Einige Produkte – wie Baumwolle, Reis, Zuckerrohr oder Weizen – benötigen im Anbau besonders viel Wasser. Beispielsweise sind bis zu 11.000 Liter Wasser nötig, um ein Kilogramm Baumwolle anzubauen. Weniger als die Hälfte dieser Wassermenge werden tatsächlich von den Pflanzen aufgenommen, der Rest verdunstet oder versickert aus undichten Kanälen. Diese so genannten „Thirsty Crops“ sind deshalb in den Fokus der WWF-Arbeit gerückt.
In der Landwirtschaft werden weltweit 70 Prozent unserer Trinkwasservorräte verbraucht. Meist ist die Bewässerungstechnik veraltet oder den Bedingungen nicht angepasst. Auch die Wahl der Feldfrüchte wird eher von ökonomischen Überlegungen und nicht aufgrund klimatischer Bedingungen getroffen. Die Folge sind hohe, aber vermeidbare Wasserverluste.
Zum Beispiel Baumwolle und Erdbeeren
Durstige Baumwolle
Weltweit werden jedes Jahr etwa 256 Kubikkilometer Wasser für den Baumwollanbau verbraucht. Etwa 44 Prozent davon gehen in den Export. Indien, die Türkei, Pakistan, Usbekistan, Bangladesh und China liefern zusammen mehr als zwei Drittel der weltweiten Baumwollproduktion und sind auch Deutschlands Top-Lieferanten.
Durch den Import von Rohbaumwolle und Baumwollprodukten hinterlässt Deutschland jährlich einen Fußabdruck in Höhe von 5,46 Kubikkilometer – das entspricht neun Prozent seines gesamten landwirtschaftlichen Wasser-Fußabdruckes im Ausland.
Der Wasserverbrauch im Baumwollanbau ist sehr hoch, weil die Felder überwiegend durch Überflutung mit Wasser versorgt werden. In Pakistan beispielsweise werden mehr als 90 Prozent der Wassermengen, die aus dem Indus entnommen werden, in der Landwirtschaft verwendet. Doch nur etwa ein Drittel davon erreicht tatsächlich die Felder. Der größere Rest verdunstet auf dem Weg oder versickert durch marode Bewässerungskanäle. Deshalb wird bereits jetzt ein Drittel des benötigten Wassers für die Bewässerung der Baumwollfelder aus dem Grundwasser gepumpt.
Welche Folgen eine noch viel rabiatere Wasserentnahme haben kann, ist in Usbekistan zu sehen. Für den Baumwollanbau in riesigem Stil wurden die beiden Zuflüsse zum Aralsee, Amu-Darja und Syr-Darja, fast leer gepumpt. Daher gelangte ab Anfang der sechziger Jahre kaum noch Wasser in den See. Infolge dessen schrumpfte dessen Wasservolumen in den letzten 50 Jahren um 90 Prozent. Damit vervierfachte sich der Salzgehalt im verbliebenen Wasser. Zugleich führte der extensive Einsatz von Pestiziden und Insektiziden zu einer immensen Verschmutzung des Grundwassers. Die Kindersterblichkeit stieg auf das Vierfache des Üblichen in Russland.
Eine Lösung: Die Better Cotton Initiative
Um die ökologischen Folgen des Baumwollanbaus weltweit zu reduzieren und den Einsatz von Wasser und Chemikalien zu senken, hat der WWF die „Better Cotton Initiative“ (BCI) mitbegründet. In dieser Initiative arbeiten neben anderen Nicht-Regierungs-Organisationen auch große Firmen wie Adidas, Ikea, Gap und H&M zusammen, um gemeinsam einen Standard zu entwickeln, nach dessen Kriterien der Baumwollanbau ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet werden kann.
Der WWF hat dazu unter anderem in Zusammenarbeit mit Ikea Pilotprojekte in Indien gestartet, in denen gezeigt wird, wie durch veränderte Anbaumethoden drei Viertel an Wasser und Pestiziden eingespart werden können, während gleichzeitig die Nettogewinne der Baumwollbauern bis zu 70 Prozent ansteigen.
Eines dieser Projekte wurde 2006 in der Region Andhra Pradesh mit etwa 40 Familien ins Leben gerufen. Heute erstreckt sich das Projekt über 18 Dörfer mit insgesamt etwa 600 Baumwollfarmern. 2010 sollen weitere „Better Cotton“-Pilotprojekte in Indien, Pakistan, in Ländern Afrikas und Brasilien starten, durch die genügend Baumwolle nach den vorgegebenen Öko-Standards nachhaltig produziert werden sollen.
Menschgemachte Dürre
Leere Stauseen und ausgetrocknete Flächen waren die prägenden Bilder der letzten Sommer im Mittelmeergebiet. Dies sind nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch ganz stark auf menschliches Verhalten zurückzuführen. Niedrige Wasserpreise sowie EU-Subventionen für wasserintensive Früchte wie Mais oder Zuckerrüben fördern eine Landwirtschaftspolitik in der Region, die auf Kosten der Natur geht.
Die andalusische Provinz Huelva ist Spaniens Hauptanbaugebiet für Erdbeeren. Die Plantagen bedecken mehr als 5.300 Hektar und liefern etwa 95 Prozent der spanischen Erdbeeren. Nach Schätzungen des WWF wird etwa die Hälfte davon durch illegale Brunnen bewässert. Wo vorher oft natürliche Pinienwälder wuchsen und dem vom Aussterben bedrohten Iberischen Luchs Lebensraum boten, zerschneiden nun Treibhäuser die Landschaft.
Der WWF setzt sich vor Ort für die Bekämpfung der illegalen Wassernutzung ein und kämpft für die Einrichtung von Schutzkorridoren für die gefährdete Raubkatze.
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