Vom 21. Oktober bis 1. November 2024 fand in Cali (Kolumbien) die 16. Weltnaturkonferenz statt. Die Vertragsstaatenkonferenz (COP16) stand unter dem Motto „Peace with Nature“ und endete mit einer Blamage. Da bereits viele Delegierte abgereist waren und das Schlussplenum somit nicht mehr beschlussfähig war, musste die Konferenz abrupt abgebrochen werden.

COP16: Status Quo bei der Umsetzung des Kunming-Montreal-Abkommens im Fokus

Abholzung in der Gemeinde Apui im Amazonas © Andre Dib / WWF Brazil
Abholzung in der Gemeinde Apui im Amazonas © Andre Dib / WWF Brazil

Nach schwierigen Verhandlungen konnten sich im Dezember 2022 die Verhandlungsstaaten auf ein neues globales Abkommen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der weltweiten Natur einigen. Bei der nun beendeten 16. Weltnaturkonferenz nahmen die teilnehmenden Staaten die 23 vereinbarten Ziele genauer unter die Lupe und blickten auf den aktuellen Stand bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen.

So sollten beispielsweise alle Staaten bis zur COP16 ihre nationalen Strategien und Aktionspläne vorlegen und mit der Umsetzung beginnen. Von den 196 Mitgliedsstaaten hatten zu Beginn der Konferenz lediglich 15 ihre nationalen Pläne veröffentlicht.

Wie auch der kürzlich vorgestellte WWF Living Planet Report zeigt, schreitet der Verlust der biologischen Vielfalt unaufhaltsam voran. Dass bisher nur wenige Vertragsstaaten ihre Pläne vorgelegt haben, wie sie diesen Verlust aufhalten und umkehren möchten, ist zutiefst besorgniserregend. Das plötzliche Ende der COP16 und dass sich die Staaten beispielsweise nicht weiter über Mechanismen der Finanzierung einig wurden, könnte die Umsetzung des Weltnaturabkommens weiter zurückwerfen.

„Das Ziel, die Naturzerstörung bis 2030 aufzuhalten und sogar rückgängig zu machen, verbleibt nach dieser Konferenz noch in weiter Ferne. Die Länder haben es auch nicht geschafft final zu klären, wie sie den Fortschritt der Umsetzung überprüfen wollen. Dafür fehlte am Ende das sogenannte Quorum. Zu viele Delegierte waren bereits abgereist, Beschlüsse somit nicht mehr möglich. Ein trauriges Sinnbild für den Stand des globalen Biodiversitätserhalts.“

Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland

Einige wenige Lichtblicke gab es dennoch. Die 196 Länder konnten sich erfolgreich darauf einigen, wie Unternehmensprofite aus der Nutzung genetischer Ressourcen aus der Natur in den globalen Süden fließen sollen. Darüber hinaus wurden der Schutz biodiversitätsreicher Meeresgebiete und die Beteiligung indigener Bevölkerungen gestärkt. Auf zentrale Wirtschaftssektoren wie Infrastruktur und Finanzen wird zukünftig bei der Umsetzung des Weltnaturabkommens ein besonderes Augenmerk gelegt. Auch das ist zumindest ein Teilerfolg der 16. Weltnaturkonferenz.

Das Kunming-Montreal-Abkommen: Ein Erfolg für die Natur, wenn auch mit Lücken!

Seegras und Meeresschildkröte © Antonio Busiello
Seegras und Meeresschildkröte © Antonio Busiello

30 Prozent der weltweiten Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme sollen bis 2030 unter Schutz gestellt werden – das war eine Forderung des WWF und wurde 2022 im Kunming-Montreal-Abkommen festgehalten, was ein großer Erfolg für die biologische Vielfalt unseres Planeten darstellt. Besonders erfreulich ist die deutliche Einbeziehung der Rechte indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften. Indigene spielen beim Schutz der Natur eine entscheidene Rolle. Ein Drittel der artenreichsten Gebiete der Erde befindet sich in ihren Gebieten.  

Im Rahmen des Finanzsektors hat sich der WWF dafür stark gemacht, dass private und öffentliche Investitionen die Natur erhalten und nicht zerstören. Umso positiver ist es zu bewerten, dass das Abkommen an der Abschaffung schädlicher staatlicher Anreize und Subventionen festhält und Investitionen von Unternehmen sowie Finanzinstitutionen in Zukunft nur noch naturfreundlich geschehen dürfen. 

