Das LIFE+ NATUR-Projekt „Elbauen bei Vockerode“ hat gezeigt, wie es gelingt, Hochwasserschutz mit den Zielen von Naturschutz und Denkmalpflege zu verbinden. Im Projektgebiet begegnen sich zwei der drei UNESCO Weltkulturerbestätten der Region, das „Gartenreich Dessau-Wörlitz“, und das „Biosphärenreservat Mittelelbe“. Das rund 800 Hektar große Projektgebiet liegt zwischen Dessau und Vockerode in Sachsen-Anhalt und ist geprägt durch die Gestaltungskraft der Elbe. Der WWF sichert und entwickelt hier malerische Auenwälder und Auenwiesen, eingebettet in eine kulturhistorisch bedeutende Landschaft, als Lebensraum und Rückzugsmöglichkeit für viele seltene Tier- und Pflanzenarten.

LIFE+ NATUR-Projekt „Elbauen bei Vockerode"

NATURA 2000 / LIFE
NATURA 2000 / LIFE

Im Projektgebiet wurde durch den WWF und die Projektpartner in ausgewählten Bereichen eine langfristige Entwicklung hin zu einer naturnahen Auenlandschaft in Gang gesetzt. Dies geschah unter anderem durch die Umwandlung großflächiger Ackerflächen in Wiesenbestände, Pflanzung und Aufwertung von Waldbeständen und verschiedenen Gewässermaßnahmen. Dies wurde kombiniert mit einer Hochwasserdeichöffnung zur Wiedereinbindung von 212 ha ehemaliger Überflutungsfläche in die Überflutungsdynamik der Elbe.

Das Hochwasser von 2013 half bei dem Projekt sogar ein bisschen mit: Dort, wo der Deich damals brach, sollte er ohnehin entfernt werden. Das Wasser bahnte sich also auf “natürliche Weise” seinen Weg zurück in die Auenflächen bei Vockerode.

Die vom WWF betreuten Flächen werden langfristig gesichert und weiterentwickelt sowie in das Schutzgebietsnetz Natura 2000 intergiert.

“...gleichzeitig haben wir zusätzlichen Lebensraum für selten gewordene Tiere und Pflanzen wiederhergestellt und gesichert“ freut sich die Umweltministerin von Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Claudia Dalbert. „Das Projekt ist Bestandteil der Hochwasserschutzkonzeption 2020 des Landes und dient als Vorbild für die 27 potenziellen Maßnahmenstandorte im Hochwasserschutzprogramm ‚Mehr Raum für unsere Flüsse‘. Wir werden die zahlreichen guten Erfahrungen nutzen, um weitere Auenflächen umzugestalten und zu gewinnen und Sachsen-Anhalt so zu einem Vorbild für naturgerechten Hochwasserschutz machen.“

Maßnahmen im Projektgebiet Vockerode

  1. Erwerb der Ackerflächen im derzeitigen Polder und deren Umwandlung in Auengrünland (u.a. Brenndolden-Auenwiesen); Zum Video
  2. Wiederbewaldung von 10 Hektar Ackerfläche zu naturnahem, sehr lichtem Auenwald unterschiedlicher Waldgesellschaften für licht- und wärmebedürftige Käfer- und Schmetterlings-Arten (beispielsweise Heldbock, Eremit, Hirschkäfer); Zum Video 
  3. Umwandlung von Waldbeständen, welche aus nicht heimischen Baumarten bestanden (Rotesche und Hybridpappel) in standortgerechte Wälder;  
  4. Schaffung von Feuchtgebieten innerhalb des heutigen Polders als auch im Bereich des Gatzer Bergdeiches zur Förderung bestimmter Amphibien (etwa der Rotbauchunke) und Vogelarten (wie dem Kranich); Zum Video  
  5. Tieferlegung eines verlandeten Altarmes zur Schaffung einer größeren, nahezu ganzjährigen Wasserfläche und damit eine Verbesserung des Lebensraumes für Fisch- und Seeadler, Rot- und Schwarzmilan, aber auch für verschiedene Fischarten, wie Schlammpeitzger oder Amphibienarten wie Rotbauchunke;  
  6. Zur Information der Gebietsbesucher wurde ein Auenlehrpfad angelegt.

