Das auffälligste Kennzeichen des Asiatischen Schwarzbären ist eine v-förmige weiße Fellfärbung auf der Brust. Den Namen „Kragenbär“ verdankt er aber den stark verlängerten Haaren im Bereich des Halses. Hauptbedrohungen der Kragenbären sind der Lebensraumverlust und die Jagd. Besonders begehrt ist der Kragenbär bei Wilderen wegen seiner Gallenblase und des Fells. Die Gallenblase wird auf dem Schwarzmarkt zu hohen Preisen verkauft und findet vor allem Verwendung in der Traditionellen Asiatischen Medizin. Der WWF setzt sich dafür ein, den Handel mit Bären und deren Teilen zu unterbinden, die verbliebenen Lebensräume zu schützen und Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung und den Regierungen zu leisten.
Der Kragenbär im Steckbrief
Verwandtschaft | Ordnung der Raubtiere, Familie der Bären |
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Größe | 1,1 – 1,9 m Kopfrumpflänge |
Gewicht | Männchen schwerer als Weibchen, Männchen wiegen 60 – 200 kg (selten bis zu 250 kg), Weibchen 35 – 140 kg (selten bis zu 170 kg), zusätzlich saisonale und regionale Unterschiede |
Besonderheiten | v-förmige weiße Fellfärbung auf der Brust, stark verlängerte Haare im Halsbereich gaben ihm den Namen „Kragenbär“; ausgezeichneter Kletterer |
Soziale Organisation | Einzelgänger |
Fortpflanzung | Paarungszeit von Juni bis Juli |
Jungtiere | 1 – 3, selten 4, im Durchschnitt 2 Jungtiere |
Lebenserwartung | wenig erforscht, in menschlicher Obhut 43 Jahre |
Geografische Verbreitung | Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Iran, Japan, Nord- und Südkorea, Laos, Mongolei, Myanmar, Nepal, Pakistan, Russland, Taiwan, Thailand, Vietnam |
Lebensraum | Wälder gemäßigter, subtropischer und tropischer Zonen |
Ernährung | Allesfresser mit breitem Nahrungsspektrum, Schwerpunkt auf pflanzlicher Nahrung |
Bestandsgröße | weltweiter Bestand aufgrund mangelnder Daten nicht bekannt, in China schätzungsweise bis zu 28.000 Tiere (Stand 2006), Japan schätzungsweise 12.000 – 19.000 Tiere (Stand 2011), Indien: 5.000 – 7.000 (Stand 2007), Russland 5.000 – 7.000 (Stand 2006) |
Gefährdungsstatus | IUCN: „gefährdet“ |
Wo werden Kragenbären in der zoologischen Systematik eingeordnet?
Von Ordnungen, Familien und Arten
Der Asiatische Schwarzbär (Ursus thibetanus) gehört in der Ordnung der Raubtiere zur Familie der Bären und wird auch Kragenbär genannt. Innerhalb dieser acht Bärenarten zählenden systematischen Gruppe bilden Asiatischer Schwarzbär (Kragenbär), Amerikanischer Schwarzbär, Braunbär und Eisbär die gemeinsame Gattung Ursus. Bei Asiatischen Schwarzbären sind derzeit sieben Unterarten bekannt.
Wie sehen Kragenbären aus?
Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten
Die Kopfrumpflänge der Asiatischen Schwarzbären (Kragenbären) beträgt 110 bis 190 cm. Das Körpergewicht der Asiatischen Schwarzbären variiert regional und saisonal. Männliche Kragenbären wiegen 60 bis 200 kg (selten bis zu 250 kg), die Weibchen 35 bis 140 kg (selten bis zu 170 kg). Am schwersten sind die Kragenbären im Herbst, bevor sie sich in die Winterruhe begeben. Bären aus Insel-Populationen (Japan, Taiwan) sind meist kleiner als Bären aus Festland-Populationen.
