Vom 21. Oktober bis 1. November 2024 fand in Cali (Kolumbien) der erste Teil der 16. Weltnaturkonferenz statt. Da bereits viele Delegierte abgereist waren und das Schlussplenum somit nicht mehr beschlussfähig war, musste die Konferenz jedoch vertagt werden und ging im Februar 2025 in Rom in die Verlängerung. 

COP16: Status Quo bei der Umsetzung des Kunming-Montreal-Abkommens im Fokus

Abholzung in der Gemeinde Apui im Amazonas © Andre Dib / WWF Brazil
Abholzung in der Gemeinde Apui im Amazonas © Andre Dib / WWF Brazil

Nach schwierigen Verhandlungen konnten sich im Dezember 2022 die Verhandlungsstaaten auf ein neues globales Abkommen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der weltweiten Natur einigen. Bei der 16. Weltnaturkonferenz in Cali nahmen die teilnehmenden Staaten die 23 vereinbarten Ziele genauer unter die Lupe und blickten auf den aktuellen Stand bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen.

So sollten alle Staaten bis zur COP16 ihre nationalen Strategien und Aktionspläne vorlegen und mit der Umsetzung beginnen. Von den 196 Mitgliedsstaaten hatten allerdings zu Beginn der Konferenz im Oktober 2024 lediglich 15 ihre nationalen Pläne veröffentlicht.

Obwohl die Konferenz abrupt enden musste, da nicht mehr ausreichend Delegierte für das Schlussplenum vor Ort waren, gab es auch Erfolge zu vermelden: So konnte man sich in Cali darauf einigen, wie Unternehmensprofite aus der Nutzung genetischer Ressourcen aus der Natur in den globalen Süden fließen sollen. Darüber hinaus wurden der Schutz biodiversitätsreicher Meeresgebiete und die Beteiligung indigener Bevölkerungen gestärkt. Auf zentrale Wirtschaftssektoren wie Infrastruktur und Finanzen wird zukünftig bei der Umsetzung des Weltnaturabkommens ein besonderes Augenmerk gelegt. Auch das ist zumindest ein Teilerfolg der 16. Weltnaturkonferenz in Cali gewesen.

Im Februar 2025 ging dann auch schlussendlich der zweite Teil der 16. Weltnaturkonferenz in Rom erfolgreich zu Ende. Die Vertragsstaaten verabschiedeten eine Strategie für die finanzielle Unterstützung beim Erhalt der Biodiversität und die dafür erforderlichen Maßnahmen im Finanzwesen. Darüber hinaus konnte man sich auf einen Mechanismus einigen, wie die Umsetzung des Weltnaturabkommens gemessen werden soll bzw. wie Nachbesserungen ermöglicht werden können. 

„Aus Sicht des WWF ist das Ergebnis ein dringend benötigter Erfolg. Mit den Beschlüssen soll das Artensterben nicht nur in den nächsten fünf Jahren gestoppt, sondern die Bewahrung der Ökosysteme auch in den kommenden Dekaden ermöglicht werden. Die Vertragsstaaten haben gezeigt, dass sie globalen Herausforderungen auch in schwierigen Zeiten noch gemeinsam entgegentreten können. Der Verlust der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten betrifft alle Staaten. Sie haben sich trotz der großen Unterschiede und verschiedenen Meinungen in Rom zusammengerauft und eine Lösung gefunden.“

Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland

Ob die Länder ihren Worten auch Taten folgen lassen, wird der Umsetzungsmechanismus hoffentlich zeigen. Das neue Weltnaturabkommen hat auf jeden Fall den Weg geebnet und ist zumindest ein Hoffnungsschimmer für den Artenschutz!

Das Kunming-Montreal-Abkommen: Ein Erfolg für die Natur, wenn auch mit Lücken!

Seegras und Meeresschildkröte © Antonio Busiello
Seegras und Meeresschildkröte © Antonio Busiello

30 Prozent der weltweiten Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme sollen bis 2030 unter Schutz gestellt werden – das war eine Forderung des WWF und wurde 2022 im Kunming-Montreal-Abkommen festgehalten, was ein großer Erfolg für die biologische Vielfalt unseres Planeten darstellt. Besonders erfreulich ist die deutliche Einbeziehung der Rechte indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften. Indigene spielen beim Schutz der Natur eine entscheidene Rolle. Ein Drittel der artenreichsten Gebiete der Erde befindet sich in ihren Gebieten.  

Im Rahmen des Finanzsektors hat sich der WWF dafür stark gemacht, dass private und öffentliche Investitionen die Natur erhalten und nicht zerstören. Umso positiver ist es zu bewerten, dass das Abkommen an der Abschaffung schädlicher staatlicher Anreize und Subventionen festhält und Investitionen von Unternehmen sowie Finanzinstitutionen in Zukunft nur noch naturfreundlich geschehen dürfen. 

