- Der WWF China hat auf den einflussreichsten Social Media-Plattformen des Landes, darunter Weibo und Douyin, mehrere Kampagnen zum Thema illegaler Elfenbeinhandel gelauncht. Das Ziel: Die öffentliche Meinung zum Kauf und Besitz von Elfenbein zu beeinflussen.
Mithilfe künstlicher Intelligenz und einer präzisen Monitoring-Strategie konnte die gewünschte Zielgruppe im Rahmen von acht Online-Kampagnen sehr genau adressiert werden. Über 247 Millionen Menschen haben die Kampagnen gesehen und sich 1,17 Millionen Mal gegen den Kauf von Elfenbein ausgesprochen. Vier Livestream-Events mit führenden Expert:innen aus der Kunsthandwerks- und Antiquitätenbranche erreichten weitere 2,24 Millionen Zuschauer:innen und mehr als 200.000 positive Kommentare.
- Trotz aller Bemühungen und eines klaren Handelsverbots seitens der Regierung: ein harter Kern der Elfenbeinliebhaber:innen bleibt. Das weiß der WWF aus jährlichen Analysen und Umfragen, die er durchführt, um eine bestmögliche Kenntnis der Märkte und seiner Zielgruppen zu erlangen. Um diese Käufer:innen-Gruppe über verschiedene Kanäle zu erreichen, hat der WWF China auch neue Wege eingeschlagen und zusätzlich zwei auf die Zielgruppe zugeschnittene Ausstellungen konzipiert.
Das National Zoological Museum of China in Peking zeigte seltene Objekte, um auf die Gefahren durch illegalen Wildtierartenhandel aufmerksam zu machen. Die Ausstellung erreichte mehr als 300.000 Besucher:innen, darunter vor allem chinesische Reisende, und erhielt viel Zuspruch sowohl von der Öffentlichkeit als auch von Regierungsseite.
Das auf traditionelles Kunsthandwerk spezialisierte Guanfu-Museum zeigte rund 100 kulturelle Artefakte, die Wildtiere wie Elefanten und Nashörner darstellen. Die eindringliche Botschaft der Ausstellung: Kunstwerke von großem Wert zu besitzen, muss keine Tierleben kosten.
- Der WWF China hat eine einzigartige und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem chinesischen Zoll aufgebaut. An 41 Grenzübergängen in 17 Städten, die als Schmuggel-Hotspots identifiziert wurden, konnten so Aufklärungsvideos und Poster im Namen des Zolls das Bewusstsein von Reisenden schärfen, dass die Einfuhr von Elfenbein nach China illegal ist.
- Ebenfalls zum Thema Wildtierartenhandel wurden über 400 Mitarbeiter:innen des Forstministeriums geschult und offizielle Regierungsmaterialien entwickelt.
China ist der weltweit größte Markt für illegal gehandeltes Elfenbein. Im Verkauf spielen Thailand und Vietnam als Destinationen für chinesische Reisende eine entscheidende Rolle. Mit einem groß angelegten, multidimensionalen Projekt ist es dem WWF in den vergangen drei Jahren gelungen, Millionen von Menschen in allen drei Ländern zu erreichen – mit besonderem Fokus auf eingefleischte Liebhaber:innen des „weißen Goldes“.

Der Afrikanische Waldelefant steht als vom Aussterben bedroht auf der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN, der Afrikanische Savannenelefant ist als stark gefährdet eingestuft.
Doch der Schlüssel zu ihrer Rettung liegt nicht nur in Afrika, sondern auch in Asien: Elfenbeinschnitzereien haben dort eine lange Tradition in Religion, Kunst und Kultur, gelten als kostbare Statussymbole.
China ist in der Region der wichtigste Markt für das wertvolle Produkt. Und noch bis vor knapp zehn Jahren war der Handel mit Elfenbein dort erlaubt. Zwar entsprechend der internationalen Vorgaben nur mit solchem, das vor 1989 beschafft worden ist, das Problem war aber, wie unterscheidet man sicher und zuverlässig altes von neuem Elfenbein? Somit waren diese offenen Märkte viele Jahre Einfallstor für den Schmuggel von Elfenbein frisch gewilderter Elefanten aus Afrika. 2017 ging China dann einen entscheidenden Schritt: Es verbot den Handel mit Elefanten-Elfenbein innerhalb seiner Landesgrenzen.
Dies war ein wichtiger Meilenstein, um den illegalen Handel mit Elfenbein und damit auch die Wilderei auf afrikanische Elefanten einzudämmen. Trotz der klaren Gesetzeslage ist die Situation aber dennoch auch weiterhin leider nicht entspannt: Noch immer fließt illegales Elfenbein, für das Elefanten vor allem in Afrika sterben, auf die Schwarzmärkte Asiens.
WWF-Projekt will aufklären

