehen größere Mengen eines Lebensmittels direkt vom Erzeuger und verkaufen es dann im Freundeskreis weiter. Das ist besonders für Lebensmittel interessant, die nicht in Deutschland produziert werden können, auf die man aber nicht ganz verzichten möchte.

Olivenöl, Zitrusfrüchte, Mandeln, Pistazien, sogar Mangos, Maracujas, Granatäpfel und Avocados werden in kleinen Betrieben in Spanien oder Italien produziert, die mit fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Anbaumethoden wirtschaften.

Weil die Lebensmittel bei Sammelbestellungen mit größeren Gebinden oder in Kanistern geliefert werden können, werden Verpackung und Kosten reduziert. Wer mag, kann sich beim nächsten Urlaub im Süden ja von den Bedingungen vor Ort selbst überzeugen – Kostprobe inklusive.

Food Coops – vom Erzeuger direkt zur Einkaufsgemeinschaft

Lebensmittel-Kooperativen, sogenannte Food-Coops, verlangen etwas Organisation und Lust auf gemeinschaftliches Handeln. Dafür bieten sie saisonale Bio-Lebensmittel in der Regel zu günstigeren Preisen als im Bioladen. Die Idee: Mehrere Menschen schließen sich zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammen, die dem Erzeuger einen bestimmten Teil der Ernte abnehmen und unter sich aufteilen.

Meist teilen die Mitglieder sich einen Lagerraum oder organisieren einen Mitgliederladen. So werden Kosten für den Zwischenhandel gespart, Transportkosten verringert und die CO2-Bilanz verbessert. Außerdem unterstützen Food-Coops die regionale, ökologische Landwirtschaft und leisten so einen Beitrag zum Umweltschutz.

Solidarisch, ökologisch und fair – die solidarische Landwirtschaft

Solidarische Landwirtschaft, oft SoLaWi abgekürzt, eignet sich besonders für Menschen, die nicht nur ökologisch und gesund essen, sondern sich gleichzeitig an einer nachhaltigen und fairen Produktions- und Wirtschaftsweise beteiligen möchten.

Der Grundgedanke der solidarischen Landwirtschaft ist, dass die Verbraucher:innen das unternehmerische Risiko der landwirtschaftlichen Erzeuger mittragen.

Landwirtin bei der Ernte © GettyImages
Landwirtin bei der Ernte © GettyImages

Wie in einer Food-Coop schließen sich auch bei der SoLaWi Menschen zusammen. Sie geben dem Bauern oder der Bäuerin eine jährliche Abnahmegarantie für ihre Produkte und zahlen regelmäßige Beiträge, so dass diese:r besser planen kann.

Im Gegenzug wird die Gemeinschaft in die Produktion oder den Betrieb einbezogen. Dafür gibt es eine Vielfalt von Konzepten vom Einzelvertrag bis zu Zusammenschlüssen oder sogar Beteiligung an dem Unternehmen. SoLaWis haben oft ein sehr direktes und sogar freundschaftliches Verhältnis zu den Erzeuger:innen.

Man bezieht nicht nur die Lebensmittel, sondern trifft sich auch auf dem Hof zum Frühjahrsputz, beim Erdbeerfest oder hilft bei der Kartoffelernte. Gerade Kinder, aber auch Erwachsene können so wieder einen Bezug dazu entwickeln, wo ihr Essen herkommt, wer es produziert, und wie viel Arbeit dahintersteckt.

Kleiner Beitrag, große Wirkung: Gemüse selber anbauen

Keine Tomate schmeckt so lecker wie die vom eigenen Balkon. Die Wertschätzung für Gemüse steigt enorm, wenn man selbst Verantwortung für den Anbau übernimmt. Das geht auch in der Stadt und man braucht dafür nicht mal einen eigenen Balkon oder Garten. In städtischen Gemeinschaftsgärten – auf neudeutsch „Urban Gardening“ – wird Gemüse in Hochbeeten auf den Dächern alter Bunker oder Tiefgaragen, ungenutzten Brachflächen oder Verkehrsinseln angebaut.

Gemüse und Kräuter im eigenen Garten © GettyImages
Gemüse und Kräuter im eigenen Garten © GettyImages

In kleinem Rahmen wird dabei eigenes Gemüse gezogen, insektenfreundliche Grünstreifen geschaffen und der Versiegelung der Städte entgegengewirkt. Schöner Nebeneffekt: Menschen, die sich vorher nicht kannten, kommen im Stadtteil zusammen, um aus der gemeinsamen Ernte leckere Gerichte zu kochen.

Noch kleinteiliger funktioniert Mundraub.org: Eine Landkarte zeigt an, wo in Deutschland auf öffentlichem Grund Obstbäume wachsen, an denen sich zur Erntezeit jede:r bedienen darf.

Auch wenn so wahrscheinlich keine ganze Mahlzeit zustande kommt, kann man sich mit Mundraub.org auf einen spannenden Stadtrundgang begeben und die verborgenen essbaren Schätze der eigenen Stadt kennenlernen – regionaler geht’s kaum.

Die Ernährungswende beginnt auf unserem Teller

Auch wenn es nicht ohne tiefgreifende politische Veränderungen in der Landwirtschaft geht: Die Ernährungswende beginnt in unseren Köpfen und auf unseren Tellern. Mehr Bewusstsein beim Essen und Einkaufen muss nicht Verzicht bedeuten, sondern stärkt das gute Gefühl, verantwortlich zu handeln und Ressourcen zu schonen.

Mit jedem Einkauf die Welt ein bisschen besser machen

Wir Verbraucher:innen können mit unserem Einkauf Einfluss auf Angebot und Nachfrage nehmen und ökologische, nachhaltige und klimafreundliche Produktionsweisen unterstützen.

Kurze Wege, saisonales und biologisch angebautes Obst und Gemüse, außerdem hin und wieder Eier, Milchprodukte und Fleisch von Tieren, die ein gutes Leben hatten – das sind die Zutaten für ein Ernährungssystem, das Klima- und Umweltschutz ernst nimmt und die Grenzen unseres Planeten achtet.

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