Je nachdem, ob die Bereiche Ihres Gartens sonnig oder schattig sind, trockenen oder frisch-feuchten Boden haben, entstehen unterschiedliche Lebensräume. Und das auf kleinstem Raum! Jeder Bereich besitzt ein eigenes Mikroklima und damit ein potenziell vielfältiges, strukturreiches Angebot an Lebensraum, Nistmöglichkeiten, Nahrungsquellen und Ruheplätzen. Hier erfahren Sie, was Sie in den unterschiedlichen Bereichen Ihres Gartens für Insekten tun können.

Terrassenbereich

Der Terrassenbereich eignet sich hervorragend für einen Topfgarten. Dabei gilt: Je größer der Topf und somit das Erdvolumen, desto mehr Raum haben die Wurzeln, und die Pflanzen können ihre Wuchshöhe erreichen. Auch lässt sich die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen bei Töpfen mit größerem Volumen besser kontrollieren.

Bei Topfpflanzung gilt: Weniger ist mehr. Pflanzen Sie daher nicht zu viel in ein Pflanzgefäß. Je stärker die Pflanze in die Höhe schießen wird, desto mehr Platz im Topf sollten Sie ihr gönnen. Vieles spricht dafür, Pflanzen mit den gleichen Standortbedingungen, Nährstoff- und Wasseransprüchen zusammenzubringen, etwa Wildstauden wie Wiesensalbei (Salvia pratensis), Echte Betonie (Betonica officinalis) oder Wiesenknöterich (Polygonum bistorta).

Töpfe sind ideale Nisthilfen für Wildbienen

Wildbiene © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Wildbiene © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Um den Topfgarten in puncto Vielfalt zu bereichern, können Sie den bepflanzten Töpfen auch unbepflanzte hinzustellen. Darin können Wildbienen nisten. Beachten Sie dabei, dass die Töpfe mindestens 60 Zentimeter im Durchmesser groß sind und mit ungewaschenem Sand oder mit einem Sandgemisch (mindestens im 3:1-Verhältnis mit feinkörniger Erde, Ton, Schluff oder Lehm) befüllt werden. Drücken Sie die Füllung etwas an, damit der Sand eine kompakte Masse ergibt. Diese Nisthilfen sollten unbedingt im sonnigen Teil des Terrassenbereiches stehen, da es Wildbienen gerne warm mögen.

Rasenfläche

Eine monotone Rasenfläche mit kurz geschorenem Gras lässt sich mit einigen Handgriffen in eine artenreiche Wiese verwandeln.

Denn zwischen den Gräsern schlummern schon die Wildpflanzen. Sie warten nur darauf, nicht heruntergemäht zu werden und ihre volle Schönheit entfalten zu können. Je nach Region, Bodenbeschaffenheit und vorheriger Pflege und Düngung der Rasenfläche verbergen sich in ihr ganz unterschiedliche Pflanzenarten. Von der Kleinen Braunelle (Prunella vulgaris) und dem Gundermann (Glechoma hederacea) bis hin zum Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis).

Um diese Wildkräuter besonders zu fördern, hilft eine gezielte Mahd (das Mähen) während der Grasblüte im Juni. Dadurch werden die schnellwachsenden Gräser zurückgedrängt und die Wildkräuter bekommen mehr Licht zum Wachsen. Wenn Sie sich unsicher sind, was Ihnen auf Ihrem Rasen beim „Wachsen-Lassen“ blüht, probieren Sie es doch erst einmal in einem kleinen Teilbereich aus.

Strukturreiche Rasen sind Hotspots der Biodiversität

Schachbrettfalter (Melanargia galathea) sind häufige Besucher von blumenreichen Wiesen. © GettyImages
Schachbrettfalter (Melanargia galathea) sind häufige Besucher von blumenreichen Wiesen. © GettyImages

Aber auch der „normale Rasen“ ist wichtig! Meist besteht „Rasen“ aus verschiedensten Grasarten wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra) und Gewöhnlichem Rispengras (Poa trivialis). Ihre Wuchshöhe beträgt normalerweise zwischen 80 und 100 Zentimetern! Tagfalter, wie der Schachbrettfalter (Melanargia galathea) oder das Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) sind für ihre Eiablage auf Wiesen mit hochwachsenden Gräsern angewiesen. Dazu dürfen die Flächen allerdings nur zurückhaltend gedüngt sein.

