Führende Europäische Lebensmittelhändler und -verarbeiter schließen sich der Initiative für das Überleben des spanischen Weltnaturerbes Doñana an

Dreiundzwanzig führende europäische Lebensmitteleinzelhändler, Fruchthändler und Firmen der fruchtverarbeitenden Industrie setzen sich für das Überleben von Spaniens ältestem Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe, dem Feuchtgebiet Doñana ein. Anlässlich des morgigen Weltwassertags fordern sie gemeinsam die andalusische Regionalregierung auf, die illegale landwirtschaftliche Nutzung von 1.900 Hektar zu stoppen, statt sie wie geplant nun sogar zu legalisieren. Die nicht genehmigten Flächen werden derzeit für den Erdbeer- und Beerenanbau genutzt und mit illegalen Brunnen bewässert. „Mit dieser Amnestie droht der Park endgültig zu verdursten“, warnt WWF-Süßwasserexperte Johannes Schmiester. Erst im Juni 2021 verurteilte der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) Spanien nach einer Klage des WWF wegen übermäßiger Entnahme von Grundwasser. Auch die Europäische Kommission, internationale Organisationen (UNESCO, Ramsar und IUCN), Wissenschaftler:innen, Umweltverbände und die spanische Regierung lehnen die Pläne der Regionalregierung ab.

Unterstützer* der WWF-Initiative sind auch die fünf größten Lebensmitteleinzelhändler Europas. Aus Deutschland unterzeichneten die Lebensmitteleinzelhändler Aldi Nord, Aldi Süd, EDEKA, Kaufland, Lidl, Netto Marken-Discount und Rewe Group. Auch aus der Schweiz und dem Vereinigten Königreich schlossen sich einige der größten Lebensmitteleinzelhändler an. Die Unternehmen beziehen Obst aus der Region Huelva und wollen sich – auch im Namen ihrer Kundschaft – vergewissern, dass die bezogenen Waren ökologisch verantwortungsvoll angebaut werden. Deutschland ist das wichtigste Abnehmerland für Früherdbeeren aus der Region.

Der Beerenanbau auf den jetzt zur Amnestie diskutierten Flächen ist bislang doppelt illegal.  Johannes Schmiester erklärt: „Sowohl das Land, auf dem die Beeren wachsen, als auch das zur Bewässerung genutzte Wasser wird widerrechtlich genutzt. Das ist seit 2014 gesetzlich festgehalten. Die andalusischen Behörden haben es seither versäumt gegen illegale Flächen und Brunnen vorzugehen. Die geplante Amnestie illegaler Anbaubetriebe belohnt nun Landwirte, die Gesetze missachten und die Natur übernutzen,“ erklärt Schmiester. Die andalusische Regierung gefährdet mit dem Gesetzesvorhaben nicht nur das Überleben des Doñana-Nationalparks, sondern auch die Zukunft der Landwirtschaft vor Ort. Sinkende Grundwasserspiegel werden es den Landwirten vor Ort immer schwerer machen, ihre Betriebe aufrechtzuerhalten. „Wir begrüßen es sehr, dass viele Lebensmittelhändler und -verarbeiter verantwortlich handeln und sich für ein nachhaltiges Wirtschaften in der Region stark machen. Zugleich handeln sie damit im ureigensten Interesse, da ohne zukunftsfähigen Umgang mit Wasser Südspanien und seine Ökosysteme angesichts des Klimawandels austrocknen werden. Hoffentlich kommt diese Botschaft auch bei der andalusischen Regierung an,“ so Schmiester.

Das UNESCO Weltnaturerbe Doñana steht seit 1969 unter Schutz, trotzdem gefährden über 1000 illegale Brunnen den Lebensraum von Zugvögeln und seltenen Tierarten wie dem iberischen Luchs. Die Feuchtegebiete von Doñana sind unersetzlich für die Klimaresilienz der iberischen Halbinsel und die biologische Vielfalt. Besonders für hunderttausende Zugvögel wäre das Austrocknen des Feuchtgebiets eine Katastrophe. Sie brauchen das einzigartige Gebiet als Rastplatz auf dem Weg von Nordeuropa nach Afrika.

Hintergrund: Erdbeeren, die durstigen Früchte

März ist Hochzeit der Früherdbeerensaison. Die meisten roten Früchtchen, die sich jetzt in den deutschen Supermarktregalen befinden, wachsen im trockenen Südspanien unter einem Meer an Plastikfolien heran. Pestizide, Transportemissionen und der hohe Wasserverbrauch beim Anbau in der wasserarmen Region machen die Früherdbeere zu einer Problemfrucht. Ungefähr 300 Liter Wasser verschlingt die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren – so viel passt in eineinhalb Badewannen und wird von den Tieren und Pflanzen im Doñana Feuchtgebiet dringend gebraucht. In Deutschland ist die Wasserverfügbarkeit wesentlich höher als im trockenen Andalusien. Der WWF empfiehlt deshalb auf die heimische Erdbeersaison zu warten und bis dahin zu eingemachten Früchten aus Deutschland zu greifen. Der WWF Podcast ÜberLeben berichtet ausführlich über das Thema.

*Die Unterzeichner des Briefes sind: Aldi Nord, Aldi Süd, ASDA, Axfood, Coop Schweiz, Denner, EDEKA, Innocent Drinks, Kaufland, Lidl, Migros, Morrisons, Netto Marken-Discount, Orkla Foods Sverige, Rewe Group, Sainsbury’s, SPAR Holding AG (CH), SVZ, Tesco, Valora, Volg, Waitrose und Worldwide Fruit.

  • Erdbeeren © Kari Schnellmann Erdbeeren: Zur richtigen Zeit vom richtigen Ort

    Ob verarbeitet in Eiscreme, Kuchen oder einfach pur: Kaum eine Frucht ist bei den Deutschen beliebter als die Erdbeere. Mehr dazu

Thematischer Hinweis: Crowd-Science-Aktion ARD #UnserWasser

Die Auswirkungen der Klimakrise sind auch in Deutschland immer stärker spürbar: Gewässer trocknen aus, Grundwasserspiegel sinken. Welche Bäche und Seen verschwinden bei uns? Das will die gerade gestartete ARD Crowd Science Aktion #UnserWasser untersuchen und der WWF unterstützt das. Mitmachen, Nachschauen und Fotos hochladen auf www.ard.de/unserwasser

Kontakt

Sylvia Ratzlaff

Pressesprecherin, Berlin

  • Ausgetrockneter Boden © ThinkstockPhotos Wasserknappheit

    Obwohl unser Planet zu mehr als 70 Prozent damit bedeckt ist, wird Wasser für eine wachsende Weltbevölkerung zunehmend ein knappes Gut. Erfahren Sie mehr

  • Erdbeer-Anbau in Spanien © Michel Gunther / WWF WWF-Podcast Folge 87: Erdbeeren und andere durstige Früchtchen

    Zu Gast beim #ÜberLeben Podcast ist Juliane Vatter. Sie ist die Wasserspezialistin vom WWF Deutschland. Außerdem dabei: Patrick Freund, der sich um verbesserte Lieferketten kümmert Jetzt anhören