Asiatische Schwarzbären besitzen den für alle Bären typischen stämmigen Körperbau mit massivem Rumpf und kräftigen Gliedmaßen. Bei den Kragenbären variiert die Länge der Beine im Verhältnis zum Körper erheblich, einige Tiere haben recht kurze Beine und sind insgesamt eher gedrungen. Der Kopf der Asiatischen Schwarzbären ist groß und rund, die Ohren sind im Vergleich zu anderen Bären relativ groß.
Das Fell der Asiatischen Schwarzbären ist schwarz mit einer auffälligen weißen Zeichnung auf der Brust, oft in Form eines V oder einer Mondsichel. Daher stammt auch die englische Bezeichnung „Moon Bear“ (Mondbär). Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) haben oft auch einen weißen Kinnfleck. Die weißen Abzeichen variieren in Größe und Farbe, manchmal sind sie klein oder gar nicht vorhanden. Seltener ist die Fellfarbe braun oder blond (seltener Farbschlag, der in Südostasien vorkommt). Die Farbe der Schnauze variiert von hell bis dunkel. Charakteristisch für Asiatische Schwarzbären sind lange, struppige Haare im Nackenbereich, die manchmal bis zu den Wangen reichen. Ihnen verdanken die Bären die deutsche Bezeichnung „Kragenbär“. Ausmaß und Häufigkeit dieser Merkmale sind regional unterschiedlich, ebenso wie die Gesamthaarlänge und die Dichte des Unterfells.
Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) sind wie alle Bären Sohlengänger. Sie haben große, schwere Tatzen mit etwa vier Zentimeter langen, gebogenen Krallen (vorn, die hinteren Krallen sind kürzer). Sowohl an den vorderen als auch an den hinteren Tatzen befindet sich Fell, das die Zehen von der Fußsohle trennt. Im Gegensatz zu anderen Ursus-Arten ist die vordere Handwurzel nur durch nackte Haut mit der Fußsohle verbunden, bei anderen Bärenarten wächst an dieser Stelle Fell.
Alle Bären haben einen extrem guten Geruchssinn, er ist noch besser als der von Hunden und vielleicht sogar der beste unter allen Säugetieren dieser Erde.
Wie leben Asiatische Schwarzbären (Kragenbären)?
Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation
Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) sind fast das ganze Jahr über hauptsächlich tagaktiv, oft mit Aktivitätsspitzen am Morgen und am Abend. Im Herbst, wenn Nahrung gehäuft und reichlich vorhanden ist, verteilt sich die Aktivität gleichmäßiger auf Tag und Nacht. Im Durchschnitt sind Kragenbären 50 bis 60 Prozent des Tages (24-Stunden-Zeitraum) aktiv, mit saisonalen Unterschieden. In nördlichen Breitengraden, wo im Winter keine Nahrung mehr verfügbar ist, halten beide Geschlechter Winterruhe. Sie dauert in der Regel von November bis April, einige Tiere bleiben jedoch bis Ende Mai in ihren Höhlen (was länger ist als bei anderen Bärenarten). In den Tropen halten die Asiatischen Schwarzbären (Kragenbären) – mit Ausnahme der Weibchen, die zwischen November bis März ihre Jungen gebären – im Allgemeinen keine Winterruhe.
Mit Hilfe von Funkpeilung wurden bei weiblichen Kragenbären Reviergrößen zwischen 20 und 60 Quadratkilometer ermittelt, die der Männchen sind doppelt so groß. Allerdings werden solche Funkortungen meist vom Boden aus in abgelegenen, gebirgigen Lebensräumen durchgeführt, wo die Bären manchmal in über das Ortungsgebiet hinaus wandern, sodass man davon ausgeht, dass die tatsächlichen Reviere größer sind als angegeben. Mit Hilfe von GPS- und Satelliten-Funkhalsbändern, die jederzeit den Standort des Bären ermitteln, wurden Reviergrößen von 100 bis 250 Quadratkilometer beobachtet. Saisonale Wanderungen entsprechend dem Nahrungsangebot sind üblich. Die Reviere von Asiatischen Schwarzbären scheinen sich stark zu überschneiden, Studien zu Ausbreitungsmustern und Verwandtschaftsbeziehungen zwischen benachbarten Bären wurden bislang noch nicht durchgeführt. Weibchen meiden oft Gebiete, in denen das Nahrungsangebot besonders groß ist, weil sich hier oft auch sehr viele Männchen aufhalten.
