Die Entwicklungen des aktuellen Jahres zeigen zunehmend, welche Aufgaben gelöst werden müssen um die Klimakrise zu begrenzen, unsere Lebensgrundlagen zu sichern und wiederherzustellen. Damit sind Veränderungen in der Gesellschaft, der Aufstellung unserer Wirtschaft, der Infrastruktur, im Gebäudesektor, in Konsummustern und der Rohstoffnutzung verbunden. Sie erfordern neben Anpassungen der politischen Rahmenbedingungen vor allem eins: eine konsequente Umsteuerung der Finanzierungs- und Kapitalflüsse.

Das Ambitionsniveau des Pariser Klimaabkommens, die Erhitzung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist durch die jüngsten gerichtlichen Entscheidungen bestätigte Messlatte. Wenn es noch weiterer Bestätigung bedurft hätte, findet sich diese in den neuesten Analysen der Wissenschaft zur Klimakrise und dem Zustand der Ökosysteme und Biodiversität.

Findet diese Umsetzung in der Realität bei den größten deutschen Kreditinstituten statt?

Zum zweiten Mal hat der WWF Deutschland eine Analyse des aktuellen Standes der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Strategien, Prozesse und Produkte der größten deutschen Banken durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, dass positive Bewegung klar festzustellen ist. Diese Bewegung reicht jedoch mit Blick auf die Anforderungen der Transformation zur nahezu Emissionsfreiheit 2045 weiterhin nicht aus. Eine zügige sowie systematische Integration angemessener Kriterien, Zielsetzungen und Prozessanpassungen in allen relevanten Geschäftsfeldern ist grundlegende Voraussetzung für klimagerechte Kapitalbereitstellung.

Die Ergebnisse der erstmals durchgeführten Analyse im Bereich Biodiversität fallen noch ernüchternder aus. Biodiversitätsaspekte sind nur von wenigen Instituten so angelegt und verankert, dass sich Strategien, Ziele, Leitlinien und die entsprechende Operationalisierung erkennen ließen.

Die Ergebnisse zeigen allerdings auch, dass dem vorhandenen Momentum unter und in den Kreditinstituten keine externe Unterstützung und Leitlinie durch die nationale Politik gegeben wird. Die vorgelegte Sustainable Finance Strategie der Bundesregierung muss zügig umgesetzt und konkretisiert werden, damit die Finanzmarktakteure und hier speziell deutsche Banken in der Breite die klimagerechten regulatorischen Rahmenbedingungen zur eigenen Ausrichtung bekommen. Die Empfehlungen des Sustainable Finance Beirats der Bundesregierung sind hier umfassender, konkreter und ambitionierter.

WWF-Bankenrating 2021: Gesamtergebnisse für den Bereich Umwelt & Klima

Das insgesamt verbesserte Gesamtergebnis des zweiten Ratings basiert auf den Fortschritten der Banken in den bewerteten Handlungsfeldern „Unternehmensführung“, „Sparen & Anlage“ sowie „Finanzierungen & Hypotheken“. Einen Schwerpunkt legen die analysierten Banken dabei auf das Handlungsfeld „Unternehmensführung“, in dem es insbesondere um Strukturen und Prozesse für einen systematischen Umgang mit den Risiken und Chancen des Klimawandels und anderer umweltbezogener Faktoren geht. In diesen Maßnahmen, insbesondere im Rahmen des Risikomanagements, spiegeln sich die steigenden regulatorischen Anforderungen an die Banken wider.

Im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Leistungsangebots in den beiden Handlungsfeldern „Sparen & Anlage“ sowie „Finanzierungen & Hypotheken“ zeigt die Bewertung zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten: Während sich das entsprechende Angebot für Geschäftskunden dynamischer entwickelt, sind „grüne“ Angebote für Privatkunden noch nicht flächendeckend verfügbar. Die Integration der Aspekte über das gesamte Produktangebot hinweg hängt zurück.

WWF-Bankenrating 2021: Gesamtergebnisse für den Bereich Biodiversität

Die Aktivitäten der Banken in Bezug auf Biodiversität steht noch am Anfang. Die Analyseergebnisse lagen nicht im gleichen Umfang vor wie für den Bereich Umwelt & Klima. Bei Auswertung und Darstellung der Ergebnisse des Bankenratings wurde aus diesem Grund nicht zwischen dem Leistungsangebot für Privatkund:innen (Private Banking) und dem Leistungsangebot für Geschäftskunden (Corporate Banking) unterschieden.

Anders als im Bereich Umwelt & Klima bleiben die drei höchsten Kategorien „Visionär“, „Vorreiter“ und „Verfolger“ unbesetzt. Fünf Banken wurden in den Bereich „Mittelfeld“, die restlichen zehn Banken als „Nachzügler“ eingestuft.

Nur wenige Banken haben Biodiversitätsaspekte in ihren Strategien und Leitlinien verankert. Das Gros der Banken muss daher grundlegende Schritte unternehmen und sich systematisch mit diesem Themenfeld auseinandersetzen.

In den drei Handlungsfeldern „Unternehmensführung“, „Sparen & Anlage“ sowie „Finanzierungen & Hypotheken“ sind bei der Mehrheit der Banken nur rudimentäre Ansätze mit Biodiversitätsbezug vorhanden.

Ein wichtiger Aspekt, nämlich die Wirkung der Bankportfolios auf die Biodiversität zu messen, wird noch bei keiner Bank systematisch durchgeführt. Somit fehlt es an einer transparenten Darstellung und Berichterstattung zu den (Aus-)Wirkungen der einzelnen Institute und ihrer Geschäftsmodelle.

Zentrale Herausforderungen im Bankensektor aus WWF-Sicht

Auf Basis der Analyse zur Nachhaltigkeitsperformance der größten deutschen Banken ergeben sich aus Sicht des WWF zentrale Handlungsfelder für Kreditinstitute. Diese gelten nahezu unabhängig von Größe, Ausrichtung oder Zuordnung zu den verschiedenen Gruppen des deutschen Bankenmarkts, erfordern aber Aktionen der Kreditinstitute in unterschiedlicher Intensität.

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