Einst waren zwischen Senegal im Westen und Togo im Osten 600.000 Quadratkilometer mit Regenwald bedeckt. Doch nach jahrzehntelangem Raubbau sind in Westafrika davon nur noch Reste zu finden. In der Elfenbeinküste – fast so groß wie Deutschland – sind vom dort einst typischen Tieflandregenwald nur noch weniger als zehn Prozent übrig.
Der Taï-Nationalpark im Südwesten der Elfenbeinküste – seit 1982 UNESCO-Weltnaturerbe – ist mit 5.500 Quadratkilometern das letzte verbliebene großflächige Regenwaldareal Westafrikas. Mit WWF-Hilfe konnte er bis heute bewahrt werden.
Einzigartige Tier- und Pflanzenwelt
Der Taï-Nationalpark im Südwesten des Landes stellt heute mehr als die Hälfte der verbliebenen und unter höchsten Schutz gestellten Primärwaldfläche in ganz Westafrika dar. Er beherbergt eine immense Vielfalt an endemischen, also nur hier beheimateten Tier- und Pflanzenarten. Allein acht von zwölf vorkommenden Primatenarten und über die Hälfte aller 1.200 bislang bekannten Pflanzenarten des Taï sind einzigartig. Hier leben noch etwa 100 Waldelefanten, außerdem Zwergflusspferde, Zebra-Ducker und Jentink-Ducker – die seltenste Ducker-Art überhaupt.
1979 wurde mit Hilfe des WWF erstmalig die Grenze des Nationalparks markiert. Seither unterstützt der WWF die Parkverwaltung bei der Kontrolle des Schutzgebietes und hilft mit, illegale Rodungen und Wilderei zu verhindern. Als Anfang der neunziger Jahre illegale Goldschürfer und bewaffnete Wilderer den Taï-Nationalpark überfielen, unterstützte der WWF als einzige ausländische Organisation die Parkranger und verhinderte so die Plünderung des Parks.
Der WWF hat zugleich dafür gesorgt, dass die Bevölkerung im und um den Nationalpark vom Schutzgebiet profitiert. Ein sanfter Tourismus bietet hierzu die besten Möglichkeiten. Deshalb unterstützt der WWF den Aufbau zweier ökotouristischer Projekte im Park zur Beobachtung der Schimpansen. Mit Hilfe dieser Projekte können so manche Dorfbewohner ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Außerdem fördert der WWF jährliche Bestandserhebungen der Elefanten, Schimpansen sowie aller Affen- und Waldantilopenarten, um zum Beispiel bei akuter Bedrohung rasch mit vermehrter Überwachung reagieren zu können. Mit der Einrichtung eines offiziellen WWF-Programmbüros in Abidjan 1993 wurde die gute Zusammenarbeit mit den Landesbehörden und anderen Projektpartnern verstärkt.
Doch seit 1999 erschüttern Krisen und Bürgerkriege das Land – mit negativen Folgen für den Taï-Nationalpark. Heute hat der WWF keine ansässige Vertretung mehr in Abidjan, unterstützt aber weiterhin Partnerorganisationen vor Ort. Ziel des WWF ist es, den verinselten Regenwald des Taï-Nationalparks künftig mit Schutzgebieten in Liberia durch einen nachhaltig genutzten Landschaftskorridor zu verbinden. Dieses grenzüberschreitende Projekt könnte zugleich ein Beitrag zur Befriedung der Region leisten.
Neue Hoffnung dank Trustfond
Nun gibt es wieder mehr Hoffnung, dass all dies gelingen kann. Durch Mitwirken des WWF steht erstmals Kapital bereit, das eine langfristige und nachhaltige Finanzierung des Taï-Nationalparks ermöglicht – in Form des Trustfund „Fondation pour les Parcs et Réserves en Côte d’Ivoire (FPRCI)“. Er wurde – nach Gründung 2003 und einer ersten Finanzgabe – am 13. September 2012 im Rahmen einer Schuldenumwandlung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Elfenbeinküste mit Hilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit auf eine Summe von umgerechnet 9,5 Millionen Euro deutlich aufgestockt.
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