Es muss auch nicht die gesamte Rasenfläche mit hohem Gras belassen werden. Am besten ist, Sie suchen sich einen geeigneten Bereich, der idealerweise nicht allzu oft betreten wird, und lassen dort das Gras ungestört wachsen. Nachdem die Grasblüte beendet ist, können Sie die Fläche im Juli/August mähen. Die meisten Tagfalter, deren Raupen an Gräsern fressen, sind dann schon flügge und überstehen so die Mahd ohne Probleme. Alternativ können sie die Fläche auch aufteilen und jeden Abschnitt zu einer anderen Zeit mähen. Das schafft nicht nur Strukturvielfalt, sondern stellt zudem sicher, dass genügend Insekten überleben.

Blühwiese

Wer eine Blühwiese anlegen möchte, sollte am besten eine vielfältige Mischung mit geringem Anteil an Kulturarten verwenden. Aber was sind eigentlich Kulturarten? Darunter versteht man Pflanzen, die entweder in unseren Breiten nicht beheimatet sind oder vom Menschen kultiviert bzw. durch gezielte Züchtung verändert wurden.

Für eine insektenfreundliche Blühwiese sollte am besten Regiosaatgut verwendet werden. Denn selbst unter den heimischen Arten gibt es z. T. große regionale Unterschiede. Stammt das Saatgut jedoch aus derselben Region, in der es auch ausgebracht werden soll, dann ist gewährleistet, dass die Pflanzen bestens angepasst sind an die jeweils vorherrschenden Standortbedingungen, etwa an Wasserbedarf oder Bodenart.

Gute Vorbereitung ist der Schlüssel zu einer artenreichen Blühwiese

Eine Blühwiese bietet nicht nur im Frühjahr/Sommer Nahrung und Lebensraum für Insekten © ernstboese Getty Images iStockphoto
Eine Blühwiese bietet nicht nur im Frühjahr/Sommer Nahrung und Lebensraum für Insekten © ernstboese Getty Images iStockphoto

Beim Anlegen einer Blühwiese gilt es, einige Schritte zu beachten. Die eigentliche Arbeit beginnt nämlich noch vor der Aussaat. So benötigt die Fläche, die sich in eine Blühwiese verwandeln soll, eine gute Vorbereitung.

Ideale Startbedingungen bietet den Wildpflanzenkeimlingen ein sauberes Saatbett. Dafür sollte der Boden z. B. mit einer Gartenfräse umgebrochen werden. Wichtig ist, dass die Grasnarbe fünf bis zehn Zentimeter tief entfernt wird. Die Fläche sollte nun einige Tage ruhen, damit die Pflanzensamen keimen können.

Nach ca. zehn Tagen sollte der Boden erneut umgebrochen werden, um die auflaufenden Pflanzen zu zerstören. Zugegeben: Das klingt hart. Aber so lässt sich vermeiden, dass die weniger durchsetzungsfähigen Wildpflanzenkeimlinge von den bereits vorkommenden Arten überwuchert werden. Je mehr Sorgfalt Sie in diese Vorbereitung stecken, desto weniger Arbeit werden Sie später bei der Etablierung der Blühwiese haben. Nachdem der Boden sich gesetzt hat, sollten Sie mit Rechen oder Egge eine feinkrümelige Fläche schaffen. Nun ist der Boden vorbereitet für den nächsten Schritt.

Mit der Aussaat können Sie ab März/April beginnen. Wichtig ist, dass die Samen mindestens drei Wochen am Stück ausreichend Feuchtigkeit bekommen. Gegebenenfalls müssen Sie die Fläche nach der Ansaat gezielt bewässern, da die Frühjahre immer trockener werden. Wer Wasser sparen möchte, kann die Aussaat auch in den Spätsommer (August bis September) verlegen. Die Feuchtigkeit über den Herbst reicht dabei aus, um die Keimung zu initiieren. Die Keimlinge der Wildkräuter sind zudem robust genug, um den Winter unbeschadet zu überstehen.

