Biologische Rohstoffe wie Wildpflanzen wurden in vielen Ländern bislang hemmungslos geplündert. Durch die Umsetzung eines internationalen Standards zum Sammeln von Wildpflanzen, den der WWF mitentwickelt hat, soll sich dies nun ändern.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt allein den Wert des Weltmarktes für Arzneimittel mit pflanzlichen Substanzen auf mehr als 60 Milliarden US-Dollar. Dabei wurden bis heute erst rund zehn Prozent der Blütenpflanzen auf ihren möglichen medizinischen Nutzen untersucht.

Ausbeutung vieler Wildpflanzen-Bestände

In der Schulmedizin, Agrarchemie, Kosmetik oder Pharma-Industrie sowie in der Naturheilkunde ist der Bedarf an Wildpflanzen bereits deutlich gestiegen. Dadurch werden immer mehr traditionelle, nachhaltige Sammelmethoden vernachlässigt und stattdessen zunehmend rabiate Erntemethoden angewandt. Das führt zur Ausbeutung vieler Wildpflanzen-Bestände.

Wildpflanzen durch nachhaltige Nutzung zu erhalten und damit den Menschen vor Ort eine Lebensperspektive zu bieten, war deshalb das konkrete Ziel eines Bündnisses des WWF, der TRAFFIC und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Sie entwickelten von 2004 bis 2007 gemeinsam mit finanziellen Mitteln des Bundesumweltministeriums den „Internationalen Standard zur nachhaltigen Wildsammlung von Heilpflanzen“ (den sogenannten ISSC-MAP), der 2008 Teil des um soziale Aspekte erweiterten „FairWild-Standards“ wurde.

Standard zur Sammlung von Wildpflanzen

Naturmedizin © Hartmut Jungius / WWF
Naturmedizin © Hartmut Jungius / WWF

Dieser Standard liefert seitdem Regierungen, Firmen, Händlern und Sammlern weltweit konkrete Anleitungen für eine ökologische, soziale und ökonomisch verantwortungsbewusste Sammlung von Wildpflanzen. Die Bestände sollen damit gesichert und deren künftige Nutzung gewährleistet werden. Das Regelwerk sorgt ferner dafür, dass alle Sammler und Händler einen fairen Lohn für ihren naturschonenden Einsatz oder ihr traditionelles Wissen erhalten.

Seit 2007 wird der Standard zur Sammlung von Wildpflanzen in Projekten weltweit erfolgreich umgesetzt – in Brasilien genauso wie in Lesotho, China, Indien, Nepal, Bosnien-Herzegowina, Südafrika und Kambodscha. Dort setzen sich der WWF und TRAFFIC auch dafür ein, dass die Rechte der indigenen Bevölkerung berücksichtigt und die pflanzlichen Waren zu fairen Preisen vermarktet werden.

Finanziert wurden diese Modellprojekte größtenteils durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Weitere Sammler-Kooperativen sowie Firmen und Organisationen unter anderem aus Europa, den USA, Indien, Marokko, Afghanistan und Vietnam haben die Absicht, den FairWild-Standard für die nachhaltige Sammlung von wild wachsenden Pflanzen künftig anzuwenden. Erste zertifizierte Produkte sind bereits auf dem Markt.

Globale Strategie zum Schutz der Wildpflanzen

Auch die mit Heil- und Aromapflanzen arbeitende Industrie nahm den FairWild-Standard mit großer Zustimmung auf. Allein 2011 haben sich sieben Wildpflanzen sammelnde Unternehmen für insgesamt 34 Pflanzenarten aus verschiedenen Ländern zertifizieren lassen.

Der Standard dient außerdem im Rahmen der von der UN 2010 verabschiedeten globalen Strategie zum Schutz der Wildpflanzen als Leitlinie und wird von Behörden einiger Länder bereits als rechtliche Grundlage verwendet, um deren natürliche Pflanzenvorkommen besser zu managen.

  • Großer Panda © naturepl.com / Juan Carlos Munoz / WWF Weitere WWF-Erfolge

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