Das Projekt mit dem Titel „Wege zu einer nachhaltigen und entwaldungsfreien Wirtschaft im Banken- und Finanzsektor in Südostasien“ zeigt u.a. die Chancen und Herausforderungen auf, die mit der Mobilisierung privater Mittel für den Schutz von Lebensräumen und Biodiversität verbunden sind. Hierzu hat WWF Deutschland gemeinsam mit den Partnerbüros in Indonesien, Malaysia, Philippinen und Singapur die Studie „Financing Nature-based Solutions in Southeast Asia“ verfasst.
Die Welt kämpft mit einem beispiellosen Verlust der Artenvielfalt. Wälder schwinden – und mit ihnen ihre reiche Flora und Fauna. Um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, braucht es globale Anstrengungen. Und dafür braucht es finanzielle Mittel. Ein Projekt der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) in Zusammenarbeit mit den WWF-Büros in Südostasien zeigt, wie nachhaltige Geschäftsmodelle für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern dabei helfen, die Entwaldung zu stoppen, indem private Mittel für den Schutz von Lebensräumen mobilisiert werden.
Konkret geht es dabei um die Finanzierung sogenannter „Nature Based Solutions“. Das sind Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zur Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme. Sie haben eine Vielzahl an positiven Auswirkungen auf die Lebensgrundlage von Menschen, die Artenvielfalt und das Klima.
Als „Bankable Nature Solutions“ werden Naturschutzprojekte bezeichnet, die von privaten Banken und Investoren finanziert werden können. Voraussetzung dafür ist, dass die Projekte selbst Erträge erwirtschaften, die zum Beispiel zur Rückzahlung privater Kredite verwendet werden können.
Südostasien – Schatzkammer des Lebens
Einen besonderen Fokus legt das IKI-Projekt auf Südostasien. Hier – wie auch in anderen Teilen des Globalen Südens – befinden sich Ökosysteme von globaler Bedeutung. Ein Beispiel ist der Amazonas, der als Lunge der Erde gilt und dessen Zerstörung sich erheblich negativ auf unser Klima auswirkt.
Doch gerade in den als Schatzkammern des Lebens geltenden Regionen zwingen Armut und fehlende Alternativen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern häufig zu nicht nachhaltigen Bewirtschaftungspraktiken, die unter anderem zu Entwaldung führen.
Genau in diesen Regionen setzt das IKI-Projekt an. In den Projektländern werden nachhaltige und alternative Geschäftsmodelle für Kleinbäuerinnen und -bauern entwickelt. Zentrales Element dabei: Lokale Gemeinschaften und indigene Völker werden in die Prozesse eng einbezogen, um ihre sozialen Strukturen und Lebensweisen besser zu verstehen und berücksichtigen zu können.
Wälder unter Druck - zum Beispiel in Malaysia
Seit den 1960er Jahren wurden auf der malaysischen Halbinsel in großem Umfang Wälder abgeholzt, insbesondere durch die Ausweitung des Kautschukanbaus und des Anbaus von Ölpalmen. In jüngster Zeit hat sich auch der Durian-Anbau ausgeweitet, der pro Hektar neunmal mehr Einnahmen als die Ölpalme generieren könnte. Es ist daher zu erwarten, dass der Abholzungsdruck weiter zunehmen wird. Auch die Gelam-Wälder mit ihrem immensen Artenreichtum sind betroffen. Hier kommen unzählige Tier- und Pflanzenarten vor, darunter auch Arten, die auf der Roten Liste der IUCN als bedroht eingestuft werden.
Wie ätherische Öle Wälder schützen
Ein nachhaltiges Geschäftsmodell zum Schutz der Wälder ist der Verkauf von ätherischen Ölen in der Setiu Wetlands Area an der Ostküste Malaysias. Das Pilotprojekt „Livelihood Initiative Project", an dem auch der WWF Malaysia beteiligt ist, unterstützt „Gelamcure“. Das Unternehmen stellt ätherische Öle aus dem einheimischen Gelam-Baum her und verkauft diese. Für die lokale Bevölkerung stellt dies eine wichtige Einkommensquelle dar, die gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz der Gelam-Wälder leistet. Denn mit dem Verkauf des Gelam-Öls können die lokalen Gemeinschaften eine nachhaltig und verlässliche Einkommensquelle etablieren, wodurch sich der Druck auf die Wälder verringert.
Produktion ausweiten – mit Hilfe von Investoren
Oberste Priorität hat derzeit die Optimierung der Produktion bei Gelamcure. Ziel ist es, die Einnahmen zu erhöhen und auch mehr Gemeindemitglieder in den Betrieb einzubeziehen. Dadurch werden die Menschen vor Ort weniger abhängig von der nicht nachhaltigen Landwirtschaft oder anderen wirtschaftlichen Aktivitäten, die zur Zerstörung der Gelam-Wälder führen.
Um die Einnahmen durch eine verbesserte Produktion zu steigern, ist Gelamcure jedoch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Im Rahmen des IKI-Projekts wird deshalb untersucht, wie das Geschäftsmodell von Gelamcure weiterentwickelt werden könnte. Auf Basis der Ergebnisse werden Finanzpläne entwickelt, die als Grundlage für Gespräche mit staatlichen Geldgebern sowie potenziellen privaten Investoren und Banken dienen sollen.
Und so zeigt das Projekt, wie mit Mitteln von privaten Investoren, Banken und staatlichen Geldgebern Nature Based Solutions umgesetzt werden können, die dabei helfen, die Artenvielfalt unseres Planeten zu bewahren.
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