Wir essen zu viel Fleisch, das ist ungesund und schadet dem Klima. Aber können Kinder gesund aufwachsen, wenn in der Familie weitgehend fleischlos gegessen wird? Wir erklären, warum eine (fast) fleischlose Ernährung gesund und wichtig ist und wie Sie diese als Familie gemeinsam umsetzen können. Dazu gibt es leckere Rezepte für fleischlose Gerichte, die allen schmecken.

„Jeder Bissen zählt. Veränderte Ernährungsgewohnheiten haben ein erhebliches Potenzial, um zum Schutz unserer Ressourcen, des Klimas und der Artenvielfalt beizutragen.“

Tanja Dräger de Teran, ehemalige Referentin für Internationale Agrapolitik, WWF

Warum sollten wir (weitgehend) auf Fleisch verzichten?

Rinder auf einer Weide © AGAMI Photo Agency / Blickwinkel
Rinder auf einer Weide © AGAMI Photo Agency / Blickwinkel

Der übermäßige Konsum von Fleisch, insbesondere von Wurstprodukten und Schweinefleisch, begünstigt eine Vielzahl von Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Eine überwiegend pflanzliche Ernährung macht fit!

Die Aufzucht von Hühnern, Schweinen und Rindern verbraucht viele Ressourcen: Waldflächen werden gerodet, um Futtermittel anzubauen und der Wasserverbrauch ist riesig. Würden wir Wasser und landwirtschaftliche Flächen ausschließlich zur Produktion pflanzlicher Lebensmittel nutzen, könnten wir eine gesunde Ernährung für alle Menschen auf der Welt sicherstellen.

Schon gewusst?

75 Prozent der für unsere Ernährung in Deutschland benötigten Flächen werden für die Produktion von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln genutzt. Zum Beispiel für den großflächigen Anbau von Soja in Brasilien.

Rinder auf der Wiese © Astrid860 / iStock / Getty Images Plus
Rinder auf der Wiese © Astrid860 / iStock / Getty Images Plus

Insbesondere Rinder stoßen viel klimaschädliches Methan aus, das ein viel stärkeres Treibhausgas ist als Kohlendioxid. Die Ausscheidungen, die als Gülle auf die Felder ausgebracht werden, führen außerdem häufig zu einer Überdüngung der Böden und Verschmutzung des Grundwassers.

Lange Transportwege belasten nicht nur die Tiere, sondern auch das Klima zusätzlich. Hinzu kommt, dass Tiere in Intensivtierhaltung oft nicht gesund und artgerecht aufwachsen, da sie kaum die Ställe verlassen, keine frische Luft atmen oder nie auf einer Wiese stehen.

Schon gewusst?

69 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland gehen auf das Konto von tierischen Lebensmitteln.

Wie können Familien sich gesund und ohne Fleisch ernähren?

Veganer Burger mit Kichererbsen-Bratling © Vaaseenaa / iStock Getty Images
Veganer Burger mit Kichererbsen-Bratling © Vaaseenaa / iStock Getty Images

Die gute Nachricht: Kein Fleisch zu essen ist überhaupt kein Verzicht, denn wir tun unserem Körper und der Umwelt damit Gutes und können dabei vielfältig und lecker kochen und snacken!

Hier haben wir für Sie Wissenswertes und Tipps zu einer Ernährung mit wenig Fleisch zusammengestellt.

Viele Eltern machen sich vor allem Gedanken, ob Kinder ohne Fleisch genügend Proteine für ein gesundes Wachstum bekommen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat in einer Studie festgestellt, dass Kinder, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, ebenso gut mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sind wie Kinder, die auch Fleisch essen. Bei allen sollte besonders auf die Versorgung mit Vitamin B12, mit Jod und mit Calcium geachtet werden, denn hier herrscht oft Mangel.

Fleischlose Ernährung ist also keine Mangelernährung.

Gesund und ausgewogen ist entscheidend

Selbst gemacht schmeckt es am besten © GettyImages
Selbst gemacht schmeckt es am besten © GettyImages

Die DGE empfiehlt maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche, das sind zwei bis drei Portionen. Für Kinder und Jugendliche empfiehlt sie bisher keine vegane Ernährung, weil die Datenbasis noch zu gering ist.

Mit einer überwiegend pflanzlichen Kost aus viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen ergänzt um Milchprodukte, Eier und gelegentlichen Fleischkonsum liegen Familien auf jeden Fall richtig.

Auch Kinder, die wie Spatzen essen, werden groß!

Viele Kinder lieben Nudeln © GettyImages
Viele Kinder lieben Nudeln © GettyImages

Kinder haben ein gutes Gefühl für ihren Körper und der holt sich, was er braucht! Auch wenn Kinder phasenweise nur Nudeln ohne Sauce essen, alles Grüne von sich weisen oder partout keine Milchprodukte mögen:

Solange sie immer wieder Gelegenheit haben, Gesundes auszuprobieren, die Alternativen nicht nur Fast-Food und Süßigkeiten sind und sie nicht genötigt oder überredet werden, gegen ihr Körpergefühl zu essen, erhalten kleine Körper alle notwendigen Nährstoffe. Und irgendwann wagen sich auch die mäkeligsten Esser:innen an neue Geschmacksrichtungen!

