Eine weitläufige Auenlandschaft macht die Mittlere Elbe zu einem wahren Artenparadies. Allein 135 Vogelarten brüten regelmäßig hier, mehr als 700 Schmetterlingsarten wurden bereits gezählt.
Sie alle sind bestens an ständig wechselnde Wasserstände und Strömungen der Elbauen angepasst. Mit solchen Schwankungen kommen Bäume wie die Weide, Schwarzpappel, Eiche oder Ulme am besten zurecht. Sie sind das Rückgrat der Auenwälder, die der WWF Deutschland entlang der Mittleren Elbe südlich von Magdeburg seit November 2001 mit dem finanziell größten Projekt seiner Geschichte schützt und renaturiert.
Kaum ein großer Fluss bei uns darf auf weiten Strecken noch so frei fließen wie die Elbe. Dort will der WWF Deutschland in seinem bislang aufwendigsten Umweltschutzprojekt einen der größten Auenwälder Mitteleuropas erhalten – als Artenrefugium und naturnahen Hochwasserschutz zugleich.
Wiederherstellung von überflutbaren Auenwäldern
Bis 2018 soll zwischen der Mulde- und Saalemündung bei Dessau auf über 5.700 Hektar ein durchgehender Verbund überflutbarer Auenwälder entlang fast 34 Flusskilometern geschaffen und gesichert werden. Dazu wurden bereits mehr als 1.000 Hektar Flächen erworben, die seitdem renaturiert werden.
Nach einem Pflege- und Entwicklungsplan sind inzwischen 58 Einzelmaßnahmen umgesetzt. In vielen Einsätzen pflanzten fleißige Helfer zum Beispiel auf rund 110 Hektar standorttypische Hartholzauenbäume. Auf 37 Hektar wurden wertvolle Magerrasen und Brenndolden-Auenwiesen wiederhergestellt. An 19 Stellen konnten bereits versperrte Flutrinnen wieder mit dem Wasser der Elbe verbunden werden.
Deichrückverlegungen senken Hochwasserspiegel
Das größte Vorhaben ist eine Deichrückverlegung im Lödderitzer Forst. Dort wird etwa einen Kilometer hinter dem derzeitigen Hochwasserschutzdeich auf sieben Kilometer Länge ein neuer Deich gebaut. Nach seiner Fertigstellung wird der alte an mehreren Stellen „aufgeschnitten“ und damit durchlässig gemacht. Danach wird das Hochwasser der Elbe rund 600 Hektar Auenwälder wieder natürlich überfluten können. Durch diese vergrößerte natürliche Überflutungsfläche wird flussaufwärts der Hochwasserspiegel um bis zu 25 Zentimeter gesenkt.
Die Kosten für alle Maßnahmen werden bis zum Abschluss des Projekts auf 30 Millionen Euro geschätzt. Diese Summe trägt zu 75 Prozent der Bund, zu 15 Prozent das Land Sachsen-Anhalt und zu zehn Prozent der WWF Deutschland.
Größter Auenwald Mitteleuropas
Seit 2010 sollen auch die „Dessau-Wörlitzer Elbauen“ bei Vockerode bis 2018 um eine 210 Hektar große Fläche erweitert werden. Der WWF will die Auenfläche hinter dem sogenannten Gatzer Bergdeich wieder mit der Elbe verbinden. Auch hier wird der Landesbetrieb für Hochwasserschutz von Sachsen-Anhalt eine neue rückverlegte Hochwasserschutzlinie erstellen.
Von den Projektkosten in Höhe von 2,2 Millionen Euro übernimmt der WWF rund 800.000 Euro. Davon wird die Umweltstiftung unter anderem etwa 60 Hektar Ackerland erwerben. Daraus sollen wieder Auenwiesen und Auenwälder entstehen, die auch Überflutung ein paar Mal im Jahr vertragen können.
Mit beiden Vorhaben wird in wenigen Jahren einer der größten Hartholzauenwälder Mitteleuropas gesichert sein und zu den bedeutendsten Naturattraktionen Deutschlands zählen. Im Oktober 2012 wurde das WWF-Großschutzprojekt Mittlere Elbe von den Vereinten Nationen als „Projekt zur UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet.
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