 

Durch den Projektpartner Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) wurden parallel folgende Maßnahmen durchgeführt:

  1. Öffnung des „Gatzer Bergdeiches“, auch „Vasenwall“ genannt, und damit Schaffung eines zusätzlichen natürlichen Hochwasserrückhalteraumes von einer Größe von 212 Hektar als Vorhaben der Hochwasserschutzkonzeption Land Sachsen-Anhalt;  
  2. Ertüchtigung des bestehenden Autobahndammes der A9.

Projektergebnisse

Das LIFE+-Projekt konnte beispielhaft beweisen, dass es gelingen kann, vorbeugenden Hochwasserschutz mit den Zielen des Naturschutzes, einer hochwasserangepassten Landnutzung und auch der Denkmalpflege zu verbinden. Dadurch, dass Überflutungsflächen zurückgewonnen wurden, werden die Auen als Lebensräume vieler seltener Tier- und Pflanzenarten erweitert und gesichert.

 

Folgende Ergebnisse wurden erreicht:

A) Umwandlung von 45 Hektar Ackerland in Auengrünland (21 Hektar LRT 6510)

B) Wiederbewaldung auf 7 Hektar ehemaligen Ackerland (Lebensraumtyp 91F0)

C) Entwicklung von 52 Hektar Hartholzauewäldern (91E0) auf Teilflächen: ▪ 11 Hektar Umwandlung von Hybridpappelbeständen ▪ 0,8 Hektar Umwandlung amerikanischer Rot-Eschen sowie ▪ innerhalb von 40 Hektar Forstabteilungen - Aufwertung monostrukturierter, baumartenarmer Waldbestände zu naturnahen Auenwaldbeständen.

D) Schaffung zweier Feuchtbiotope mit 3,5 Hektar

E) Schaffung von Kleingewässern durch die bereichsweise Tieferlegung eines verlandeten Seitenarms der Elbe

F) Erweiterung der Überflutungsfläche um ca. 210 Hektar durch Öffnung des „Gatzer Bergdeichs“

G) Auenlehrpfad (4 Kilometer) mit Tafeln, Gebietskarte, App und Faltblätter zur App sowie Veranstaltungen für die lokale Bevölkerung;

H) Wissensaustausch mittels Workshops über Auenrenaturierung durch Deichrückverlegung auf internationaler Ebene

 

Weitere Ergebnisse:

  • Erweiterung des FFH-Gebiets „Dessau-Wörlitzer Elbauen“, 0067LSA, EU 4140-304: 57 Hektar
  • grundbuchrechtliche Sicherung von Flächen für Naturschutz und Landschaftspflege: 54 Hektar
  • Erweiterung des Flächenanteils an FFH-LRT 91F0 „Hartholzauenwald“: 19 Hektar
  • Erweiterung des Flächenanteils an FFH-LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiese“: 21 Hektar
  • Aufwertung der FFH-LRT 91F0: 40 Hektar - Erweiterung des Anteils an Feuchtlebensräumen: 3,5 Hektar
  • Aufwertung von Feuchtlebensräumen: 1,0 Hektar
  • Auenlehrpfadlänge: 4 Kilometer
  • 4 Flyer (Projekt LIFE+, Hartholzauenwald, Auenwiese, Hochwasser), Gebietsbroschüre, Roll-Up, Kurzfilm

Mit App auf Entdeckungstour

Wenn Sie mehr zum Projekt, zur Ökologie eines Auwalds und zu der kulturhistorischen Bedeutung des Gebietes lernen wollen, sollten Sie den Lehrpfad „Elbauen bei Vockerode“ testen. Die dazugehörige kostenfreie App „Biosphärenreservat Elbe“, bringt Sie auf Entdeckungstour mit Biberopa Max und seiner Enkeltochter Minna. Gemeinsam durchstreifen Sie einen geheimnisvollen Auenwald und mit etwas Glück und Scharfsinn können Sie die eine oder andere Art vielleicht auch in Natura auf Ihrem Rundweg bestimmen. Die ca. vier km langen Rundtour zweigt von einer der schönsten Abschnitte des Elberadwegs ab. Es gibt in der heimischen Pflanzen- und Tierwelt viel zu entdecken und so manches Geheimnis zu erfahren.

So können Sie helfen

  • Mittlere Elbe © WWF Mittlere Elbe

    Kein anderer großer Fluss in Deutschland weist so schutzwürdige und ausgedehnte Überflutungsräume wie die Elbe auf. Weiterlesen ...