Mein Leben lang interessiere ich mich für Tiere, Artenschutz und besonders für die Zusammenhänge auf der Welt. Bereits als Kind sind meine Eltern sehr viel mit mir gereist und das tue ich nun auch mit meinen Kindern. Gemeinsame Erlebnisse und Emotionen auf Reisen in unterschiedliche Regionen haben uns hautnah erfahren lassen, wie bedroht diese Refugien sind.
Tatjana Schauer engagiert sich zusammen mit ihren beiden erwachsenen Kindern Anuschka, 20 und Nikolai, 22 als Living-Planet-Club-Partner:innen in zwei Regionen der Erde, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Die Arktis und die Masai Mara.
Liebe Frau Schauer, Sie unterstützen den WWF bereits seit über 20 Jahren. Woher kommt die Begeisterung für die Natur, und wie kam es zu diesem nachahmenswerten Familienprojekt?
Gab es einen bestimmten Auslöser für das gemeinschaftliche Engagement?
Vor fünf Jahren waren wir auf einer Expedition in der Arktis. Manchmal konnte man die Eisbären mit der Kamera so nah heranzoomen, dass man das Gefühl hatte, sie anfassen zu können. Wir waren fasziniert. Zugleich wurden wir Zeugen des Klimawandels und kehrten zurück in dem Wissen, dass einige dieser Eisbären an Land verhungern werden, weil immer weniger Packeis vorhanden ist. Der Auslöser für unser Engagement war eine weitere Expedition ins Eis, dieses Mal in die Antarktis. Auch dort ist der Klimawandel deutlich erkennbar: Das Wasser erwärmt sich, Wale finden nicht mehr genügend Nahrung, Pinguin-Kolonien schrumpfen und Eisbären verlieren ihren Lebensraum. Als wir zurückkamen, war meiner Familie klar, dass wir etwas tun wollen. Da ich schon seit 26 Jahren WWF-Mitglied bin, erkundigten wir uns dort, mit welchem Projekt wir den Eisbären helfen könnten.
Nun unterstützen Sie die Entwicklung von Satelliten-Ohrensendern für Eisbären. Was hat Sie überzeugt, dieses Projekt zu unterstützen, und was ist das Besondere daran?
Die Entwicklung der neuen Satelliten-Ohrensender hat uns aus drei Gründen sehr angesprochen: erstens tatsächlich direkt etwas für die Eisbären tun zu können, zweitens entsprechende Gebiete für den Schutz dieser Art auszumachen sowie zu definieren und drittens die technische Komponente, die Entwicklung von etwas völlig Neuem und das Beschreiten neuer Wege. Denn bei diesem Projekt geht es darum, auch männliche Eisbären mit Satellitensendern zu versehen. Bisher war dies nicht möglich, da sie sich die Halsbandsender einfach über den Kopf abstreifen. Jetzt konnte mit Hilfe eines 3D-Druckers ein Prototyp hergestellt werden, der am Ohr der Eisbären angebracht wird. Er wird aktuell am Eisbärmännchen Lyutyik im Zoo von Anchorage im Süden von Alaska getestet.
Welche Visionen haben Sie für dieses Projekt?
Zum einen sehen wir einen großen Hebel in der Datenerhebung, aus der neue Erkenntnisse gewonnen werden können. Mit modernen Mitteln darlegen zu können, wie der Klimawandel voranschreitet und wie sich Eisbären dadurch anpassen müssten – das hat Potenzial.
Zum anderen möchten wir dazu beitragen, dass an den richtigen Orten Schutzgebiete eingerichtet werden. Dafür ist es wichtig zu wissen, wo sich die Eisbären aufhalten und welche Regionen geschützt werden müssen.
Sie unterstützen außerdem „Mehr Platz für wilde Tiere – Conservancies für die Masai Mara“. Warum haben Sie sich dafür entschieden und was beinhaltet das Projekt genau?
Mittlerweile waren wir bereits zwei Mal in Afrika, genauer gesagt in Kenia und Tansania. Während dieser Reisen konnten wir bereits das Land, die Tiere und die Menschen kennenlernen und erleben. Damals haben wir eine Patenschaft für Elefantenwaisen übernommen, die durch Wilderei ihre Mütter verloren haben. Im Rahmen des WWF-Projektes, das wir jetzt unterstützen, werden in den Savannen der Mara Flächen für den Naturschutz aus der Nutzung genommen. Die teilnehmenden Gemeinden werden im Gegenzug an den Erträgen aus naturverträglichem Tourismus beteiligt. Die neuen Flächen werden teilweise renaturiert, Zäune und Zivilisationsmüll werden entfernt und die Flächen von Gemeindewildhütern gesichert. Unsere Hoffnung ist es, so bedrohten Tierarten wieder eine sichere Zukunft in der freien Wildbahn zu ermöglichen.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem WWF und was erhoffen Sie sich neben dem Schutz der Natur vom Living Planet Club?
Der persönliche Kontakt und die individuelle Betreuung machen die Zusammenarbeit mit dem WWF so besonders. Es liegt mir viel an einem Austausch mit den Mitarbeiter:innen des WWF und mit Gleichgesinnten.
Ich würde mir wünschen, über den Living Planet Club Menschen kennenzulernen, die dasselbe machen wie wir, und mit ihnen Hoffnungen und Visionen zu teilen.
Anuschka und Nikolai, ihr beide habt einen ganz persönlichen Bezug zu den beiden Projekten, was treibt euch jeweils an?
Nikolai: Als ich vom Projekt zur Entwicklung von Satelliten-Ohrensendern für Eisbären gehört habe, war ich sofort begeistert. Da ich „Künstliche Intelligenz“ studiere, was viel mit Technik, Elektronik und Programmierung zu tun hat, und ich darüber hinaus auch selbst mit 3D-Druckern arbeite, ist es sehr spannend für mich, dieses Projekt im Detail zu verfolgen. Die eindeutigen, wissenschaftlichen Daten, die auf diesem Weg gesammelt werden können, sind ein wirksamer Weg, andere Menschen zu überzeugen. Das ist uns wichtig. Wir wollen andere Menschen davon überzeugen, dass wir alle etwas tun können und tun müssen zum Schutz unserer Erde.
Anuschka: Ausschlaggebend war eine bewegende ZDF-Dokumentation über ein WWF-Erfolgsprojekt in Kenia. Der Film zeigte, wie ein Wanderkorridor geschaffen wurde und Wildtierherden nach vielen Jahren auf ihre alten Wanderwege zurückgefunden haben. Bei unseren Afrikareisen war ich zwar erst zehn Jahre alt, aber beim Zurückdenken habe ich immer ein wohliges Gefühl im Bauch. Afrika hat einen festen Platz in meinem Herzen und so war für mich klar, solch ein Projekt dort zu unterstützen.
Der WWF bedankt sich herzlich bei Familie Schauer für ihr Engagement und das Interview.
- Living Planet Club
Weitere Informationen zu den Herzensprojekten Masai Mara und Arktis