„In einer Zeit, in der die natürliche Vielfalt bedroht ist, können wir alle einen Beitrag leisten, um das Überleben von Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten zu sichern.“

Dr. Peter Weißhuhn, Projektleiter Insektenschutz – WWF Deutschland

Ökologisch wertvolle Wiesen brauchen Geduld – aber das Resultat ist es wert

Den Gewöhnlichen Hornklee liebt nicht nur der Hauhechel-Bläuling, zahlreiche andere Schmetterlinge und Wildbienen haben ihn zum Fressen gern. © Katsiaryna Yeudakimava iStock GettyImages
Den Gewöhnlichen Hornklee liebt nicht nur der Hauhechel-Bläuling, zahlreiche andere Schmetterlinge und Wildbienen haben ihn zum Fressen gern. © Katsiaryna Yeudakimava iStock GettyImages

Viele der Wildpflanzen sind zweijährig. Das bedeutet, sie treiben im ersten Jahr nur eine Blattrosette aus und blühen erst im zweiten Standjahr. Die meisten der Pflanzenarten brauchen einen mittleren bis geringen Nährstoffgehalt. Eine spezielle Düngung ist deshalb nicht erforderlich, oft sogar eher hinderlich.

Hat die Blühwiese nach der Aussaat Fuß gefasst und die ersten Keimlinge sind zu sehen, kann es trotz guter Vorbereitung passieren, dass ungewünschte Pflanzen wie Weißer Gänsefuß (auch als Melde bekannt, Chenopodium album) die Fläche überwuchern. Damit die Keimlinge nicht eingehen, hilft eine gezielte Mahd. Mähen Sie aber nur so tief, dass die Keimlinge nicht geschädigt werden. Bei Bedarf kann dieser sogenannte Schröpfschnitt auch wiederholt werden, allerdings nur so lange, bis die angesäten Wildpflanzen zu groß werden.

Im Unterschied zum Anlagejahr, in dem vor allem eine Ad-hoc-Pflege notwendig ist, kann die Blühwiese in den darauffolgenden Jahren regelmäßig gepflegt werden. Mähen Sie dazu am besten abschnittsweise. So bleibt immer ein blühender Teil stehen, während der andere Teil nachwachsen kann. Tieren, die auf und in der Blühwiese leben, bleibt so trotz Mahd ein Teil ihrer Versteck- und Nahrungsmöglichkeiten erhalten. Auch wenn es vielleicht schwerfällt, so beginnen Sie am besten im Juni/Juli mit der ersten Teilmahd, also mit dem Mähen eines Teils der Fläche. Damit verlängern Sie die Blühdauer auf der Fläche, da die nachwachsenden Pflanzen genug Zeit bekommen, eine zweite Blüte auszubilden. Der noch ungemähte Teil muss nicht zwangsläufig im selben Jahr gemäht werden. So können die Wildpflanzen ihre Samen ausbilden und damit zum Selbsterhalt der Blühwiese beitragen. Zusätzlich bieten solche überjährigen Strukturen Insekten Überwinterungsmöglichkeiten.

Mahdzeiten für Blühwiesen

The common blue butterfly (Polyommatus icarus), butterfly on a flower drinks nectar
Erfreuen Sie sich an Schönheiten wie dem Hauhechel-Bläuling © Oleg Kovtun iStock Getty Images

Eine ökologisch wertvolle Wiese braucht einige Jahre, um sich zu entwickeln. Es ist also Geduld gefragt. Zwar locken auch die ersten Blüten bereits Besucher an. Doch bis zu den richtig zahl- und artenreichen Stelldicheins vergeht etwas Zeit. Zu den Blühwiesen-Besuchern gehören vor allem Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer. Wenn Sie etwas Glück haben, gehört auch der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) zu ihnen. Er fliegt bevorzugt die Blüten des Gewöhnlichen Dost (Origanum vulgare) oder der Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) an. Für seine Raupen favorisiert er hingegen besondere Nahrungspflanzen wie den Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus).

Zu den am häufigsten gestellten Fragen gehört die nach der besten Zeit, um eine Blühwiese o. Ä. zu mähen, ohne Insekten zu stören. Doch gerade dies lässt sich so leicht nicht beantworten, da sich Insekten über mehrere Stadien hinweg entwickeln und oftmals in mehreren Generationen pro Jahr auftreten. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Insektenarten auch zu unterschiedlichen Zeiten in den jeweiligen Entwicklungsstadien stecken. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie nicht alles auf einmal mähen, damit einige Tiere überleben und ihre Entwicklung abschließen können.

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