Lieblingsgerichte sind sowieso oft vegetarisch oder vegan!

Linsen in Tomatensauce mit Nudeln © GettyImages
Linsen in Tomatensauce mit Nudeln © GettyImages

Linsen oder Nudeln mit Tomatensauce, Kartoffelsalat, ein leckeres Risotto, Kürbissuppe oder der morgendliche Obstsalat mit Müsli kommen per se ohne Fleisch oder sogar ganz ohne tierische Produkte aus.

Erstellen Sie doch einmal eine Liste aller Lieblingsgerichte ohne Fleisch

Sie werden feststellen, dass da eine ganze Menge zusammenkommt. Dies ist eine tolle Basis für Ihren wöchentlichen Essensplan.

Nach und nach kommen bestimmt viele weitere Lieblingsgerichte hinzu, wenn Sie das eine oder andere aus einem Gemüsekochbuch oder von einer der vielen Webseiten mit vegetarischer und veganer Ernährung ausprobieren.

Ganz ohne Fleisch: Rezepte und Tipps für die ganze Familie

Fleischlose Rezepte werden auch in der Familie immer beliebter. Wir haben für Sie die besten, kreativsten und nahrhaftesten WWF-Rezepte zusammengestellt. Da ist für jedes Familienmitglied etwas dabei! Klicken Sie einfach auf die einzelnen Links. Viel Spaß beim gemeinsamen Kochen!

Fleischlose Alternativen ausprobieren

Veganes Essen © GettyImages
Veganes Essen © GettyImages

Mittlerweile gibt es in jedem Supermarkt fleischfreie Alternativen zur gewohnten Wurst, zum Schnitzel oder Steak – probieren Sie einfach einmal aus, wie der Familie Seitan, Tofu, Tempeh oder auf Lupinen basierende Alternativen schmecken und welche Zubereitungsart Ihren Geschmack trifft.

Am besten nutzen Sie Produkte, die noch nicht verarbeitet wurden. Hülsenfrüchte sind nicht nur gesund, lecker und vielseitig einsetzbar – sondern leisten zusätzlich einen positiven Beitrag zu einer umweltgerechten und ressourcenschonenden Landwirtschaft.

Skeptisch? Machen Sie den Test!

Probieren Sie doch mit Familienmitgliedern, die sich nicht mit fleischfreien Alternativen anfreunden können, mal eine Blindverkostung: Was schmeckt wirklich am besten, wenn man mit verschlossenen Augen probiert und nicht weiß, auf welchem Teller das „echte“ Fleisch liegt? Das kann überraschend und lustig sein und allen im wahrsten Sinne des Wortes die Augen öffnen!

Wenn's doch mal Fleisch sein soll

Auslauf für Schweine © Arnold Morascher / WWF
Auslauf für Schweine © Arnold Morascher / WWF

Wenn Sie in Ihrer Familie nicht ganz auf Fleisch verzichten wollt, weil Sie es einfach gerne essen oder Ihre Lieblingsrezepte Fleisch enthalten, können Sie sich trotzdem ein paar Gedanken machen. Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie den Fleischkonsum möglichst nachhaltig und bewusst gestalten.

Menschen, die einfach gern Fleisch mögen und nicht komplett darauf verzichten wollen, sollten es als etwas Besonderes betrachten.

Also nicht täglich Fleisch essen, sondern vielleicht nur einmal die Woche oder zu besonderen Gelegenheiten? Wenn es dann noch nachhaltig produziert ist, dürfen Familien auch guten Gewissens mal ein Fleischgericht zu sich nehmen.

Fleisch nur, wenn es gut ist

Wenn Sie Fleisch essen, sollte es am besten bio und aus der Region sein, denn dies belastet Umwelt und Tiere am wenigsten. Fast überall gibt es kleine Fleischereien oder den kaufen Sie direkt vom Hofladen, wo man die Herkunft des Fleisches nachverfolgen und sich guter Lebens- und Aufzuchtbedingungen sicher sein kann. Natürlich ist das etwas teurer – aber wenn Sie sonst mehr Obst und Gemüse essen, bleiben Ihre Gesamtausgaben gleich.

Richtig nachhaltig: Wild!

Das nachhaltigste Fleisch ist Wildfleisch aus heimischen Wäldern. Wildschwein und Reh, Hase und Kaninchen wachsen artgerecht in freier Natur auf. Sie haben in Deutschland aber keine oder zu wenig natürliche Feinde, weshalb in vielen Regionen die Population durch Jagd reguliert werden muss. Wildfleisch direkt von örtlichen Jäger:innen oder Metzger:innen zu beziehen, ist nachhaltig, lecker und oft auch günstig.

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