Die Verarbeitung von Elfenbein hat eine lange Tradition, schon vor Jahrtausenden nutzten es die Menschen als Rohstoff für Schnitzereien, Schmuck, Einlegearbeiten und luxuriöse Gebrauchsgegenstände. Vor einigen Jahrhunderten war das Elfenbein der Elefanten so begehrt und teuer, dass es das „weiße Gold“ genannt wurde.
Bis zu 20.000 Afrikanische Elefanten werden jedes Jahr illegal getötet. Grund dafür: vor allem die Gier der Menschen nach ihren Stoßzähnen. Jahrzehntelang wuchs die Nachfrage nach kostbarem Elfenbein und befeuerte eine erschreckende Wilderei-Krise.
Besteck und Klaviertasten aus Elefanten-Elfenbein
War das Ausmaß des Handels mit Elefanten-Elfenbein zunächst aufgrund mangelnder Handelsstrukturen und rudimentärer Jagdmethoden begrenzt, ermöglichte die Kolonialzeit eine neue Dimension des Elfenbeinhandels. Der Afrikanische Kontinent wurde unter den europäischen Kolonialmächten aufgeteilt und moderne Feuerwaffen machten es den Kolonisatoren leicht, die großen Tiere zu erlegen. Vor allem in Europa und Amerika wurde Elefanten-Elfenbein zu dieser Zeit gehandelt; viele Tonnen Elfenbein wurden dort pro Jahr zu Besteckgriffen, Klaviertasten, Billardkugeln und anderen Produkten verarbeitet.
Später verlagerte sich der Handel mit dem Elfenbein Afrikanischer Elefanten nach Asien und in den 1970er Jahren erreichte die Elefantenjagd in Afrika einen dramatischen Höhepunkt: Allein zwischen 1979 und 1989 wurden die Bestände von damals von noch rund 1,3 Millionen Tiere auf weniger als die Hälfte dezimiert. Innerhalb von nur zehn Jahren verlor der Kontinent Schätzungen zufolge 700.000 bis 800.000 seiner Elefanten.
Nachfrage bleibt – trotz Verbot
Vor dem Hintergrund dieser bestürzenden Entwicklungen beschloss die internationale Staatengemeinschaft, der überhandnehmenden Nutzung von Elefanten-Elfenbein einen Riegel vorzuschieben. So wurde 1989 im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) der kommerzielle Handel mit dem Elfenbein Afrikanischer Elefanten verboten. Der Asiatische Elefant und sein Elfenbein genossen bereits seit 1975 diesen höchsten Schutzstatus.
Der überbordende Handel wurde somit zwar eingeschränkt, doch ein Teil der Nachfrage blieb bis heute bestehen – mit fatalen Konsequenzen. Um den Bedarf an „weißem Gold“ zu decken, werden die Tiere gewildert und ihre Stoßzähne über Landesgrenzen hinweg in die Abnehmerländer geschmuggelt.
Investitionsobjekt und Glücksbringer
Größter Treiber der Nachfrage nach Elefanten-Elfenbein war viele Jahre lang China, denn Elfenbeinschnitzereien haben in asiatischen Ländern eine lange Tradition in Religion, Kunst und Kultur. In China werden vor allem aufwändige Landschaften, verschnörkelte Pagoden oder kunstvolle Wunderkugeln geschnitzt. Elfenbein gilt hier als Luxusprodukt. Es wird als prestigeträchtiges Geschenk überreicht oder als Investitionsobjekt betrachtet.
Wichtigste Quelle: Afrika
Das Elefanten-Elfenbein, das im Umlauf ist, stammt vor allem aus Afrika. Über die Jahre haben sich dort teilweise hoch professionelle, komplexe Netzwerke aus Wilderern, Schmugglern und Händlern etabliert. Derzeit werden jedes Jahr afrikaweit bis zu 20.000 Elefanten wegen ihres Elfenbeins getötet – durchschnittlich also ein Elefant pro halber Stunde.
Die Tiere werden erschossen und sogar ganze Herden an Wasserlöchern vergiftet. Die Stoßzähne werden mit Äxten und Motorsägen tief im Schädel abgetrennt und über weltweit verwobene kriminelle Netzwerke vor allem nach Asien geschmuggelt. Wie das Elfenbein genau dorthin gelangt, ist nicht vollständig bekannt. Aufgriffe lassen vermuten, dass sich die Hauptschmuggelrouten regelmäßig ändern. Oftmals wird das Elfenbein zunächst über innerafrikanische Transitländer geschmuggelt, bevor es den Weg nach Asien antritt. Die großen Ladungen Elefanten-Elfenbein werden typischerweise per Schiff geschmuggelt.