Auch das Problem der Umweltverschmutzung soll zum Beispiel durch eine Halbierung des Einsatzes von Pestiziden noch energischer angegangen werden. Insbesondere Umweltministerin Steffi Lemke von den Grünen hatte sich für dieses Ziel eingesetzt.

Die fünf Treiber des Artensterbens

Palmöl-Plantage aus der Luft © Aaron Gekoski / WWF US
Palmöl-Plantage aus der Luft © Aaron Gekoski / WWF US
  • Landnutzungswandel: Durch immer weiter wachsende Nutzung natürlicher Lebensräume, insbesondere durch großflächige Futtermittelproduktion, Viehzucht und Monokulturen in der Landwirtschaft, werden immer mehr Ökosysteme zerstört – oft in den artenreichsten Gebieten der Erde, wie dem Amazonasregenwald. Tier- und Pflanzenarten verlieren dadurch die Grundlage ihres Fortbestehens. In der Folge kommt es zu Mensch-Tier-Konflikten, die weltweit zunehmen – mit verheerenden Folgen für beide Seiten.
     
  • Übernutzung natürlicher Ressourcen: Wir entnehmen der Erde Jahr für Jahr mehr, als sie an Ressourcen und Ökosystemleistungen wiederherstellen kann. Durch beispielsweise intensive Landwirtschaft, Überfischung der Meere, Entwaldung und umweltschädliche Subventionen werden Ökosysteme und Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten zerstört. Unser Wirtschaftssystem kalkuliert die Natur nicht mit ein, ihre Ressourcen werden als unendlich betrachtet und die Kosten ihrer Zerstörung meist ignoriert.
     
  • Umweltverschmutzung: Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung nehmen zu. Treibhausgasemissionen, industrielle Abfallprodukte wie im Bergbau oder in der Landwirtschaft sowie Giftmüll und immer wieder auftretende Ölkatastrophen haben schwerwiegende Auswirkungen auf Land-, Süßwasser und Meeresökosysteme, auf die Wasserqualität und die Atmosphäre. Plastikmüll in den Meeren belastet nicht nur die Artenvielfalt stark, sondern erreicht über die Nahrungskette auch uns Menschen.
     
  • Klimakrise: Die Erderhitzung hat weltweit dramatische Folgen für die biologische Vielfalt. Häufiger und extremer auftretende Naturkatastrophen wie Waldbrände, die Erwärmung der Meere und das Schmelzen der Eiskappen haben dramatische Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume. Die fortschreitende Zerstörung natürlicher CO2 Speicher wie Wälder und Moore befeuern wiederum die Erderhitzung. Klima- und Artenkrise können deshalb nur gemeinsam bewältigt werden.
     
  • Invasive Arten: Immer mehr Tiere und Pflanzen werden durch den Menschen aus ihrem Verbreitungsgebiet verschleppt – ob bewusst oder unbewusst. Stellenweise kann dadurch die Artenvielfalt zunehmen. Oft haben gebietsfremde Tierarten (Neozoen) und Pflanzenarten (Neophyten) aber negative Auswirkungen.

Fragen und Antworten zur CBD & COP

Was ist das UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt?

Mit der Convention on Biological Diversity – CBD steht ein völkerrechtlich verbindliches Übereinkommen zur Verfügung, das von 196 Mitgliedsstaaten unterzeichnet wurde und drei Hauptziele verfolgt:

  1. Den Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und aller Gene.
  2. Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Darunter versteht man, Wälder, Flüsse, Meere, wildlebende Tiere und Pflanzen so zu nutzen, dass sie in ihrer Nutzungsfähigkeit nicht abnehmen und somit auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben.
  3. Die gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung genetischer Ressourcen ergebenden Gewinne und Vorteile, z.B. bei der Gewinnung und Vermarktung von Naturmedizin aus wildlebenden Arzneipflanzen.

Die Konvention regelt somit die umfassende Berücksichtigung der biologischen Vielfalt in allen Lebens-, Wirtschafts- und Nutzungsbereichen des Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit. 

Was ist die COP?

COP steht für Conference of the Parties, das sind regelmäßige Konferenzen, bei denen sich die 196 Mitgliedsstaaten (bei der CBD alle 2 Jahre) treffen und das weitere Vorgehen, Strategien oder neue Abkommen innerhalb bzw. „unter“ der CBD verhandeln.

So können Sie den WWF beim Erhalt der biologischen Vielfalt unterstützen:

Weitere Informationen

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