Weltweit gelten über 37 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 50 Prozent als maximal genutzt (Stand: Juni 2024). In den europäischen Gewässern ist die Situation nach wie vor angespannt: Obwohl laut EU-Politik bereits 2020 alle Bestände wiederhergestellt sein sollten, werden im Nord-Ost-Atlantik noch immer 32 Prozent der Fischbestände überfischt. Im Mittelmeer und im Schwarzen Meer werden zwar deutlich weniger Fischbestände überfischt als noch vor 10 Jahren (58 Prozent im Vergleich zu 85 Prozent in 2014), doch die Bestandsgrößen erholen sich dennoch kaum. Noch immer fehlen für 57 Prozent der Fischbestände die Daten über die Bestandsgröße. In der Ostsee ist die Situation besonders dramatisch. Von acht Fischbeständen, zu denen Daten vorliegen, sind sechs Bestände außerhalb sicherer biologischer Bestandsgrößen bzw. werden überfischt.
Der Reichtum der Meere schien lange Zeit unerschöpflich – eine Illusion, denn Fisch ist nicht in unbegrenzten Mengen vorhanden. Die weltweite Überfischung gilt heute als eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit der Meere und das Überleben seiner Bewohner. Schon heute sollten wir vier Fünftel aller Fischbestände eher schonen, anstatt sie weiter intensiv und an der Grenze ihrer Belastbarkeit zu befischen.
Die Fischerei verändert das Ökosystem
Im Meer spielen Fische eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz anderer Fische und Meeressäugetiere. Die Fischerei entnimmt häufig bestimmte Arten in zu großen Mengen und verändert dadurch die natürliche Zusammensetzung und die Dynamik des Nahrungsnetzes. Besonders begehrt sind in der Regel die großen Fischarten, welche durch die Fischerei stark dezimiert werden. Werden sie zu selten, lohnt sich ihr Fang schließlich nicht mehr und es werden andere Fische angepeilt, zum Beispiel jene Arten, die vorher noch die Beute der großen Fische waren. Die Größe der Zielfische wird so immer geringer. Dieses Phänomen wird als „Fishing down the food web“ (Das Nahrungsnetz von groß nach klein abfischen) beschrieben.
Wissenschaftliche Empfehlungen werden missachtet
Die technisch hoch gerüsteten und auf schnellen Profit bedachten großen Fangflotten leeren die Meere. In den europäischen Gewässern bestimmt die Europäische Union (EU) im Rahmen ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP), wie viel Fisch in einem Jahr aus ihren Gewässern entnommen werden darf. Dabei wird sie vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) beraten, zu dem mehrere hundert Wissenschaftler:innen aus aller Welt gehören. Doch sehr häufig liegen die am Ende festgelegten Fangmengen über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Diese politisch ausgehandelten Fangquoten sind dann zwar legal, aber bei weitem nicht mehr nachhaltig. Und das ist nur ein Ergebnis von einer kurzsichtigen und nicht nachhaltigen Politik.
Faire Bedingungen für Fische und Fischer:innen nötig
Sowohl die Fische als auch die Fischer:innen verdienen eine langfristige Perspektive. Diese sollte für einzelne Fischbestände innerhalb des Fischereimanagements in Europa in so genannten Mehrjahres-Plänen umgesetzt werden. Der WWF fordert zudem, dass dafür der so genannte Ökosystemansatz zum Zuge kommt und den Empfehlungen der Wissenschaftler:innen gefolgt wird.
Was für Europa gilt, muss erst recht für die Aktivitäten der EU-Schiffe in anderen Ländern gelten. Faire Fischereiabkommen mit Drittstaaten müssen eine umweltverträgliche und nachhaltige Fischerei fördern und die Rechte und Bedürfnisse der lokalen Fischer:innen schützen. Vor allem Menschen in Entwicklungsländern sind darauf angewiesen, für die Eigenversorgung noch ausreichend Fisch fangen zu können.
Ein globales Abkommen zur Beendigung schädlicher Fischereisubventionen
Nach fast zwei Jahrzehnte langen Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) war es höchste Zeit, endlich zu handeln: Im Jahr 2021 wollten die WTO-Mitglieder ein globales Abkommen zur Beendigung schädlicher Fischerei-Subventionen abschließen. Aufgrund der globalen Pandemie wurde die entscheidende Sitzung vertagt. Erst im Juni 2022 kamen die nationalen Vertreter:innen wieder zusammen.
Subventionen gehören weltweit zu den wichtigsten Ursachen der Überfischung. Sie führen zu Überkapazitäten in den Fangflotten und senken die Betriebskosten so weit, dass auch grundsätzlich unrentable Fischereiaktivitäten fortgeführt werden, oft auf Kosten der Meeresumwelt. Staatliche Fördermittel gehen zudem sogar an Fischereiakteure, die an illegaler, undokumentierter oder unregulierter (IUU) Fischerei beteiligt sind.
Weltweit stellen die Regierungen geschätzte 22 Milliarden US-Dollar pro Jahr an schädlichen Subventionen bereit. Die Industriestaaten tun sich dabei besonders hervor, wobei Japan, China, die EU und die USA die insgesamt größten Budgets aufbringen. Leidtragende dieser Politik sind nicht nur die Weltmeere, sondern oft die Länder und Menschen im globalen Süden. Sie werden auf diese Weise um Zugangs-, Verteilungs- und Marktgerechtigkeit betrogen.
Rund 200 Millionen Menschen sind weltweit direkt und indirekt in der Fischerei beschäftigt. In den Entwicklungs- und Schwellenländern sind dies zumeist Kleinfischer, die besonders unter dem Teufelskreis der subventionierten Überfischung leiden. Wirtschaftliche Entwicklung in den Küstenregionen setzt gesunde Fischbestände voraus. Regierungen sollten daher schädliche Subventionen beenden und ihre Finanzmittel besser in die Erholung der Meere und in nachhaltiges Fischereimanagement investieren.
"Seit zwei Jahrzehnten steht das Thema auf der WTO-Agenda, es ist höchste Zeit, dass die Regierungen endlich handeln, um Handelsverzerrungen und Umweltzerstörung, die durch schädliche Fischereisubventionen befeuert werden, schnellstmöglich zu beenden."
- 25 gute Gründe ...
Alle gegen Überfischung
Ein gutes Management lässt sich auch durchsetzen, wenn Verbraucher:innen und Händler:innen die Weichen richtig stellen: Wer Fisch aus nachhaltigem Angebot bevorzugt, lenkt den Markt ein Stück weiter hin zur naturverträglichen Fischerei, damit auch in vielen Jahren noch Fische und Meeresfrüchte im Angebot sind. Der WWF-Einkaufsratgeber Fische & Meeresfrüchte (im Internet oder als App) macht deutlich, welche Produkte derzeit eine gute Wahl sind und von welchen wir abraten.
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