Die ungezügelte Jagd auf Elefanten, aber auch der anhaltende Lebensraumverlust, haben dramatische Konsequenzen: Die Bestandszahlen beider afrikanischer Elefanten-Arten sind dramatisch eingebrochen, es starben insgesamt mehr Tier als geboren wurden. Der Afrikanische Waldelefant gilt sogar als vom Aussterben bedroht.
Der illegale Handel mit Elfenbein
Seit 1989 ist der internationale kommerzielle Handel mit Elefanten-Elfenbein durch das CITES-Abkommen verboten. Doch vor allem einige nationale Binnenmärkte bieten Schlupflöcher, denn in einigen Ländern ist der nationale Handel mit Elfenbein von Elefanten noch erlaubt. Dort wird dann zum Beispiel altes Elfenbein – also solches, das vor dem internationalen Handelsverbot erworben wurde – noch legal verkauft. Diese offenen Märkte bieten aber leider auch die Möglichkeit, illegales Elfenbein, also das frisch gewilderter Elefanten, „reinzuwaschen“.
Auch in der EU gab es schon strikte Regeln zum Handel mit Elefanten-Elfenbein. Im Januar 2022 wurden diese Regularien für den Handel sowie kommerzielle Wiederausfuhren oder Einfuhren von Elfenbein durch die EU-Kommission noch weiter verschärft.
Auch China – das Land mit der größten Elfenbeinnachfrage weltweit – verhängte bereits Anfang 2018 ein Verbot des bis dato legalen Handels innerhalb seiner Landesgrenzen. Seitdem ist die Nachfrage in China merklich zurückgegangen, doch jährliche Marktstudien des WWF zeigen: ein harter Käuferkern bleibt – trotz des Wissens um die Illegalität.
Da Elefanten-Elfenbein in China nun schwerer zu bekommen ist, verschieben sich die Märkte auch in benachbarte Länder. Wie WWF-Studien zeigen, kaufen chinesische Reisende vor allem in Vietnam und Thailand auf den Schwarzmärkten Elfenbein und schmuggeln es zurück in ihr Land. Die Situation zeigt: Verbote allein lösen die Situation oft nicht.
Beschlagnahmtes Elfenbein wird vernichtet
Im Kampf gegen den Handel mit Elfenbein
Daher setzt der WWF im Kampf gegen den illegalen Handel mit Elefanten-Elfenbein auf Aufklärung und Verbraucher:innen-Information. Ziel war und ist es beispielsweise in China, das Konsumverhalten innerhalb des Landes so zu verändern, dass Elfenbein nicht mehr auf soziale Akzeptanz stößt und nicht mehr als Statussymbol betrachtet wird. Denn nur wenn es keine Nachfrage mehr gibt, sterben in Afrika auch keine Elefanten mehr für den illegalen Handel mit ihren Stoßzähnen.
Der WWF setzt sich außerdem seit vielen Jahren für die Schließung relevanter nationaler Märkte in Asien ein.
Elefanten schützten – gemeinsam mit der Bevölkerung
Weiterer wichtiger Faktor ist der Erhalt der Elefantenpopulationen in Afrika und Asien. Dazu gehören Initiativen zum Schutz ihrer Lebensräume und zur Verringerung von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten, die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden, die Ausbildung von Ranger:innen und die Anti-Wilderei-Arbeit.
Gerade die Arbeit der Wildhüter:innen ist dabei ein zentrales Element, denn sie durchstreifen regelmäßig die Schutzgebiete und schützen so Wildtiere, wie Elefanten, vor Wilderei. Studien des WWF zeigen allerdings, dass sie diese körperlich und mental sehr anstrengende Arbeit teilweise unter prekären Arbeitsbedingungen verrichten: unzureichende Ausrüstung, um bei den teilweise tagelangen Feldpatrouillen gut versorgt und geschützt zu sein, oder regelmäßige Fortbildungen sind nur einige der Knackpunkte.
Hier setzt der WWF in vielen seiner Projektregionen, in denen wir zum Schutz der Elefanten aktiv sind, an und stellt zum Beispiel einfache Ausrüstungsgegenstände wie Funkgeräte zur Verfügung und organisiert Schulungen zu verschiedensten Themen.
Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden und die Reduktion von Konflikten zwischen den Menschen und Elefanten ist ein zentrales Element. Denn nur wo die Menschen keine Bedrohung für sich und ihr Hab und Gut durch die Tiere erfahren, sondern bestenfalls sogar zum Beispiel durch Ökotourismus von ihnen profitieren, kann eine langfristige, friedliche Koexistenz aufgebaut werden – eine wichtige Grundlage für den Kampf gegen die Wilderei.
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