Asiatische Schwarzbären sind – wie alle Bären – in der Regel Einzelgänger. Nur während der Paarungszeit kommen Männchen und Weibchen zusammen.
Was ist über die Fortpflanzung von Kragenbären bekannt?
Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter
Weibliche Kragenbären bekommen im Alter zwischen vier und fünf Jahren das erste Mal Nachwuchs; die Männchen sind bei ihrer ersten Paarung meist im selben Alter. Paarungszeit der Asiatischen Schwarzbären ist von Mitte Juni bis Juli, die Geburt erfolgt zwischen November und März. Entsprechend verzögert sich die Einnistung des Eis in die Gebärmutter, sodass man bei einer vollen Trächtigkeitsdauer von sechs bis acht Monaten von vier bis sechs Monaten verzögerter Einnistung ausgeht. Der Zeitpunkt der Paarung ist nicht für alle Unterarten und Populationen bekannt, insbesondere in den Tropen. Gewöhnlich werden zwei Jungtiere geboren, die etwa zwei Jahre lang bei ihrer Mutter bleiben. Asiatische Schwarzbären bekommen höchstens alle zwei Jahre Nachwuchs.
Wo leben Asiatische Schwarzbären (Kragenbären)?
In welchem Lebensraum kommen Asiatische Schwarzbären vor?
Das Verbreitungsgebiet der Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) liegt in Süd- und Ostasien und erstreckt sich von der gemäßigten Zone bis zu den Tropen. In tropischen Regionen überschneidet sich ihr Lebensraum mit dem des Malaienbären. Asiatische Schwarzbären besiedeln sowohl Laub- als auch Nadelwälder vom Flachland bis knapp über die Baumgrenze (4.300 Meter im Nordosten Indiens). Der größte Teil ihres Verbreitungsgebiets liegt in Wäldern, von gemäßigten Laubwäldern bis zu tropischen Regenwäldern. Die Art bewohnt aber auch trockene subtropische Dornwälder (südlicher Iran und Pakistan) und nutzt saisonal alpine Wiesen.
Wie ernähren sich Asiatische Schwarzbären (Kragenbären)?
Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise
Als Allesfresser haben Kragenbären ein breites Nahrungsspektrum. Zu ihrer Nahrung gehören im Frühjahr oft saftige Pflanzen (Triebe, Wurzeln, Kräuter und Blätter), im Sommer Insekten und eine Vielzahl von Baum- und Strauchfrüchten sowie im Herbst Nüsse. In einigen Gebieten können Huftiere (vor allem kleine Arten) einen beträchtlichen Teil der Nahrung ausmachen; Fische werden jedoch nur selten gefressen. Asiatische Schwarzbären klettern regelmäßig auf Bäume, um Früchte zu sammeln, da die meisten Früchte in ihrem Verbreitungsgebiet auf Bäumen wachsen. In tropischen Regionen ist die Vielfalt der Früchte besonders groß.
In Thailand zum Beispiel stehen mehr als 80 Arten von Baumfrüchten auf ihrem Speiseplan. In den gemäßigten Regionen, wo die Asiatischen Schwarzbären Fett für die Winterruhe speichern müssen, sind Eicheln, Bucheckern, Walnüsse, Kastanien, Haselnüsse und Pinienkerne im Herbst ein wichtiger Bestandteil der Nahrung. Bei der Nahrungssuche in Bäumen brechen Kragenbären oft Äste nach innen zum Stamm hin ab und stapeln sie in der Baumkrone zu einer Plattform oder einem „Nest“ auf, auf dem sie sitzen. Wenn es an natürlicher Nahrung mangelt, suchen Asiatische Schwarzbären auch auf landwirtschaftlichen Feldern (Mais, Hafer, Hirse, Gerste, Buchweizen) und Obstplantagen nach Nahrung.