Auch das Problem der Umweltverschmutzung soll zum Beispiel durch eine Halbierung des Einsatzes von Pestiziden noch energischer angegangen werden. Insbesondere Umweltministerin Steffi Lemke von den Grünen hatte sich für dieses Ziel eingesetzt.

Die fünf Treiber des Artensterbens

Palmöl-Plantage aus der Luft © Aaron Gekoski / WWF US
Palmöl-Plantage aus der Luft © Aaron Gekoski / WWF US
  • Landnutzungswandel: Durch immer weiter wachsende Nutzung natürlicher Lebensräume, insbesondere durch großflächige Futtermittelproduktion, Viehzucht und Monokulturen in der Landwirtschaft, werden immer mehr Ökosysteme zerstört – oft in den artenreichsten Gebieten der Erde, wie dem Amazonasregenwald. Tier- und Pflanzenarten verlieren dadurch die Grundlage ihres Fortbestehens. In der Folge kommt es zu Mensch-Tier-Konflikten, die weltweit zunehmen – mit verheerenden Folgen für beide Seiten.
     
  • Übernutzung natürlicher Ressourcen: Wir entnehmen der Erde Jahr für Jahr mehr, als sie an Ressourcen und Ökosystemleistungen wiederherstellen kann. Durch beispielsweise intensive Landwirtschaft, Überfischung der Meere, Entwaldung und umweltschädliche Subventionen werden Ökosysteme und Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten zerstört. Unser Wirtschaftssystem kalkuliert die Natur nicht mit ein, ihre Ressourcen werden als unendlich betrachtet und die Kosten ihrer Zerstörung meist ignoriert.
     
  • Umweltverschmutzung: Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung nehmen zu. Treibhausgasemissionen, industrielle Abfallprodukte wie im Bergbau oder in der Landwirtschaft sowie Giftmüll und immer wieder auftretende Ölkatastrophen haben schwerwiegende Auswirkungen auf Land-, Süßwasser und Meeresökosysteme, auf die Wasserqualität und die Atmosphäre. Plastikmüll in den Meeren belastet nicht nur die Artenvielfalt stark, sondern erreicht über die Nahrungskette auch uns Menschen.
     
  • Klimakrise: Die Erderhitzung hat weltweit dramatische Folgen für die biologische Vielfalt. Häufiger und extremer auftretende Naturkatastrophen wie Waldbrände, die Erwärmung der Meere und das Schmelzen der Eiskappen haben dramatische Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume. Die fortschreitende Zerstörung natürlicher CO2 Speicher wie Wälder und Moore befeuern wiederum die Erderhitzung. Klima- und Artenkrise können deshalb nur gemeinsam bewältigt werden.
     
  • Invasive Arten: Immer mehr Tiere und Pflanzen werden durch den Menschen aus ihrem Verbreitungsgebiet verschleppt – ob bewusst oder unbewusst. Stellenweise kann dadurch die Artenvielfalt zunehmen. Oft haben gebietsfremde Tierarten (Neozoen) und Pflanzenarten (Neophyten) aber negative Auswirkungen.

Fragen und Antworten zur CBD & COP

Was ist das UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt?

Mit der Convention on Biological Diversity – CBD steht ein völkerrechtlich verbindliches Übereinkommen zur Verfügung, das von 196 Mitgliedsstaaten unterzeichnet wurde und drei Hauptziele verfolgt:

  1. Den Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und aller Gene.
  2. Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Darunter versteht man, Wälder, Flüsse, Meere, wildlebende Tiere und Pflanzen so zu nutzen, dass sie in ihrer Nutzungsfähigkeit nicht abnehmen und somit auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben.
  3. Die gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung genetischer Ressourcen ergebenden Gewinne und Vorteile, z.B. bei der Gewinnung und Vermarktung von Naturmedizin aus wildlebenden Arzneipflanzen.

Die Konvention regelt somit die umfassende Berücksichtigung der biologischen Vielfalt in allen Lebens-, Wirtschafts- und Nutzungsbereichen des Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit. 

Was ist die COP?

COP steht für Conference of the Parties, das sind regelmäßige Konferenzen, bei denen sich die 196 Mitgliedsstaaten (bei der CBD alle 2 Jahre) treffen und das weitere Vorgehen, Strategien oder neue Abkommen innerhalb bzw. „unter“ der CBD verhandeln.

So können Sie den WWF beim Erhalt der biologischen Vielfalt unterstützen:

Weitere Informationen

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