Seit einigen Jahren arbeitet der WWF mit einem auf verschiedenen Ebenen angelegten Projekt in China, Thailand und Vietnam daran, über illegales Elfenbein aufzuklären und die Nachfrage weiter zu reduzieren sowie die Kontrollen an den bekannten Schmuggelrouten zu verschärfen. Die aktuell laufende Phase dieses Unterfangens, welches vom BMZ und BMUV über die GIZ gefördert und mit Mitteln der WWF Elefanten-Patenschaft weiter unterstützt wurde, neigt sich nun dem Ende. Die Projektpartner:innen können auf einige Erfolge zurückblicken.
China: Millionen von Menschen erreicht, um sie zum Umdenken zu bewegen
Thailand: eine Brücke schlagen zwischen Tourismus und Artenschutz
Thailand begrüßte im Jahr 2024 6,7 Millionen chinesische Tourist:innen und erwartet eine Zunahme auf zehn Millionen bis 2026, wodurch das Niveau vor der Corona-Pandemie wieder erreicht wäre. Aus Studien wissen wir, dass bei diesen Reisen auch gern Elfenbein von eingefleischten Liebhaber:innen gekauft wird.
- In Thailand konnten daher zentrale touristische Akteur:innen für die Kampagne gegen illegalen Wildtierhandel gewonnen werden: neben der thailändischen Tourismusbehörde und dem Thai-Hotelverband auch die Taxi-App Grab, die Inhalte zum illegalen Elfenbeinhandel über ihre Plattform geteilt hat.
Innerhalb von drei Jahren wurden rund 70 Millionen Menschen erreicht, darunter 7,2 Millionen Chines:innen, die als Tourist:innen nach Thailand gereist waren.
- Mit dem Verband für Fremdenführer:innen und einer Schule für Tourismus- und Hotelmanagement wurden Vereinbarungen über Ausbildungsinhalte zum Thema illegaler Wildtierhandel abgeschlossen.
- Durch Trainingsprogramme wurden 260 auf chinesische Reisegruppen spezialisierte Fremdenführer:innen für die Herausforderungen des illegalen Wildtierhandels sensibilisiert; sie haben sich verpflichtet, die Prinzipien des Naturschutzes in ihre Arbeit zu integrieren.
- 300 Polizeibeamte, die an touristischen Drehkreuzen im Einsatz sind, wurden intensiv geschult und mit den Methoden der Arten-Schmuggler vertraut gemacht.
Die Beschlagnahmung eines Containers mit sieben Tonnen Elfenbein aus Angola, der über Singapur nach Thailand eingeführt werden sollte, ist ein direkter Erfolg der Fortbildung.
- Die Rolle des Landes als touristischer Knotenpunkt wurde strategisch genutzt, um die Wirkung der Kampagne zu vervielfachen und die Zielgruppe der chinesischen Reisenden zu erreichen: unter anderem durch Werbebotschaften an der Gepäckausgabe der internationalen Flughäfen in Thailand, an Hauptverkehrsstraßen und auf Bildschirmen in einer der größten Shopping Malls Thailands, die bei chinesischen Tourist:innen sehr beliebt ist.
Vietnam: Schmuggelrouten unterbrechen, nachhaltigen Tourismus stärken
In Vietnam sind chinesische Urlauber:innen die zweitgrößte Gruppe der Tourist:innen (nach Koreaner:innen). Ihre Zahl wächst drei Mal so schnell wie der internationale Tourismus im Land insgesamt: Im Jahr 2024 besuchten 3,73 Millionen Chinesen Vietnam – 130 Prozent mehr als im Vorjahr. Und auch aus VIetnam wird gern Elfenbein zurück nach China gebracht.
- In fünf Trainingssessions wurden 200 Polizeibeamte aus Einheiten im ganzen Land mit den Methoden und Routen der Schmuggelbanden für illegale Wildtierprodukte vertraut gemacht. Ein gemeinsam entwickeltes Handbuch zur Identifikation von Elfenbein unterstützt künftig den Einsatz der Beamten.
- Als direktes Resultat wurden rund 300 einschlägige Geschäfte kontrolliert und ihre Inhaber:innen befragt. 63 Unternehmer:innen haben sich verpflichtet, nicht mit illegalen Wildtierprodukten zu handeln.
- Partnerschaften mit Multiplikatoren der Tourismusbranche – darunter 100 Reiseagenturen, 160 Fremdenführer:innen, lokale Tourismusverbände und die Universität von Hanoi – wurden etabliert. Dadurch werden Prinzipien des nachhaltigen Tourismus und des Schutzes von Wildtieren in der Aus- und Fortbildung wie auch im Tagesgeschäft verankert.
Aufklärung über Elefanten-Elfenbein
Neue Wege für den Artenschmuggel?

Mit rund 600 Millionen Reisenden im Jahr 2024 ist China einer der wichtigsten touristischen Märkte der Welt. Chinesische Urlauber:innen nutzen bevorzugt Express-Lieferungen, um illegale Souvenirs aus dem Urlaub nach Hause zu schicken, und um das Risiko einer Kontrolle (vermeintlich) zu reduzieren. Im Jahr 2024 machte die Expressversandbranche 170 Milliarden Dollar Umsatz und verzeichnete ein Wachstum von 25 Prozent.
Bis 2030 soll die Bahnstrecke von China nach Thailand fertiggestellt werden. Dadurch werden sich die Touristen:innen-Zahlen weiter erhöhen. Zudem ist damit zu rechnen, dass die Über-Land-Verbindung auch von Schmugglern genutzt werden wird.
Angesichts dieser Zahlen stimmen die bisherigen Erfolge der Kampagnen in China, Thailand und Vietnam zuversichtlich. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass das Engagement gegen den illegalen Handel mit Elefanten-Elfenbein weitergehen muss, um auf den sich verändernden und wachsenden Märkten Asiens präsent zu bleiben.
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