Wie viele Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) gibt es?
Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Verlässliche Bestandszahlen zum Asiatischen Schwarzbären gibt es nirgendwo im Verbreitungsgebiet. Zwei der 18 Länder, in denen Kragenbären vorkommen, Iran und Südkorea, gehen jeweils von weniger als 100 Tieren aus. Japan gibt 12.000 bis 19.000 Tiere an (Stand 2011), Russland geht von 5.000 bis 7.000 Tieren aus (Stand 2006), Indien ebenfalls (Stand 2007), China schätzt die Population sogar auf bis zu 28.000 Asiatische Schwarzbären (Stand 2006). Die meisten Länder berichten von rückläufigen Populationen aufgrund von Lebensraumverlust und Wilderei.
Sind Kragenbären vom Aussterben bedroht?
Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus
Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN gelten Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) als gefährdet (Vulnerable). Sie sind in Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommen CITES aufgeführt. Die Art ist außerdem in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet durch nationale und internationale Gesetze geschützt, nur in Japan und Russland ist die Sportjagd auf Asiatische Schwarzbären erlaubt.
Die Bedrohungsfaktoren
Die größten Bedrohungen für Asiatische Schwarzbären (Kragenbären) sind der Verlust von Lebensraum durch Holzeinschlag, Landwirtschaft, menschliche Siedlungen und Infrastruktur. Besonders in den südlichen Teilen des Verbreitungsgebiets ist das die größte Bedrohung für die Art. Hinzu kommt die illegale Jagd auf die Bären. Sie werden oft aus Rache gezielt getötet, wenn sie Felder geplündert, Bienenstöcke zerstört oder Menschen angegriffen haben. Auch die Wilderei auf Asiatische Schwarzbären scheint zuzunehmen, angetrieben durch die wachsende Nachfrage nach Fleisch, Fell, Pfoten und Gallenblasen. Ein lukratives Geschäft, dem sich auch immer mehr Selbstversorger-Jäger zuwenden, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Pfoten werden vor allem in China als teure Delikatesse verkauft und oft als Suppe gegessen. Die Galle in den Gallenblasen wird getrocknet und als Traditionelle Medizin verkauft; sie wird schon seit fast 3.000 Jahren als solche verwendet. Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, wurden in China und Vietnam Bärenfarmen eingerichtet, in denen die Galle von mehr als 12.000 Asiatischen Schwarzbären abgezapft und kommerziell verkauft wird. Diese Technik wurde ursprünglich in den 1970er Jahren in Nordkorea entwickelt und im Laufe der Jahre in China „perfektioniert“. Einige Behördenvertreter behaupten, dass die vermehrte Produktion von Galle aus Farmen die Wilderei auf wilde Bären verringert; umgekehrt könnte die billigere und leichter verfügbare Galle aus Farmen auch zu einem verstärkten Gebrauch und damit letztlich zu einer größeren Nachfrage nach der als wirksamer geltenden Wildgalle führen. Zuchtgalle wird inzwischen in einem solchen Überschuss produziert, dass sie auch in vielen Produkten außerhalb der Traditionellen Asiatischen Medizin enthalten ist, darunter Shampoos, Lotionen, Kosmetika, Sportgetränke und Zahnpasta.
Der WWF setzt sich dafür ein, den Handel mit Bären und deren Teilen zu unterbinden, die verbliebenen Lebensräume zu schützen und Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung und den Regierungen zu leisten. Vom WWF werden beispielsweise Projekte gefördert, die die Bestandserfassung und Kartierung der Kragenbärenreviere sowie die Kooperation mit der lokalen Bevölkerung und den Behörden zum Ziel haben. Dies sind wichtige Voraussetzungen, um Schutzgebiete auszuweisen und den Druck auf die verbliebenen Kragenbären-Populationen zu vermindern.
Weitere Informationen zu Kragenbärgen
- Thailand: Zukunft für kleine Kragenbären im Tiger-Schutzgebiet
Tierporträts im WWF-Artenlexikon
- Brillenbär
- Lippenbär
- Malaienbär